Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Jungen aus dankbaren Augen an.
Und während er sich zu seinen sterbenden Kollegen auf dem Betonfußboden gesellte, war Ricky schon auf dem Weg nach draußen.
Ricky rennt
A ls Ricky das obere Ende der Kellertreppe erreicht hatte, spürte er kaum noch den Einfluss des Blauen auf seine Gedanken. Die Vernichtungsorgie im Keller hatte dem Dämon einige Beherrschung abverlangt und ihn eine Menge Kraft gekostet. Der Körper des Jungen wurde bereits schwächer. Er musste sparsamer damit umgehen, damit die Hülle nicht verschliss, bevor er ihren Inhalt ganz aufgenommen hatte. Erst dann konnte er sich an der Seele des Jungen gütlich tun. Und bald darauf würde er noch mehr Seelen kosten. Bis er sie alle gefressen hatte.
Und dann würde er frei sein.
Ricky fühlte sich schwach und fiebrig. Mühsam stemmte er die schwere Stahltür auf und fand sich in einer mit Unrat und alten Möbeln vollgestellten Gasse wieder, die zur Maple Street führte. Keine gute Gegend, wie Ricky wusste, aber momentan glücklicherweise nicht sehr belebt. Das Leben, oder eine düstere Abart davon, würde hier erst mit Einbruch der Nacht erwachen und dann wollte Ricky längst zu Hause bei seiner Mutter sein.
Am schnellsten würde er von hier verschwinden können, wenn er nach Osten lief, bis zur alten Promenade, und dann runter zum Strand und...
Ganz in Gedanken versunken bemerkte er den Mann nicht, welcher plötzlich mitten auf der Maple Street vor ihm aus dem Boden gewachsen zu sein schien. Ein Mann, dessen elegante, hoch aufragende Erscheinung überhaupt nicht in diese heruntergekommene Gegend passen wollte.
Ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen krönte einen ausgemergelter Körper, der in einem teuer aussehenden Anzug steckte. Der Fremde hüllte sich in einen langen Mantel mit Pelzbesatz, der fast bis zu den Spitzen seiner auf Hochglanz polierten Lackschuhe reichte. Die Kette seiner Taschenuhr, die unter dem Jackett hervorlugte, sowie der altertümlich wirkende Spazierstock und die kleine, runde Nickelbrille auf dem Rücken seiner erstaunlich langen und schmalen Nase verliehen dem Mann das Aussehen eines aristokratischen Raubvogels.
»Hey, junger Mann, aufgepasst!« sagte der Mann, und beugte den Kopf, um Ricky besser durch seine Brille betrachten zu können. Dann schlug er sich eine Hand vor den Mund und starrte aus überraschten Augen zu dem Jungen hinab. Aber nur für einen Moment, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, nahm die Hand vom Mund und offenbarte ein einnehmendes Lächeln, das er darunter versteckt hatte. Das Ganze wirkte wie ein lange einstudierter Zaubertrick und er verfehlte seine Wirkung auch bei Ricky nicht. Das Lächeln des Alten in dem Pelzmantel war unglaublich ... faszinierend.
»Guten Tag, junger Mann. Wohin denn so eilig des Weges?« fragte er und seine Stimme hatte plötzlich nichts mehr von ihrer anfänglichen Brüskiertheit.
»Ich, äh, Entschuldigung, Sir. Hab' sie nicht gesehen.« murmelte Ricky.
»Aber das macht doch nichts, mein Junge.« sagte der nette Fremde. Er schien gänzlich von der Erscheinung des Jungen fasziniert zu sein. Als sich ihre Augen trafen, verspürte Ricky eine tiefe Entspannung von ihm Besitz ergreifen. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal geschlafen? Es musste Ewigkeiten her sein.
Er nahm die Insektenstimme des Blauen wahr, fern zirpte sie am Rande seines Bewusstseins herum, wie hinter einem Dutzend verschlossener Türen. Der Dämon brüllte Warnungen und Verwünschungen, aber seine Stimme war fern und so leise. Ricky würde sich später darum kümmern. Später, nachdem er ein wenig geschlafen hatte.
»Sag, mein Junge«, sagte der Fremde, »warum gehen wir beide jetzt nicht hinüber zu meinem Wagen, hm? Ich habe da etwas, das
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