Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Augenbrauen. „Das wissen wir noch
nicht“, gab Tom zurück. „Kommt Ihnen das eigentlich nicht komisch vor? Oder
können Ihre Ärzte kommen und gehen, wie sie wollen?“
Der
Professor lachte pflichtschuldig: „Ach wissen Sie, Pauline ging es in letzter
Zeit nicht so gut. Gesundheitliche Probleme. Ich kümmere mich nicht um die
privaten Belange unseres Personals. Das macht mein Assistent, Dr. Naumann. Er
meldet mir Unregelmäßigkeiten allerdings nur dann, wenn es sich nicht vermeiden
lässt. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, müssen Sie wissen!“
„Dann würden wir gerne mit diesem Herrn Naumann sprechen.“ Tom ließ
sich nicht beirren. „Bedaure, er ist momentan im Urlaub.“
„Jetzt reicht es mir aber…“, schnauzte Frank den Professor an, denn er
wusste, dass sich Naumann definitiv nicht im Urlaub befand. Sie standen ja in
ständigem Kontakt zu ihm. Tom legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Mein Kollege hat es nicht so gerne, wenn man ihn an der Nase herumführt. Er
wird so leicht wütend.“
„Dann sollten Sie Ihren Hund besser an die Leine legen“, antwortete
der Professor mit einem süffisanten Grinsen. Tom konnte spüren, wie sich Franks
Schultermuskulatur unter seiner Hand anspannte. Er hoffte nur, dass er jetzt
keinen Fehler machte, doch wider Erwarten hielt er sich zurück, obwohl er
innerlich kochte. „Professor Alifonsi“, brachte er stattdessen gepresst hervor,
„wir würden gerne einen Blick in Frau Dr. Schirrers Büro werfen…“
Der
Professor unterbrach Frank sofort: „Oh, das tut mir leid. Das geht nicht. Alles
hier drin unterliegt der strengsten Geheimhaltung. Ich fürchte, da kann ich
nichts für Sie tun. Bei der Gelegenheit würde mich interessieren, ob man bei
der Polizei nicht miteinander spricht? Vor zwei oder drei Tagen war doch Ihre
Kollegin schon hier. Ich habe alles dazu gesagt.“
„Welche
Kollegin?“, wollte Tom wissen.
„Scheck
oder so ähnlich?“, gab der fröhlich zurück. Das hier begann ihm langsam Spaß zu
machen. Die beiden mochte er nicht sonderlich und er führte sie mit Freuden an
der Nase herum. „Wir kommen wieder!“ Frank legte sämtliche ihm zur Verfügung
stehenden Emotionen in diese Drohung. Doch Alifonsi zeigte sich unbeeindruckt.
„Dann tun Sie das. Wenn Sie mich entschuldigen würden. Sie finden alleine
hinaus, nehme ich an…“ Der Professor gab jedem die Hand, drehte sich um, ging
auf die Sicherheitstür zu, öffnete sie, ging hindurch und verschwand, ohne sich
noch einmal umzusehen.
Tom
und Frank sahen sich an. Ihnen blieb nichts weiter übrig, als zu gehen.
Wieder
draußen, atmete Frank erleichtert auf: „Was für ein komischer Kauz. Wieso haben
wir den eigentlich nie kennengelernt während unserer Arbeit mit Naumann? Wo ist
er überhaupt? Er wollte uns doch im Empfang nehmen. Der Besuch war für die
Katz.“
Tom
antwortete nicht. Er musste nachdenken. Irgendetwas musste schiefgegangen sein.
Sonst wäre Naumann wie versprochen hier gewesen. Schließlich lag der Erfolg
dieser Mission auch in seinem Interesse.
Schweigend traten sie den
Rückzug an. Unterwegs sahen sie sich noch einmal neugierig um. Seit Neuestem
waren hier überall Kameras. Sie wurden auf Schritt und Tritt überwacht. Es war
also unmöglich, hier ungesehen rein- oder rauszukommen. Irgendwo in der Ferne
bellten Hunde. „Seit wann haben die hier Köter? Vermutlich hat der verrückte
Professor hier irgendwo Dobi Dobermann und seine Rasselbande versteckt“,
schimpfte Frank und beschleunigte seine Schritte. Er hasste Hunde, sie waren
das Einzige, wovor er wirklich Angst hatte. Tom hielt, immer noch schweigend,
Schritt. Er überlegte, welche Maßnahmen sie als Nächstes einleiten sollten. Es
musste doch noch einen anderen Weg in das Labor geben. Bislang war Naumann
ihnen keine große Hilfe gewesen. Sie waren auf sich alleine gestellt. Tom und
Frank verließen das Institut auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen waren.
Der Pförtner saß noch immer wie festgenagelt in seinem Häuschen und blickte
ihnen misstrauisch hinterher. Die beiden ignorierten ihn, stiegen in ihr
Fahrzeug und fuhren in Richtung Präsidium davon.
Währenddessen hatte Karl Pfeifer den Versuch gestartet, einen
Durchsuchungsbeschluss für Paulines Büro bei Multi Gen Pharma zu bekommen. Er
ging davon aus, dass es kein Problem geben würde. Doch die Staatsanwältin, Imke
Sommer, reagierte anders als erwartet. Sie lachte ihn aus. „Das ist nicht Ihr
Ernst, Herr Pfeifer, ich bitte
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