Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
genießbar. Sogar die kalten, die manchmal hinter dem Haus in den Tonnen liegen. Mr. Wang packt seine Reste netterweise in kleine Plastiktüten ab und in meiner Situation ist man nicht besonders wählerisch, wissen Sie?
Wir gehen rein, wir sind die einzigen Gäste, was mich nicht besonders überrascht, es ist immerhin mitten in der Nacht. Nur der alte Wang steht hinterm Tresen und poliert selig lächelnd ein paar Gläser. Hier drin ist überall dieser China-Duft. Herrlich. Es riecht nach gebratenem Reis und Nudeln und Entenfleisch und diesen ganz speziellen Gewürzen. Der Unauffällige deutet auf einen der Tische und ich setze mich. Ich lege den Mantel ab, denn es ist echt heiß hier drin. Wundervoll. Unterdessen schlendert der Typ rüber zum alten Wang und unterhält sich eine Weile mit ihm. Ich bekomm' nicht mit, was sie erzählen, nur das sie's auf Chinesisch tun. Könnte allerdings auch Vietnamesisch sein.
Nach einer Weile kommt der Chinamann rüber getrippelt und stellt eine Riesenportion Nudeln vor mich hin, obendrauf gebratene Ente und 'ne Menge von diesem unwahrscheinlich leckeren Soßenzeugs. Und das Beste überhaupt, er stellt noch eine Flasche Bier dazu. Er hat sogar 'nen kleinen Teller für den Beagle dabei, mit Küchenabfällen, Entenfleisch und Knochen und so. Er streichelt den Hund und ist für einen Moment ganz aus dem Häuschen, bevor er wieder davon wackelt, in seinem seltsamen Chinamann-Wackelgang.
Dem Unauffälligen hat er nur 'ne Tasse Kaffee hingestellt. Verrückt. Kein normaler Mensch würde Kaffee bei 'nem Schlitzauge bestellen. Was soll's, mir kann's egal sein. Ich haue rein.
In nicht mal zehn Minuten habe ich das ganze Zeug verputzt, inklusive dem Bier und der Typ bestellt mit einer Geste in Richtung Theke ein neues für mich. Dann steckt er sich wieder einen von seinen Joints in den Mund und sagt:
»Wir müssen reden.«
Den Kaffee hat er nicht mal angerührt.
Nighthawks
A lso reden wir, der durchschnittlich Aussehende und ich. Er will 'ne ganze Menge Zeugs wissen, hauptsächlich über mich, was ich so treibe. Und über Port. Ob er ein Fremder wäre, frage ich ihn. Er schüttelt den Kopf und mehr bekomme ich zu diesem Thema nicht aus ihm raus. Ich schätze, es ist ihm lieber, wenn er die Fragen stellt. Naja, ich erzähl' ihm also einiges über Port, aber natürlich erst mal nichts von den Familien und so was. Oder von den kleinen, weißen Dingen unten am Strand, wo das Wasser so schwarz ist. Immerhin ist er vielleicht doch ein Fremder. Da weiß man nie.
Er hört aufmerksam zu, spitzt richtig die Ohren. Obwohl er schon den zweiten Joint intus hat, hat das Gras offenbar überhaupt keine Wirkung bei ihm, der Typ hat noch nicht mal glasige Augen! Aber langsam bekomme ich selbst Lust drauf. Ewig her, dass ich gutes Gras zu rauchen hatte. Naja, ist ewig her, dass ich überhaupt was zu rauchen hatte, ehrlich gesagt. Aber er ignoriert komplett, wie meine Augen der Kippe folgen, drückt das Ding schließlich im Aschenbecher aus und deutet auf meine Schüssel, die ich restlos leer geputzt hab'.
»Noch mehr?« fragt er, aber ich schüttle den Kopf. Das Essen war gut, aber nun bin ich wirklich pappsatt. Er nickt, und schaut mich nochmal mit einem dieser langen, seltsamen Blicke an. So von oben nach unten, dass ich mir vorkomm' wie 'ne Kuh auf der Viehmesse. Dann sagt er: »Willst du eine Arbeit, Samuel Barnabas Watt?«
Mann, der Typ sagt echt nicht viel, aber wenn er's tut, geht er gleich richtig ans Eingemachte.
»Sam.« sage ich, weil kein Mensch auf der Welt nennt mich Samuel Barnabas . Bescheuerter Name, den mir mein bescheuerter Vater, der Herr Direktor, verpasst hat.
»'Ne Arbeit? Und was für 'n Job soll das sein, Mister?« Über die Aussicht auf Kohle bekomm' ich gar nicht mit, dass ich dem Typen meinen Namen bisher noch gar nicht genannt hatte. Aber das fiel mir erst viel später
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