Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Türe stand, auf den Weg nach draußen.
„Ach,
Herr Professor, eines noch. Wenn das Verschwinden ihrer Mitarbeiterin irgendwie
mit ihrer Arbeit hier zusammenhängt, müssen wir das wissen. Bitte denken Sie noch
einmal darüber nach, was wichtiger ist. Ein Menschenleben oder ihre Arbeit.“
Damit
hatte sie ihn unwissentlich vor die falsche Entscheidung gestellt. Denn die
stand bereits von jeher fest. Seine Arbeit würde immer Vorrang haben. „Gehen
Sie jetzt. Sofort!“, wies er sie knapp an. Der Wachmann fasste sie an der
Schulter und drängte sie vorwärts. Zähneknirschend fügte sich die
Oberkommissarin.
Als
der Professor sich sicher sein konnte, dass Beate fort war, setzte er sich an
seinen Schreibtisch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Peters Anruf
gerade eben hatte ihn vor größerem Schaden bewahrt. Er hatte keine Ahnung, wie
er so schnell von dem Besuch der Polizistin erfahren hatte, aber er war froh
darüber. Peter hatte ihm einen kurzen Wetterbericht geliefert, darüber musste
er lächeln. Der Mann war ihm eine große Hilfe. Sein Zorn über die fehlende
Information, dass Pauline spurlos verschwunden war, war verraucht.
Er
hätte nicht sagen können, was passiert wäre, wenn die Polizistin noch weiter
gebohrt hätte. So schnell wäre ihm sicherlich keine passende Antwort auf ihre
Frage eingefallen.
Sein Blick fiel wieder auf
die Pro-Amin-Beta-Akte, die er vorhin schnell unter einen Stapel Fachliteratur
geschoben hatte. Nachdenklich schlug er sie abermals auf und sann weiter über
sein Forschungsprojekt, Pauline und über eventuelle Zusammenhänge mit ihrem
Verschwinden nach.
Wer mit Pro-Amin-Beta
infiziert wurde, starb einen langsamen und qualvollen Tod. Nach und nach traten
Lähmungen ein, bis der Infizierte sich nicht mehr bewegen konnte. Da das Virus
auch die inneren Organe befiel, wäre das Opfer bereits nach kürzester Zeit
nicht mehr in der Lage, zu essen, zu trinken oder zu atmen.
Erst kürzlich hatte Pauline in einem ihrer zahlreichen Tierversuche
entdeckt, dass das Virus auch die Blut-Hirn-Schranke problemlos passieren
konnte und somit in der Lage war, verschiedene Strukturen des Gehirns
anzugreifen und zu zerstören. Die Betroffenen konnten sich dann nicht mehr
artikulieren.
Bis
jetzt hatte die ganze Sache allerdings noch einige nicht ganz unerhebliche
Haken, das Virus musste gespritzt werden und es war nicht von Mensch zu Mensch
übertragbar. Eine andere Form des Zuführens, zum Beispiel in Form eines
Sprühnebels oder einer Übertragung durch Tröpfcheninfektion, wäre
vorteilhafter. Doch das ließ sich momentan eben nicht ändern. Und Ingo Würth
hatte ihm versichert, dass das kein Problem darstellte.
In
einem zweiten Schritt sollte nun eine groß angelegte Testreihe mit einem
Gegenmittel erfolgen. Dieses musste in der Lage sein, das Virus in weniger als
einer Stunde komplett zu zerstören, bevor es irreparablen Schaden anrichten
konnte. Daran hatte Pauline zuletzt gearbeitet. Ihre letzte Testreihe vor rund
einem Jahr war kläglich gescheitert. Kein einziger der zehn Affen hatte länger
als eine Woche überlebt. Der Verteidigungsminister, Björn Seidel, war langsam
ungeduldig geworden und hatte ihm eine Frist bis zum Ende des Jahres für die
Fertigstellung des gesamten Projektes gesetzt. Fünf Jahre seien genug, hatte er
gesagt. Dieser nichtsnutzige Ignorant hatte keine Ahnung von der Materie. Fünf
Jahre waren gar nichts in der Forschung. Aber es war nun einmal leider so, dass
Geld die Welt regierte und er sich dem nicht entziehen konnte. Seine
Auftraggeber finanzierten das gesamte Projekt und hatten sogar die komplette
Forschungsstadt hier errichtet. Alles selbstverständlich unter dem Deckmantel
größter Geheimhaltung. Nach außen hin wurde Multi Gen Pharma durch ihn, Prof.
Lanzo Alifonsi, repräsentiert. Getarnt als Pharma-Unternehmen stellte es
Hustensaft, Schmerzmittel und Impfstoffe her und forschte an deren Wirkung auf
Föten während der Schwangerschaft.
Was
aber noch wichtiger war: Seine Auftraggeber legten die Regeln fest. Und gegen
die hatte er bereits mehr als einmal wissentlich und willentlich verstoßen.
Der
Professor fluchte laut. Paulines Sondergenehmigung war auf seinem Mist
gewachsen, er hatte bereits Peter eine solche Genehmigung erteilt und bisher
hatte es keine Probleme damit gegeben. Allerdings nutzte der sie so gut wie
nie, während Pauline darauf bestanden hatte, jeden Tag nach Hause zu fahren.
Der
Professor machte sich bittere Vorwürfe. Er
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