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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Alber
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und klopfte Hans auf den
dicken Bauch. Lachend schlug der die Hand weg und drohte Tom mit der Faust. Die
anderen Kollegen stimmten in das Lachen ein, und als die Pizza eine halbe
Stunde später endlich geliefert wurde, herrschte bereits eine ausgelassene
Stimmung. Das war in den Räumen der Kripo wahrlich eine Seltenheit geworden.
Das Einzugsgebiet, das die Beamten zu bearbeiten hatten, hatte sich durch die
neue Polizeireform nahezu verdoppelt. Die Polizisten kamen mit der Arbeit kaum
noch hinterher und hatten oft weder Zeit noch Lust, sich mit ihren Kollegen an
einen gemeinsamen Mittagstisch zu setzen. Doch heute war das anders und Tom
genoss es sehr. Ganz zu schweigen von Hans Dollinger, der mit fetttriefenden
Fingern und einem glücklichen Dauergrinsen vor seiner Pizzaschachtel saß und
selig seine quattro stagioni in sich hineinschaufelte.
    Als Frank gegen Vier eintraf, erwartete ihn bereits ein vor Wut
schnaubender Tom. „Wo bleibst du denn, Mensch?“
    „He, he, immer langsam. Ich habe einen Job, schon vergessen?“
    „Was für ein Job? Darüber reden wir noch. Das geht so nicht, Frank! Du
kannst deine anderen Geschäfte nicht so offensichtlich während der Dienstzeit
erledigen! Hör zu, die Sache wird langsam schwierig. Pfeifer sitzt mir im
Genick. Er hat sich festgesaugt wie eine Zecke und ich denke, er wird so
schnell nicht locker lassen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er das Puzzle
zusammengefügt hat. Dafür sind wir noch keinen Schritt weiter. Wir konnten
bisher an keine weiteren Informationen gelangen. Ich bin der Meinung, wir
sollten unsere Taktik ändern.“ Frank war jetzt ganz bei der Sache. „Ich bin
ganz Ohr...“
    Sie verabredeten, sich gegen zehn Uhr am Abend bei Sveas Wohnung zu
treffen. So konnten sie ungestört alles durchsuchen, bevor die Kollegen der Spurensicherung
morgen früh alles an sich reißen würden.
    Danach
wollten sie zu der anderen Wohnung fahren. Keiner von beiden sprach es aus.
Aber sie dachten beide dasselbe; ihnen lief die Zeit davon.

27
     
    Pauline war nicht gestorben. Auch nicht, als Frank seine Drohung wahr
gemacht und den Tacker eingesetzt hatte. Er war allerdings etwas von seinem
ursprünglichen Plan abgewichen. Er meinte, nachdem sie sowieso nicht reden
wolle, könne er auch dafür sorgen, dass sie mit keinem anderen mehr sprechen
würde. Er hatte ihr mit fünf Klammern den Mund verschlossen.
    Jetzt
saß Pauline in ihrer dunklen, nasskalten Zelle und starrte ausdruckslos vor
sich hin. Sie konnte nicht mehr weinen. Ihre Tränenkammern waren leer.
Stattdessen spürte sie, wie sie stündlich schwächer wurde. Und sie wusste,
lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Was hatten sie jetzt mit ihr vor?
Sie hatte ihnen alles gesagt, was sie wusste. Sie hatte ihnen die Formel für
das Gegenmittel genannt und ihnen gesagt, dass sie nicht vollständig war. Sie hatte
gefleht, gebettelt, geschrien und geweint, doch es hatte nichts genützt, sie
hatten ihr nicht geglaubt. Spätestens als Frank ihr das Pro-Amin-Beta gespritzt
hatte, hatte sie begonnen, den Tod als das zu akzeptieren, was er war.
Unausweichlich. Es würde keinen edlen Ritter geben, der auf seinem weißen Ross
angeritten kam, um sie zu retten. Jetzt nicht mehr. Selbst wenn er käme, er
hätte kaum eine Chance, das Gegenmittel noch rechtzeitig fertigzustellen. Sie
tastete vorsichtig ihren Mund ab und zuckte zusammen, als ihre Finger über die
Klammern glitten. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier gefangen
gehalten wurde, aber es kam ihr wie ein ganzes Leben vor. Ein Leben, das sie
nun beenden würde. Sie würde ihren Peinigern nicht auch noch die Genugtuung
geben, sie bei ihrem Todeskampf zu beobachten. Es war das Einzige, über das sie
noch selbst bestimmen konnte, und sie würde davon Gebrauch machen.
    Als der Entschluss einmal
gefasst war, ergriff eine Leichtigkeit Besitz von ihr, wie sie sie schon lange
nicht mehr gespürt hatte. Sie war geradezu euphorisch. Vorsichtig tastete sie
auf dem Boden ihrer Zelle umher und suchte nach einem Gegenstand, der ihr bei
ihrem Plan behilflich sein würde, jedoch zunächst ergebnislos. Fünfzehn Minuten
später sank sie erschöpft zu Boden und fiel in einen unruhigen Schlaf, aus dem
sie aber bald wieder erwachte. Und dann kannte sie die Lösung.
    Der Krankenpfleger, der für die Medikamentenbestellungen im OP
zuständig war, erwies sich als sehr hilfsbereit. In mühsamer Kleinarbeit ging
er, zusammen mit Leander, die Listen der letzten Bestellungen durch.

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