Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
zusammen bei Multi Gen Pharma begonnen und ihren ersten großen Durchbruch,
vor knapp drei Jahren, gemeinsam gefeiert. Leider kam Jacek drei Wochen nach
seiner sensationellen Entdeckung von Pro-Amin-Beta bei einem tragischen Unfall
ums Leben. Sein Tod hatte einen herben Rückschlag für das Projekt bedeutet.
Pajak war damals der Einzige gewesen, der in der Lage war, ein entsprechendes
Gegenmittel zu entwickeln, denn ohne ein solches war Pro-Amin-Beta quasi
nutzlos. Unglücklicherweise pflegte Jacek keine Notizen zu machen und so hatte
er seine Forschungsergebnisse mit ins Grab genommen. Der Professor war mit
leeren Händen zurückgeblieben. Er war gezwungen gewesen, von vorne zu beginnen.
Doch er hatte nicht aufgegeben, sondern das Serum zu dem gemacht, was es heute
war: heiß begehrt und teuer gehandelt.
Er
sann weiter nach, ging dabei noch weiter zurück.
Vor
etwas mehr als fünf Jahren hatte ihn ein Mann kontaktiert, den er bis heute
nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Die Verbindung zu dem Mann
erfolgte ausschließlich über eine abhörsichere Leitung und auch nur dann, wenn
er selbst den Professor anrief. Dies geschah regelmäßig zum Ersten des Monats.
Der
Mann nannte sich Ingo Würth und arbeitete für das Verteidigungsministerium. Er
hatte ihm ein Schreiben des Verteidigungsministers Björn Seidel zukommen
lassen. In diesem Schreiben bot Björn Seidel dem Professor eine großzügige
Summe für die Entwicklung eines Serums zu Verteidigungszwecken an.
Nachdem
Professor Alifonsi zugestimmt und das Projekt übernommen hatte, war er
telefonisch von Ingo Würth angewiesen worden, ausschließlich ausländische
Forscher einzustellen, deren Background bereits von ihm überprüft worden war.
Es wäre kaum aufgefallen, hätte man deren Lebensläufe einfach ausgetauscht.
Einer las sich wie der andere.
Die
von Multi Gen Pharma beschäftigten Wissenschaftler waren allesamt
unverheiratete Einzelgänger, die entweder kaum oder gar keinen Kontakt mehr zu
ihren Familien pflegten. Nachdem sie ihr gesamtes Leben der Forschung gewidmet
hatten, stellte es anscheinend kein Problem für sie dar, sich widerspruchslos
den Anforderungen des deutschen Unternehmens anzupassen.
Froh
darüber, dass er sich mit nichts anderem als seiner Wissenschaft beschäftigen
musste, hatte der Professor diese einmalige Chance mit beiden Händen ergriffen.
Fragen waren nicht erwünscht, also stellte er niemals welche. Im Zuge dessen
war auch das plötzliche Verschwinden einiger Mitarbeiter über die Jahre hinweg
bereitwillig unter den Teppich gekehrt worden. Immer ängstlich darauf bedacht,
sein Projekt, sein Lebenswerk nicht zu verlieren, hatte er selbst dafür
gesorgt, dass keine Nachforschungen angestellt worden waren.
Das
Verschwinden von Pauline Schirrer allerdings würde er nicht vertuschen können.
Sie war die eine Ausnahme, die er vor drei Jahren, hinter dem Rücken Ingo
Würths, eingestellt hatte. Sie war ortsansässig und hatte Familie hier. Verflixt
nochmal ! Pauline hatte an der Freiburger Universität als Jahrgangsbeste
abgeschlossen und einen tadellosen Lebenslauf vorzuweisen. Als Projekt für ihre
Promotionsarbeit hatte sie sich ein Thema zur Genforschung ausgesucht und sie
war sogar als Erfolg versprechendste Newcomerin publiziert worden. Sie war
jung, ambitioniert, talentiert und äußerst intelligent. Und sie passte
hervorragend in sein Team.
Ich habe sie damals dringend
gebraucht und das tue ich auch heute noch. Pauline, wo bist du nur? Ich
brauche das Gegenmittel. Ohne dich schaffe ich das nicht!
Dr. Peter Nauman, seine rechte Hand und sein treuester Mitarbeiter,
hatte sie - auf Anweisung des Professors - unter seine Fittiche genommen.
Leider hatte er sich etwas zu genau an die Order seines Vorgesetzten gehalten.
Pauline und er wurden ein Paar. Zumindest bis vor einem halben Jahr alles
auseinanderbrach. Pauline war schwanger geworden und hatte das Kind verloren.
Danach war nichts mehr wie vorher gewesen.
Peter
hatte sich plötzlich geweigert, weiter mit ihr zusammenzuarbeiten und hatte
sich in seinem Kellerlabor verschanzt, während Pauline mit einem
Nervenzusammenbruch acht Wochen lang arbeitsunfähig gewesen war. Es war die
absolute Katastrophe gewesen.
Der
Professor seufzte tief. Zum ersten Mal in seinem Leben merkte er jetzt, dass es
ihm nicht egal war, was mit jemand anderem passierte. Er hatte in Pauline immer
eine Art Tochter gesehen und um die sorgte er sich nun.
Verzweifelt starrte er auf
die vor ihm
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