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Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)

Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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In­ter­net­adres­se oder so­was. Kei­ne E-Mail. Ent­we­der igno­riert der Typ er­folg­reich das Com­pu­ter­zeit­al­ter oder er hat die­sen Fir­le­fanz gar nicht nötig, um an Kun­den zu ge­lan­gen. Ver­mut­lich Letzte­res, was ihn mir ir­gend­wie sym­pa­thisch macht.
    Wir sind in ei­nem al­ten Fa­brik­ge­bäu­de an der Vier­zehn­ten, nur dass da mitt­ler­wei­le kaum noch je­mand ar­bei­tet. Nicht, seit die an­de­re Fa­brik oben auf dem Hü­gel über der Stadt auf­ge­macht hat.
    Könn­te sein, dass in dem Ge­bäu­de noch an­de­re Büros sind. Falls ja, sind alle, die da tags­über ar­bei­ten, ver­nünf­ti­ger­wei­se längst im Bett. Es muss mitt­ler­wei­le be­reits früher Mor­gen sein. Wir ha­ben je­den­falls das gan­ze Stock­werk für uns. Als wir das Zim­mer be­tre­ten, ist es arsch­kalt. Scheint er nicht zu be­mer­ken, also sage ich: »Ähm, Mr. Slo­burn, Sir? Was ist ei­gent­lich mit der Hei­zung?«. Er schaut mich einen Mo­ment fra­gend an und dann geht er rü­ber zu den Heiz­kör­pern und dreht sie auf. Von ir­gend­wo tief un­ten aus den Ein­ge­wei­den der al­ten Fa­brik klingt ein Bol­lern her­auf, als ob ir­gend­wel­che großen Kes­sel zum Le­ben er­wa­chen und erst­mals seit Jah­ren wie­der hei­ßes Was­ser durch die Lei­tun­gen pum­pen.
    Ich gehe rü­ber und stel­le mich an den Heiz­kör­per, der rasch heiß wird, um mir den Hin­tern auf­zu­wär­men. All­mäh­lich wird auch die Tem­pe­ra­tur hier drin er­träg­li­cher. Das Zim­mer ist ganz schön spär­lich ein­ge­rich­tet, ei­gent­lich nur ein ein­zi­ger großer Raum, in dem früher die Ma­schi­nen ge­stan­den ha­ben müs­sen. Man sieht noch die Ver­an­ke­rung auf dem Bo­den, wo sie mal ge­gen Weg­rut­schen ge­si­chert wa­ren. Ich ver­su­che, drauf zu kom­men, was sie früher hier her­ge­s­tellt ha­ben, aber ich kann mich nicht er­in­nern. Drü­ben, bei den Fens­tern, steht ein Mons­ter von ei­nem Büro­tisch, so ein al­tes, schwe­res Ding mit Tau­sen­den von Fä­chern, aus Ei­che oder Ma­ha­go­ni oder so­was. Da­vor und da­hin­ter je­weils ein Stuhl, der hin­ter dem Tisch ist al­ler­dings eher ein Ses­sel. So ein über­trie­ben großes Le­der­ding mit Oh­ren und Arm­leh­nen. Der Schreib­tisch selbst ist kom­plett leer, bis auf ein Te­le­fon (schwarz, und mit Wähl­schei­be) und eine klei­ne Lam­pe, auch so ein eng­lisch wir­ken­des Ding mit 'nem grü­nen Schirm aus Glas. Sieht ziem­lich edel aus, ur­alt und wert­voll. In der Ecke bei der Tür ste­hen ein paar Re­ga­le, 'ne rie­si­ge Le­der­couch und ein Kaf­fee­tisch. Drauf das ein­zi­ge An­zei­chen, dass hier tat­säch­lich je­mand lebt. Ein großer Aschen­be­cher aus Glas, rand­voll mit Kip­pen, al­les selbst­ge­dreh­te.
    Der Typ scheint mäch­tig stolz zu sein auf sein Ta­lent zur In­nen­ein­rich­tung, steht beim Fens­ter und grinst sein Wä­sche­klam­mer­grin­sen, war­tet, bis ich mir al­les an­ge­guckt habe. Dann geht er rü­ber in die an­de­re Ecke, wo eine Tür ist und eine Wen­del­trep­pe aus Stahl. Die Wen­del­trep­pe ist recht hübsch, so ein ver­zier­tes Ding aus dem neun­zehn­ten Jahr­hun­dert, Un­men­gen klei­ne Bö­gen und Blu­men und so'n Schmie­de­zeugs aus Me­tall. Er öff­net die Tür un­ter der Trep­pe. Dort ist ein klei­ner Raum mit ei­nem Bett, 'nem Schrank und ei­nem Wasch­becken. Er dreht das Was­ser auf, um mir zu zei­gen dass es geht. Ich sehe, dass da zwei Häh­ne sind, ei­ner für Warm­was­ser. Aus der Wand. Kann es kaum fas­sen. Am Kopf­en­de von dem Bett, das be­quem und sehr ein­la­dend aus­sieht, ist 'ne Hei­zung, die dreht er jetzt auch auf.
    Auf dem Bett lie­gen Kla­mot­ten. Ein An­zug, so ei­ner aus ro­bus­tem Stoff und ein dicker Woll­pull­over. Er macht den Schrank auf und da hän­gen noch mehr von den Hem­den. Ein zwei­tes Paar Ho­sen, Strümp­fe, Un­ter­wä­sche und so'n Kram. Auf dem Bo­den ste­hen drei Kar­tons. Wer­den wohl Schu­he drin sein, brand­neue wie's aus­sieht. »Oh, Schei­ße.« sage ich. Was soll ich auch sonst sa­gen? Ich könn­te heu­len vor Glück, und wenn Sie mal in mei­ner Si­tua­ti­on wa­ren, wer­den sie's viel­leicht verste­hen. Das hier war für mich wie Os­tern und Weih­nach­ten auf einen Tag. Und da­bei war noch nicht

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