Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Sie!“, prustete sie los. „Sie wollen einen
Durchsuchungsbeschluss für Multi Gen Pharma, weil eine Mitarbeiterin nicht zur
Arbeit erschienen ist? Vergessen Sie es, und zwar ganz schnell.“ Pfeifer
dachte, er habe sich vielleicht verhört und hakte nochmal nach. „Also gut, Herr
Hauptkommissar, offenbar haben Sie mich nicht verstanden. Nochmal langsam zum
Mitschreiben. Ich werde keinen Durchsuchungsbeschluss ausstellen, außer, Sie
liefern mir handfeste Beweise dafür, dass Multi Gen Pharma sich in irgendeiner
Art und Weise strafbar gemacht hat.“
So
leicht ließ sich Pfeifer jedoch nicht abspeisen. „Na schön, Frau Sommer, dann
klären Sie mich doch mal auf. Was ist an dem Unternehmen so Besonderes, dass
wir da nicht rein können?“
„Die
Multi Gen Pharma ist kein normaler Betrieb. Sie arbeitet für das
Verteidigungsministerium. Alles Top Secret natürlich. Professor Alifonsi
genießt so etwas wie diplomatische Immunität. Das ist eine Nummer zu groß für
Sie, lassen Sie die Finger davon.“
Pfeifer platzte der Kragen. Warum wurde er nicht über solche Sachen
informiert? Schließlich betraf es seine aktuellen Ermittlungen. „Das sagten Sie
bereits. Und Sie sollten wissen, dass es mir scheißegal ist, für wen die
arbeiten oder ob der Professor der Papst persönlich ist. Wir haben einen Toten
und eine Vermisste hier und die haben noch mehr Leichen im Keller, glauben Sie
mir. Außerdem verdichten sich die Hinweise, dass das Verschwinden der Ärztin
mit dem Fall Alexander Hauck zusammenhängt…“
Die Staatsanwältin ließ Pfeifer nicht ausreden. „Hauptkommissar Pfeifer!“,
unterbrach sie ihn streng. „Ich werde dieses Telefonat jetzt beenden. Sie
bekommen die Beschlüsse für die Wohnungen Heinke und Svea Schirrer und damit
basta. Liefern Sie mir handfeste Beweise, dann überlege ich mir etwas für Multi
Gen.“
Konsterniert
starrte Pfeifer auf den Hörer. Sie hatte einfach aufgelegt. Blöde Ziege .
Wenigstens hatte sie ihm den Beschluss für die Wohnungen zugesichert. Er würde
bis morgen früh hier sein, dann konnten sie zumindest die unter die Lupe
nehmen. Er machte sich daran, zwei Teams zusammenzustellen. Roth und er würden
das Schirrer-Team übernehmen. Beate und Frank das Team Heinke.
Pfeifer
informierte Tom kurz über die weitere Vorgehensweise und verabredete mit ihm
ein Treffen für den nächsten Morgen, um neun Uhr in der Fasanengasse, zur
Wohnungsdurchsuchung. Außerdem bat er ihn, Stein darüber in Kenntnis zu setzen.
„Ach, und Roth, Beate Scheck wird das Team leiten, nicht Stein. Mach ihm das
unmissverständlich klar.“
Tom
machte gute Miene zum bösen Spiel und gab seinem Partner umgehend Bescheid.
Ausnahmsweise hatte Frank den Anruf einmal persönlich entgegengenommen.
Tom erklärte ihm kurz den Sachverhalt. Frank quittierte die Anweisung
Pfeifers, morgen unter Leitung von Beate Scheck eine Wohnungsdurchsuchung
vornehmen zu müssen, mit einer wüsten, beinahe fünf Minuten langen
Schimpftirade. Abschließend ließ er Tom wissen: „Hör zu, ich bin gerade auf dem
Weg zu einer Zeugenvernehmung. Das duldet leider keinen Aufschub. Bin in einer
Stunde da.“
„Was für ein Zeuge? Sag mal,
wo bist du eigentlich schon wieder?“ Frank antwortete nicht mehr. Er hatte
bereits aufgelegt. Tom sah auf die Uhr. Eins. Er hatte Hunger, aber keine
Nerven irgendwohin zu fahren, also fragte er herum, ob jemand Lust auf Pizza
habe. Es meldeten sich mehrere Kollegen aus verschiedenen anderen Dezernaten
und Tom gab eine Sammelbestellung auf. Hans Dollinger von der Sitte freute sich
am meisten, denn seine Frau hatte ihm wieder einmal eine Diät verpasst.
„Mensch, du kannst dir nicht vorstellen, wie furchtbar diese Frau sein kann,
wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat. Seit meine Tochter gesagt hat,
ich wäre ganz schön fett geworden, hat sie alles, was auch nur annähernd gut
schmeckt, aus dem Kühlschrank verbannt. Sie sagt, sie wolle nur mein Bestes,
und noch irgendetwas von Cholesterin und so´n Zeug.“ Er tippte sich mit dem
Zeigefinger an die Stirn, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
Tom mochte Hans. Er war bereits Mitte Fünfzig und seit fast dreißig Jahren mehr
oder weniger glücklich verheiratet. Aber, wie auch immer es gerade lief, er
nahm es mit Humor und ging den Kollegen nicht mit seinem ständigen Gejammer auf
die Nerven. „Hans, du bist eine bedauernswerte Kreatur. Kriegst von mir noch
ein Stück ab. Obwohl…“ Tom legte eine kleine Pause ein
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