Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
kommen Sie mir nicht zu nahe!“ Der Mann flüchtete in sein Häuschen
und telefonierte aufgeregt und wild gestikulierend.
„Dafür,
dass die sich hier so eingeigelt haben, haben sie aber ein ganz schönes Weichei
da draußen hingestellt.“ Kopfschüttelnd trat Frank einen Schritt auf das
Pförtnerhäuschen zu und machte eine bedrohliche Geste, woraufhin der Pförtner
die Tür schloss und ihm mit der Faust drohte. Frank und Tom mussten wider
Willen lachen.
„Der
Herr Professor empfängt Sie jetzt“, ertönte es plötzlich aus einem verborgenen
Lautsprecher. „Bitte gehen Sie zur Seitentür und öffnen Sie diese. Dahinter
befindet sich ein Metalldetektor. Da müssen Sie durch. Die zweite Türe wird
sich erst öffnen, wenn Sie alle Waffen und Metallgegenstände in das kleine Fach
neben dem Detektor gelegt haben. Die Türen verriegeln sich automatisch hinter
Ihnen. Wenn Sie drin sind, gehen Sie immer geradeaus bis zum Haupteingang. Der
Professor erwartet Sie dort.“
„Vielleicht
solltest du hier warten, Frank. Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder draußen
bin, rufst du das SEK oder die ganze verdammte Armee, um mich zu retten.“
Frank
schüttelte den Kopf. „Niemals. Ich lasse dich nicht alleine da reingehen.
Nachher behalten sie dich als Versuchskaninchen dort. Einer muss doch auf dich
aufpassen.“ Beherzt öffneten sie die Seitentür und legten, gemäß den
Anweisungen, ihre Waffen ab.
Wenige
Sekunden darauf öffnete sich die zweite Tür und gespannt traten sie hindurch.
Auf der anderen Seite sahen sie – nichts. Vielmehr bot sich ihnen eine endlos
scheinende Rasenfläche dar, auf der alle möglichen Arten von Pflanzen
wucherten.
„Verdammt,
was ist das hier? Alice im Wunderland? Das war vor einem Jahr noch ganz
anders.“ Frank ließ seinen Blick unruhig umherschweifen.
„Na
schön, dann lass uns mal gehen“, sagte Tom und machte sich auf den Weg. Frank
beeilte sich, zu seinem Freund aufzuschließen. Er wollte lieber nicht alleine
hier herumstehen. Sie brauchten gute zehn Minuten, bis sie das Hauptgebäude
erblickten. Nichtssagend und grau ragte das Institut vor ihnen auf. Es wirkte
ausgesprochen winzig im Vergleich zu der riesigen Grünfläche außen herum. Es
hatte nur zwei Stockwerke, was bei der Größe des Grundstücks irgendwie bizarr
wirkte.
Zögernd
betraten sie die Haupthalle. Diese war, entsprechend dem Äußeren des Gebäudes,
sehr schlicht gehalten. Es gab einen Empfangstresen, hinter dem ein grimmig
dreinblickender Uniformierter stand, eine Besucherecke mit Sitzgelegenheit und
sonst nichts. Keine der üblichen Kunstdrucke an den Wänden, keinen Fernseher
und, jetzt fiel es Tom auf, keine Fenster! Hier drinnen gab es ausschließlich
künstliches Licht. Mit Ausnahme der kleinen Lichtquelle, die durch die gläserne
Eingangstüre hereinfiel. Doch er sollte keine Zeit mehr haben, sich über die
plötzliche Wandlung des Instituts zu wundern.
„Ah,
die Herren von der Kriminalpolizei! Guten Tag“, rief ein unscheinbarer Mann
mittleren Alters. Er kam ihnen mit ausgestreckter Hand entgegen. „Mein Name ist
Lanzo Alifonsi, Professor Doktor Lanzo Alifonsi.“ Sein fester und vor allem
trockener Händedruck fiel Tom sofort auf, der Mann schien kein bisschen nervös
zu sein. „Willkommen in meinem bescheidenen Reich.“
Tom
stellte sich und Frank erneut vor und dachte zum wiederholten Mal, wie
eigenartig das hier alles war. Bislang hatten sie ausschließlich mit Naumann
gearbeitet. Den Professor selbst hatten sie nie zu Gesicht bekommen. Er
entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das sich bereits in Toms Kopf geformt
hatte. Er hatte einen verhutzelten alten Mann erwartet, dem die grauen Haare
wirr vom Kopf standen und der vielleicht einen langen grauen Bart trug. Ganz zu
schweigen von dem obligatorischen Cordsakko mit den Ellbogenflicken.
Stattdessen standen sie einem sportlich gekleideten, schlanken Mann mit
schwarzem, gut geschnittenem Haar gegenüber. Als er und Frank vor gut einem
Jahr hier waren, hatten sie sich mit Naumann getroffen. Sie sprachen über den
Auftrag, handelten Zahlungsbedingungen aus und besprachen das weitere Vorgehen.
Den Professor hatten sie dabei nicht zu Gesicht bekommen.
„Sie
suchen meine geschätzte Mitarbeiterin Frau Dr. Schirrer, habe ich das richtig
verstanden? Da muss ich Sie leider enttäuschen. Sie ist bereits seit einer
Woche nicht zur Arbeit erschienen. Wir wissen auch nicht, wo sie sein könnte.
Ist ihr etwas passiert?“ Er hob fragend die
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