Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
wird dir ganz prima gefallen.«
»Klar.« sagte Ricky tonlos. Der Wagen des Fremden. Gute Idee. Hingehen. Jetzt. Und dann ausruhen.
Also setzten sich die beiden in Bewegung, und während Ricky träge hinter dem Alten her schlurfte, schien es, als stünde der dürre Mann mit dem schlohweißen Haar kurz davor, auf dem von Unrat übersäten Gehsteig ein paar vergnügte Pirouetten zu drehen.
Der Wagen des Alten erwies sich als ein schwarzer Kleinbus, dessen Gastraum keine einzige Scheibe hatte, dafür aber eine breite Schiebetür. Der Alte benutzte den Knauf seines Spazierstocks, um damit ein rhythmisches Muster an die Tür zu klopfen. Die Tür wurde von innen zur Seite geschoben und ein pickeliger junger Mann in einer schwarzen Lederjacke, einem verwaschenen Possessed -T-Shirt und ziemlich fettigem, schulterlangen Haar schaute heraus. Er warf einen fragenden Blick auf den Jungen, aber der Alte schien nicht geneigt, sich mit Erklärungen aufzuhalten.
»Den Sack,« sagte er, »schnell!«
Der Pickelige im Inneren des Lieferwagens drehte sich um und reichte dem Alten nach einigem Kramen einen schwarzen Stoffbeutel heraus, welcher mit seltsamen, goldenen Stickereien besetzt war. Dieser öffnete die Schnur, welche den Sack am unteren Ende verschlossen hielt, und stülpte ihn, einige seltsame Beschwörungen murmelnd über Rickys Kopf, der das ohne den geringsten Widerstand geschehen ließ.
»Hinein, nur hinein, mein liebes Kind!« rief der Alte fröhlich und Ricky stieg blind in den Van, wobei ihm der Kerl aus dessen Inneren behilflich war.
Ehrführchtig schaute der Pickelgesichtige zu dem alten Mann.
»Ist er es?«
Der alte Mann nickte knapp, stieg hinter Ricky in den Wagen und zog dann die Tür von Innen wieder zu. Kurz darauf fuhr der Van aus der Lücke und setzte sich in Richtung Norden in Bewegung.
Jake Sloburns Latein ist erschöpft
»E s hat keinen Zweck. Ich dachte, ich hätte ihn wieder, aber dann...« sagt er. Er hat die Augen geschlossen, den Kopf leicht gesenkt und presst die Innenseiten seiner Fäuste an die Wangen. Er sieht aus wie ein Mann mit ganz entsetzlichen Zahnschmerzen.
»Sie hatten ihn wieder auf dem Schirm, Mr. Sloburn?«
»Nur kurz. Dann war er wieder weg. Und jetzt sehe ich überhaupt nichts mehr. Fahre hier rechts ran, Sam.« Das mache ich. Zum ersten Mal erlebe ich, dass sich bei dem Mann, der sich Jake Sloburn nennt, so etwas wie Ratlosigkeit breit macht. Sobald ich halte, ist das Geräusch des Motors weg, von einem Moment auf den anderen. Luci gibt ein kleines »Wuff!« von sich. Auch nicht gerade hilfreich.
»Glauben Sie, dass der Bewohner, der in Rickys Körper steckt, also … dass er den Jungen vielleicht schon übernommen hat?«
Sloburn denkt nach. »Das wäre eine Möglichkeit, Sam, das wäre durchaus eine Möglichkeit.« Keine besonders tolle allerdings, male ich mir aus. Mr. Sloburn hatte irgend etwas von »unbesiegbar« erzählt, und auch wenn der Junge das auf dem Schrottplatz vielleicht noch nicht war, mir kam er jedenfalls stark genug vor, um eine Menge Unheil anzurichten.
»Naja, aber...«
»Ja, Sam?«
Und ich sage, eigentlich nur um ihn etwas aufzumuntern. »Gibt es nicht immer zwei Möglichkeiten, Mr. Sloburn?« Das habe ich ihn jedenfalls hin und wieder sagen hören.
Er starrt mich eine Weile ganz entgeistert an. Man kann praktisch sehen, wie sich die kleinen Zahnrädchen hinter seiner Stirn bewegen. Surr, klick.
»Zwei Möglichkeiten!« wiederholt Mr. Sloburn nachdenklich und plötzlich haut er mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett, und ruft: »Zwei Möglichkeiten! Natürlich! Sam, du bist großartig!«
Mir ist schleierhaft, was genau er damit meint. Aber dass ich großartig sein soll, das gefällt mir. Luci kläfft ein paar Mal fröhlich. Vielleicht weiß sie ja, worum's hier geht und warum genau ich so verdammt großartig bin.
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