Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Ich weiß es jedenfalls nicht.
»Du kommst doch recht viel herum hier im Ort, oder?« fragt Mr. Sloburn, als er sich wieder eingekriegt hat. Klar, das komme ich. Kenne jeden Winkel von hier bis zur Küste und den Seaside hinauf, fast bis zum Wald.
»Gut, sehr gut. Gibt es hier irgendwo in der Nähe eine großes Gebäude, vielleicht eine Halle oder so etwas, ganz aus Holz? Eine Scheune oder so was, möglicherweise? Wahrscheinlich verlassen, ein stillgelegtes Haus, aber ganz aus Holz?«
Ich überlege. Naja, da gäb's schon ein paar, schätze ich.
»Möglicherweise im Norden, und nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet?« will Mr. Sloburn wissen.
Na klar, da fällt mir sofort ein Gebäude ein, nämlich die Scheune bei der alten Papierfabrik, die genau parrallel zur Harbour Road liegt, und die geht schnurgerade von Nord nach Süd. Mein ehemaliger geheimer Unterschlupf. Ehemalig, weil da ja seit ein paar Tagen plötzlich ein großes Schloss an der Tür hängt. Und zwar seit dem Tag, an dem ich den Jungen am Strand gefunden hab' und später Mr. Sloburn begegnet bin.
»Das ist es, Sam! Das ist es.« ruft er ganz aufgeregt. »Da müssen wir hin. So schnell du kannst!« Also drücke ich drauf, was die alte Rostlaube hergibt.
Menetekel
E r atmete ein. Er atmete aus. Ruhig zog er den Kreis um die Aura des Jungen auf dem Altar. Eigentlich waren es nur zwei Sägeböcke, über die sie ein breites Brett gelegt hatten, aber das würde genügen. Es würde den Zweck erfüllen, und nur darauf kam es schließlich an, denn die Zeit zerrann wie Sand zwischen seinen Fingern.
Wer weiß, dachte er, vielleicht wäre der Junge inzwischen längst hinüber, wenn er ihm nicht gerade noch rechtzeitig vor die Füße getaumelt wäre. Diese Trottel hatten offenbar keine Ahnung gehabt, wen sie sich da geschnappt hatten. Mittlerweile wären die Kerle in dieser Hinsicht sicher auch um eine Erfahrung reicher, und wahrscheinlich mausetot.
Geschah ihnen recht, diesen Narren.
Es wurde Zeit, den Blauen freizusetzen und in das Gefäß zu transferieren, damit er und seine unermesslichen Kräfte ihm zu Nutzen sein konnten, zu Ehren des einen und einzigen Groß-Magus und wahren Adepten. Um den Körper des Jungen war es ein bisschen schade, ja, denn er war dem Dämon ein guter Wirt gewesen, stark und jung und unverbraucht, höchstwahrscheinlich jungfräulich. Ein anderer Körper hätte der Besitznahme durch den Blauen kaum so lange stand halten können. Aber all das würde keine Rolle mehr spielen, wenn der Blaue erst in das seelenlose Gefäß hinüber gewandelt war und seinem Befehl unterstünde.
Der Hexer warf einen Blick zur Tür, vor der seine Leute warteten. Er hatte sie hinaus geschickt, denn unerfahrene Adepten waren noch nicht in der Lage, ihren Geist ausreichend gegen Angriffe durch den Blauen zu schützen. Wenn der Blaue anstatt in das Gefäß in einen von ihnen führe – nicht auszudenken! Sie würden sich innerhalb von Sekunden gegenseitig zerfetzen und dann wäre vielleicht auch er nicht mehr in der Lage, der Kraft des Dämons zu trotzen.
Der Hexer wandte sich gen Osten und murmelte ein letztes Mal die Formel, welche den ersten Kreis des Rituals schloss. Als er seine Hände erhob, flammten kleine Leuchtfeuer an seinen Fingerspitzen auf, dann an den metallenen Manschettenknöpfen und dem Gestell seiner Brille.
Auf der bleichen Stirn des Jungen hatten sich große Schweißperlen gebildet. Er bewegte sich unruhig hin und her, als habe er einen furchtbaren Traum. Und es würde ein Traum sein, aus dem er nie wieder erwachte.
Das war der Blaue. Er war ungeduldig, wollte heraus aus dem Jungen um sich, hätte er die Gelegenheit dazu bekommen, auf den Geist des Hexers zu stürzen. Oder den jedes anderen beseelten Wesens in seiner Reichweite.
Nicht, solange ich
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