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Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)

Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Was­ser und die Brü­der aus dem Knast raus hiel­ten. Aber mehr als eine, höchs­tens zwei Ra­ten für die Bank wür­den da­bei nicht her­aus­sprin­gen, und in­zwi­schen war die Bank nicht mehr ihr Haupt­pro­blem. Si­cher, sie könn­ten am Es­sen spa­ren, den Ka­bel­an­schluss kün­di­gen – aber auch das wür­de das Pro­blem nicht wirk­lich lö­sen. Jetzt nicht mehr.
    We­nigs­tens hat­te sie Ricky. En­ri­que war ein gu­ter Jun­ge. Hat­te es nicht leicht in der Schu­le, weil er so still war. Oder weil er den kräf­ti­gen, dunklen Teint sei­ner Mut­ter ge­erbt hat­te. Weil er nicht wie ein mil­chi­ger Käse aus­sah. Kei­ne Freun­de, öf­ter mal ein blau­es Auge. Viel­leicht fehl­te ihm auch ein­fach der Va­ter, der ihm sol­che Din­ge zeig­te. Wie man sich ver­tei­dig­te, wie man zu­rück box­te, wenn das Le­ben einen trat. Aber sein Va­ter hat­te sie viel zu früh ver­las­sen und in ih­rem Elend sit­zen las­sen.
    Und nun hät­te sie bei­na­he auch noch Ricky ver­lo­ren, als die­ser Irre ihn auf dem Sea­si­de an­ge­fah­ren hat­te. Ihr ar­mer Jun­ge wäre fast ge­stor­ben da­bei! Aber er hat­te sich er­holt, ja, und sehr schnell, wie die Ärz­te ge­sagt hat­ten. Das war gut, aber auch das Kran­ken­haus wür­de eine Rech­nung schicken.
    Und seit­dem war der Jun­ge ver­schwun­den, war ihr wie­der mal da­von ge­lau­fen. Er wür­de zu­rück kom­men, si­cher. Viel­leicht wür­de er bei Ralph, die­sem dicken Jun­gen, zu dem er manch­mal ging, über­nach­tet ha­ben und hof­fent­lich, hof­fent­lich wür­de er noch in die Schu­le ge­hen. Muss­te die Pu­ber­tät sein, die dem Jun­gen so zu­setzte, ihn manch­mal so un­kon­trol­liert ag­gres­siv wer­den ließ. Und sie? Sei­ne Mut­ter hat­te ein­fach nicht die Kraft, et­was da­ge­gen zu tun, al­lein, wie sie war. »Oh, Mi­guel.« flüs­ter­te sie in ih­ren Kaf­fee und es lag nicht nur Lie­be in ih­rer Stim­me, als sie ih­res viel zu früh ver­stor­be­nen Ehe­manns ge­dach­te. Es lag auch eine Men­ge Trau­er dar­in, Ver­zweif­lung und Wut. Sie rutsch­te auf der Couch zu­sam­men und die Tas­se ent­glitt ih­ren kraft­lo­sen Fin­gern, als sie er­neut zu wei­nen be­gann.
    Nach ein paar Mi­nu­ten, die sie lei­se schluch­zend ver­bracht hat­te, fühl­te sich Azu­la Ló­pez stark ge­nug, auf­zuste­hen und die Saue­rei auf dem Tep­pich­bo­den weg­zu­wi­schen. Sie pack­te ein paar Kü­chen­tücher drauf und drück­te sie in die klei­ne Pfüt­ze, bis sie sich mit Kaf­fee voll ge­so­gen hat­ten. Um den Kaf­fee war es nicht scha­de, es war Rise & Shi­ne , die bil­ligs­te Sor­te in Mr. Winslows La­den, und er schmeck­te furcht­bar. Sie kipp­te den Rest in die Spüle und ging in den Flur, um sich ihre Jacke über zu zie­hen.
    Sie be­merk­te den Um­schlag erst, als sie drauf­trat und er­schrak zu­erst ein bis­schen. Das brau­ne Pack­pa­pier knis­ter­te ge­heim­nis­voll un­ter den Ab­sät­zen ih­rer Pumps. Als sie ihn auf­hob, er­wies sich der Um­schlag als über­ra­schend schwer. Je­mand muss­te ihn heu­te mor­gen durch den Tür­schlitz ge­steckt ha­ben. Sie dreh­te ihn in den Hän­den, fühl­te sein Ge­wicht. Auf dem Pa­pier stand nur
    AZU­LA
    in großen, un­ge­lenk wir­ken­den Buch­sta­ben. Kein Ab­sen­der. Azu­la öff­ne­te den Um­schlag und wäre bei­na­he in Ohn­macht ge­fal­len, als sie sah, dass er bis zum Rand mit Bank­no­ten ge­füllt war, größten­teils Hun­der­ter, ei­ni­ge größe­re Schei­ne wa­ren auch da­bei. Das muss­ten ins­ge­samt ein paar Tau­send sein, viel­leicht mehr. Und als sie den Schock über­wun­den hat­te, kam die Angst. Eine tief­sit­zen­de Angst, in der sich al­les ir­gend­wie um Ricky dreh­te, und wie er ge­sagt hat­te, er wer­de sich von nun an um die Din­ge küm­mern . Die Angst ver­wan­del­te ihr Herz in einen klei­nen, ei­si­gen Klum­pen, während sie den großen Um­schlag has­tig in ih­rer Hand­ta­sche ver­stau­te und sich me­cha­nisch auf den Weg zu ih­rer Ar­beit im Ye Olde Shop­pe mach­te.
    Na­tür­lich war es ihr den gan­zen Tag un­mög­lich, an ir­gend et­was an­de­res als das Geld in ih­rer Ta­sche zu den­ken. Ihre Ge­dan­ken wa­ren bei Ricky, und dem Um­schlag, und dem furcht­ba­ren Ver­dacht, den sie hat­te. Sie war

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