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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Alber
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Frau.“
    Elvira
Schulzes Gesicht hellte sich auf. „Gnädige Frau, oh“, wiederholte sie
beeindruckt. So hatte sie schon lange keiner mehr genannt. Hexe, alte Schachtel
und Drachen waren die gängigeren Begriffe, welche die Leute für sie
bereithielten. Der junge Mann gefiel ihr.
    Tom
fuhr unbeirrt fort: „Ich bin tatsächlich auf der Suche nach Frau Schirrer. Sie
wird seit zwei Tagen vermisst.“ Mehr sagte er nicht. Manchmal war es besser,
einfach abzuwarten. Die Leute erzählten oft von ganz alleine, was sie wussten,
man musste nur Geduld haben. Das Schweigen hielten die meisten nicht lange aus,
sie versuchten, die Stille dann durch sinnloses Geplapper zu durchbrechen. So
hatte er schon die erstaunlichsten Informationen erhalten. 
    Bei
Elvira Schulze war es nicht nötig, lange zu warten. Sie war froh, dass sie
endlich einmal jemandem ausgiebig ihr Leid klagen konnte. „Ja, also, ich habe
mich auch schon gewundert. Normalerweise ist sie immer so laut und jetzt hört
man gar nichts mehr, gell? Also nicht, dass mich das stört. Ich bin ja froh,
wenn ich auch mal meine Ruhe habe, gell? Diesen Kokolores, den die da immer
veranstaltet, hält ja keiner aus. Haben Sie es schon bei der Bank versucht? Da
arbeitet die nämlich, gell? Sie ist direkt die Straße runter. Kaum zu glauben,
wen die da heutzutage alles einstellen, gell? Mit diesen kurzen Röcken und so.
Da muss man sich ja nicht wundern, wenn was passiert, gell?“
    Tom
wandte den Kopf ab und tat so, als müsse er husten. Dabei verdrehte er die
Augen. Das war ja grauenhaft. Wenn er so eine Nachbarin hätte, würde er sich
auch aus dem Staub machen, vermutlich würde er sogar einen Suizid in Erwägung
ziehen, egal was. Hauptsache, er wäre sie schnellstmöglich wieder los. Laut
sagte er nur: „Vielen Dank für Ihre Hilfe, Frau Schulze. Solch aufmerksame
Nachbarn hat nicht jeder. Frau Schirrer kann sich glücklich schätzen. Sie haben
mir wirklich sehr geholfen.“ Er streckte ihr die Hand hin und suchte dann
schnell das Weite. Eiligen Schrittes ging er, wie von Elvira Schulze
beschrieben, die Straße runter und stand nach wenigen Metern vor der gesuchten
Bank. Er betrat die große, mit Marmor ausgestattete Eingangshalle. Es war
beeindruckend. Diese Bank hier hatte offensichtlich nicht unter der Bankenkrise
gelitten. Alles hier drin strahlte Geld und Macht aus, selbst die Kunden, die
leise mit den immer lächelnden Bankmitarbeitern sprachen. Ob das ein
Einstellungskriterium war? Dauerlächeln? Tom hatte kaum Zeit, sich in Ruhe
umzusehen, denn sogleich kam eine Mitarbeiterin auf ihn zu. Sie schwebt .
Er freute sich über seine bildhafte Eingebung. Da sollte Frank noch einmal
behaupten, er hätte keinen Sinn für Allegorien. Die Frau war jung, hübsch und
lächelte ein freundliches, weißes Zahnpastalächeln. Sie begrüßte ihn mit einer
warmen, weichen Singsangstimme, die ihn augenblicklich für sie einnahm. Tom
wies sich aus und fragte nach Svea. Ihr Ausdruck wurde augenblicklich ernst.
„Nein, tut mir leid, Frau Schirrer war seit Montagmorgen nicht mehr hier. Da
hat sie sich wegen eines angeblichen Notfalls für den Rest des Tages abgemeldet
und seitdem habe ich sie weder gesehen noch konnte ich sie telefonisch
erreichen. Der Chef ist stinksauer.“
    „Dürfte
ich vielleicht einen Blick in ihr Büro werfen?“, fragte Tom vorsichtig.
    „Tut
mir leid. Da sind vertrauliche Unterlagen drin. Ich darf Sie da nicht
reinlassen, das habe ich aber bereits Ihrer Kollegin gesagt.“ Sie zuckte
entschuldigend mit den Achseln.
    „Aber
natürlich. Ich wollte ja auch keine Bankgeheimnisse stehlen, sondern nur kurz
einen Blick in ihren Terminplan werfen. Sie wissen schon, mit wem hat sie sich
wann getroffen und solche Dinge. Ich meine, es könnte ihr ja auch etwas
passiert sein.“ Jetzt ließ er seinen viel gepriesenen Charme spielen, warf ihr
einen treuherzigen Blick zu und - es wirkte. Die Bankangestellte errötete
leicht und gab sich endlich geschlagen. „Na schön, kommen Sie mit. Aber nur
ganz kurz. Und Sie dürfen das keinem erzählen. Sonst verliere ich meinen Job.“
Der Hauptkommissar versprach ihr, die Sache vertraulich zu behandeln, und
folgte ihr in die obere Etage, wo sich die Büros der leitenden Angestellten
befanden. „Warten Sie kurz. Ich werde nachsehen, ob Claudia da ist“. Claudia?
Wer ist das jetzt schon wieder?
    „Die
Luft ist rein. Niemand da. Claudia scheint im Haus unterwegs zu sein.“ Auf
seinen fragenden Blick hin erklärte sie ihm, dass

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