Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Das schließt die Bullen nun definitiv aus, und es schließt auch ganz bestimmt die Familien aus, denn die lassen die Finger von dem Zeug wie der Teufel vom Weihwasser. Seltsam. Und wenn der Typ tatsächlich ein Privatdetektiv ist, hat er Eier wie Kanonenkugeln, das Zeug in aller Öffentlichkeit zu rauchen, noch dazu hier in Port.
Und plötzlich schießt es mir. Es ist der Typ aus meinem Traum, oder meiner Vision, wenn sie es so nennen wollen. Der Typ, der in dem dunklen Zimmer saß, eine rauchte und diese sonderbar glühenden Augen hatte. Oh Scheiße, denke ich, was geht hier eigentlich ab? Aber es wird noch sonderbarer.
Er nimmt den Anhänger an meinem Hals zwischen Daumen und Zeigefinger – ich bin ganz steif vor Angst und denke, er will mir das Ding abreißen. Stattdessen nimmt er einen richtig tiefen Zug von dem Joint, wobei er sich mit der linken Hand ein Nasenloch zudrückt. Dann beugt er sich blitzschnell vor und schiebt sich den Stein in den Mund, macht die Augen zu. Ich höre ein leises Klicken, als er das tut, so als ob da etwas einrastet, in seinem Mund. Vielleicht hat er drauf gebissen oder er lutscht das verdammte Ding wie einen Bonbon. Heilige Scheiße, wieso sind alle Verrückten bloß immer hinter mir her?
Dann atmet er eine mächtige Rauchwolke aus und das Ding fällt ihm aus dem Mund. Er macht die Augen wieder auf und starrt mich an. Der Anhänger schwingt zurück und im Reflex wische ich mit dem Arm drüber. Ist wahrscheinlich voll mit Speichel von dem Typen. Dann steht er auf und das Dritte, das er zu mir sagt, ist: »Komm.« Nur das. Nicht warum, und nicht wohin. Aber er sagt's in einem ziemlich überzeugenden Ton. Und wer weiß, der Typ kann immer noch eine Knarre aus der Manteltasche zaubern, wenn ich nicht spure. Er hält mir eine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ich greife danach und zieh mich hoch, mit der anderen halte ich die Decke fest. Seine Klaue ist eiskalt und weich wie – ja, wie ein Schraubstock, um den man einen alten Lappen gewickelt hat. Der Typ muss Muskeln haben wie Drahtseile. Unscheinbar aber garantiert tödlich. Ich schätze, einer wie er braucht überhaupt keine Knarre.
Und dann sagt er was, das erste, das an diesem Abend einen Sinn ergibt. Er fragt mich, ob ich Hunger habe. Klar, sage ich, könnt ein halbes Pferd verdrücken, wenn er eins hat? Keine Ahnung, ob er das lustig findet, aber er hebt die Lampe vom Boden auf und wir gehen los, nachdem ich mir hastig meine Klamotten übergezogen habe. Die Decke lasse ich übergehängt, weil meine Klamotten noch ziemlich klamm sind und es immer noch verdammt kalt ist. Die kleine Beagle-Lady folgt uns und schaut ab und zu zu mir und dem Unauffälligen hoch, sie wirkt quietschvergnügt dabei. Für sie ist das scheinbar alles ein Riesenabenteuer.
Eine Weile marschieren wir durch die Straßen abseits der Maple. Ist stockduster und keiner außer uns unterwegs. Der Typ redet nicht und ich stelle keine Fragen. Also laufen wir schweigend die Harbour Street runter, Richtung Stadtmitte.
Nach einer Weile fang' ich an zu zittern wie einer von diesen alten Säcken, die beim Scheißen das ganze Klo versauen, weil sie nicht still halten können. Ich hab' ja nur den dünnen Mantel und die Decke über. Meine Zähne klappern, 's klingt wie ein verrückt gewordener Affe, der auf 'ner Schreibmaschine herumhackt. Als der Typ das mitbekommt, dreht er sich um und bleibt stehen. Dann kramt er ein paar Sachen aus den Manteltaschen, stopft sie in sein Jackett und reicht mir den Mantel rüber. Ich werf' ihn über und ein paar Minuten später ist mir nicht mehr kalt. Der Typ läuft jetzt nur noch im Jackett herum, aber ihn scheint das kein bisschen zu stören.
Irgendwann kommen wir bei Wang's Palace an, einem chinesischen Schnellimbiss. Könnte auch ein Vietnamese sein, was weiß ich. Auf jeden Fall hat das alte, verrückte Schlitzauge Tag und Nacht geöffnet und die Nudeln sind wirklich mehr als nur
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