BLUE - toedliche Magie
einem anderen Bewusstseinszustand gesprochen oder so, als würde sie den Text irgendwo ablesen. Es klang mechanisch, nicht überlegt und doch war es das, was sie die ganze Zeit schon dachte. Vermutlich hatte sie nur einfach keine Lust lange um den heißen Brei herumzureden. Hier war Magie im Spiel, was – bei Gott – schon ungewöhnlich genug war, aber warum übte diese Kraft eine derartige Anziehung auf sie aus?
„Ich weiß es nicht. Ich habe diesen Fluch erst seit einem Jahr und bin seitdem noch nicht draufgekommen, was die Magie bedeutet. Die Anziehung die du spürst ist vielleicht ähnlich wie bei einer fleischfressenden Pflanze. Eine Art Verlockung, um zu töten. Allerdings war das nicht immer so. Bevor ich gefangen wurde, ist mir diese Anziehung nie aufgefallen. Hier hingegen spielen alle total verrückt. Leider nur auf eine sehr abartige und perverse Art.“
„Ich bin nicht abartig“, echauffierte sich Vanessa und zeigte wieder dieses wilde Flackern in den Augen, das er so mochte.
„Nein, natürlich nicht. Du bist anders.“ Kurz blickte sie noch mürrisch, dann erkannte sie, dass er sich nicht über sie lustig machte.
„Du auch“, antwortete sie und lächelte. „Warum seit einem Jahr? Was ist passiert, dass du diese Magie abbekommen hast? Hat dich ein Blitz gestreift?“ Für sie war das noch die logischste Erklärung. Das mit den Wurzeln und den Göttern hatte sie ja nur so dahingesagt, sich dabei wie in einem Traum gefühlt, doch nun, wo sie sich konzentrieren konnte, war ein Blitzschlag keine so dumme Überlegung. Blue rollte mit den Augen. Sollte er ihr etwa von Dämonen, Teufel und all dem Zeug erzählen? Ihr tatsächlich auch noch diese Illusion rauben?
„Nein, kein Blitz.“ Er entschied sich für die Wahrheit. Aus irgendeinem Grund meinte er, dass sie die verdient hatte. „Die Götter waren es und sie haben mich bestraft weil ich einen von ihnen getötet habe.“ Vanessas Augen wurden groß.
„Du meinst was ich gesagt habe, könnte stimmen?“
„Das mit den Wurzeln und dem Anker? Ja. Um ehrlich zu sein, war das die erste und beste Erklärung überhaupt. Als würde die Magie sich durch meinen Körper an der Welt festhalten ... mit Fangarmen, Wurzeln. Was auch immer. Es ist keine Sprache, wie ich immer dachte. Es ist die Möglichkeit der Götter Kontakt zu den Menschen zu halten.“
„Ja, aber warum denn tödlich? Ich empfinde diese Magie eigentlich nicht als böse.“
„Vielleicht ist sie das nicht. Sie ist nur eben zu stark für Menschen. Vielleicht haben die Götter auch nur schlicht einen Fehler gemacht. Fakt ist, dass ich verflucht wurde und Gott persönlich dafür gesorgt hat, dass ich nicht vergesse, seinen Boten getötet zu haben.“
„Gott? Ich dachte wir reden von Göttern.“ Vanessa sah überrascht aus.
„Was weiß ich. Vermutlich ist das alles dasselbe.“ Hätte er mit den Schultern zucken können, hätte er es vermutlich getan. So aber verzog er nur kurz den Mund. Für einen Moment war Vanessa von seiner vollen Unterlippe abgelenkt und vollkommen fasziniert. Der Schwung seines Mundes hatte etwas sehr Anziehendes. Schnell sah sie ihm wieder in die Augen, damit er nichts von ihren Gefühlen bemerkte.
„Und du hast einen Boten getötet? Etwas Göttliches? Aber niemand kann einen Engel, einen Gott oder etwas Ähnliches töten.“
„Und woher weißt du das?“, fragte Blue und sah sie dabei so herablassend an, dass sie gleich wieder sauer wurde.
„Verdammt wie schaffst du es nur im Liegen auf mich herunterzuschauen? Tu nicht so, als wäre ich zu jung um zu verstehen. In Sagen, Mythen und Legenden der Menschheit sind Götter immer unsterblich. In dem Punkt sind sich so ziemlich alle Aufzeichnungen ähnlich.“ Wieder hatte sie ihre Hände in die Seite gestemmt und war automatisch näher gerückt.
„Pass auf wie weit du gehst!“, meint er finster und Vanessa beugte sich noch etwas mehr vor.
„Was meinst du? Verbal oder körperlich?“ Was ihn so derart überraschte, dass er lächeln musste. „Und grins nicht schon wieder“, zischte sie.
„Du bist so ein seltsames Frauenzimmer. Ich wette, du würdest niemals so mit mir reden, wenn ich ohne Fesseln wäre.“
„Glaub mir, wenn ich einen Schlüssel hätte, würde ich dich freimachen und dann würde ich ... genauso mit dir reden“, grummelte sie.
„Du würdest mich ... freimachen? Im Sinne von ausziehen?“, lachte er und konnte sich gar nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so wohl gefühlt
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