BLUE - toedliche Magie
er das Gefühl hatte wie ein Regisseur einen Film zu dirigieren. Vor lauter Aufregung und Erregung bemerkte er nicht einmal Tom, der gerade mit dem Verbandszeug zurückkam. Vermutlich lag es auch an den Ohrstöpseln, die er sich genommen hatte.
„Dein Verban... oh sorry, soll ich wieder verschwinden?“ Mit einem Blick hatte Tom die Situation erfasst. Jeder hier im Haus hatte den Boss schon mal beim Sex erlebt oder zumindest beobachtet. Da hatte der Mann noch nie Berührungsängste oder falsche Scham gezeigt, doch das hier war irgendwie anders. Intimer.
Maslov grunzte nur etwas Unverständliches und würdigte ihn nicht einmal eines Blickes. Also legte Tom das Verbandszeug auf den Tisch und machte sich bereit zu gehen, als sein Blick auf einem der Monitore hängen blieb. Drei waren noch intakt und alle drei zeigten das gleiche Bild in unterschiedlicher Größe oder anderem Blickwinkel. Dann bemerkte er auch die elektronischen Stöpsel in Maslovs Ohren und wusste, dass sich sein Boss die Überwachung mit extremer Lautstärke gab. So konnte er jedes Flüstern und Stöhnen genau mitverfolgen.
Vanessa und Blue gingen mächtig zur Sache und auch wenn Tom nicht viel für den blauen Mann mit der gefühllosen Ader über hatte, so musste er doch zugeben, dass auch ihn die Szene nicht kalt ließ. Sein Boss jedoch hatte sein Hirn bereits komplett ausgeknipst, wirkte wie irre und nur noch darauf fixiert mit den beiden zum Höhepunkt zu kommen. Tom aber war noch nicht so gefangen und musste als Securitymann in erster Linie an die Sicherheit denken. Blue war und blieb ein unberechenbarer Faktor, der noch dazu extrem magisch aufgeladen war. Nicht auszudenken, wenn seine Magie plötzlich verrücktspielte und womöglich den Raum in Flammen steckte! Die Einrichtung war spartanisch und bestand zum größten Teil aus Edelstahl, doch wenn es magisch brannte, konnten starke Flammen sicher auf Nebenräume übergreifen und womöglich sogar das ganze Haus abfackeln. Und das war schlicht und ergreifend lebensgefährlich für alle im Haus. Die Sicherheit seines Chefs stand ganz klar auf dem Spiel.
Tom überlegte nicht länger, löste seinen Blick von den Monitoren, fragte nicht nach dem Okay seines Bosses und lief sofort aus dem Raum. Maslov war sowieso nicht mehr ansprechbar und er musste nun einen möglichen Super-Gau verhindern.
11. Kapitel
Die Stadt El Charga hatte sich sehr verändert. Die einst blühende Oase war nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Die Pflanzen- und Tiervielfalt war verschwunden, die Menschen arm und nichtssagend geworden.
Wütend donnert Merenpath seine Faust auf den steinernen Tisch. Der Palast in dem er sich eingenistet hatte, war lächerlich klein, die Einrichtung von seltsamer Beschaffenheit. Selbst das Klima ging ihm auf die Nerven, obwohl er früher die Hitze geliebt hatte. Hier aber war sie zu trocken, verdorrte einem die Haut bei lebendigem Leibe und machte ständig durstig. Merenpath war zurückgekehrt und von den Göttern mit einem Körper gesegnet worden, der nur langsam alterte, aber das war ihm nicht genug. Er wollte nicht mit einer Haut wie Pergament herumlaufen und auch nicht älter aussehen, als er war. Was in Anbetracht seines eigentlichen Alters ein Witz war und ihm ein müdes Lächeln auf die schmalen Lippen zauberte. Merenpath war schon vor dreitausend Jahren ein sehr eigensinniger und herrschsüchtiger Mann gewesen, allerdings immer mit einem Ausgeprägten Sinn für das Schöne. So wie damals war er auch heute überdurchschnittlich groß, stark und von einer Härte gezeichnet, die auf viele Frauen anziehend wirkte. Als ob sie mit ihrer Weichheit seine Härte ausgleichen könnten! Er schüttelte den Kopf über so viel Dummheit. Sein dunkler Teint entsprach dem eines Ägypters. Sein rabenschwarzes Haar hatte er streng zu einem Zopf zusammengebunden und mit einem breiten Goldring in Form gebracht. Seine Augen waren jedoch nicht so dunkel, wie es bei einem Mann ägyptischer Abstammung üblich gewesen wäre. Sie zeigten vielmehr eine ungewöhnliche Mischung aus grau und hellem braun, konnten aber in bestimmten Momenten zu gelb wechseln. Zumeist in Momenten der Wut oder auch der größten Lust. Merenpath trug eine Menge Magie in sich, war zur Hälfte göttlichen Ursprungs und konnte sich bei Bedarf in einen Vogel wandeln. Doch diese Wandlung war extrem schmerzhaft und der Bedarf, in einer Zeit wie dieser, sowieso nicht mehr gegeben. Die Menschen lebten fast gänzlich ohne Magie und in einem Trott
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