BLUE - toedliche Magie
vermint war und nur deswegen hatte er sie hierher beordert. Kameras gab es dennoch zur Genüge, doch die hatte er zuvor für drei Stunden ausschalten lassen. Der Abtransport der Mädchen durfte nicht dokumentiert werden. Das war eine der Auflagen Maslovs, denn er fürchtete sich mehr als er zugeben wollte vor den Mann, den sie Merenpath nannten.
„Sternitzer“, rief Brandt und reichte Blue die Hand.
„Brandt“, erwiderte Blue mit einem Lächeln und schlug in die gereichte Hand ein. Natürlich trug er extra gut isolierende Handschuhe. Stefan blieb eher im Hintergrund, winkte nur mit stoischer Miene und lud Annika sofort ins Boot ein.
„Mit dem heutigen Tag schulde ich dir etwas“, sagte Blue zu Martin Brandt. „Dir und deinen Kumpels. Vorausgesetzt ihr bringt die Mädchen sicher nach Hause. Und ich werde mich erkundigen, ob das der Fall ist, verlass dich drauf. Alle drei Frauen sind unantastbar, verstanden? Nicht, dass da was falsch verstanden werden könnte.“
„Keine Angst, wir sind Profis. Womit habt ihr sie betäubt?“
„Devils Breath“, erklärte Stefan, der nun dazu überging Vanessa aus der Scheibtruhe zu heben und ins Boot zu laden. Allmählich kamen die Kumpels von Brandt auch in die Gänge und packten mit an. Martin sog scharf die Luft ein.
„Devils Breath sagst du? Ich hoffe der Typ, der es verabreicht hat, kennt sich damit aus. Das Zeug kann verdammt tödlich sein.“
„Keine Angst, wenn sich wer auskennt, dann Maslov. Sorge DU nur dafür, dass keiner weiß wo die Mädchen waren. Das ist eine der wesentlichsten Bedingungen Maslovs. Sonst ist deren Leben keinen Cent mehr wert ... und das Eure noch weniger.“ Blue starrte dem kleineren Mann fest in die Augen, doch der verzog keine Miene.
„Das ist selbstverständlich, Sternitzer. Danke, Mann!“ Martin Brandt wusste genau wie ungewöhnlich diese ganze Aktion war und er konnte sich zusammenreimen, dass Maslov kein Wohltäter war, sondern sehr viel dafür bekam, wenn er die Mädchen zu ihren Eltern zurückschickte.
„Ich heiße jetzt Blue. Sternitzer gibt es nicht mehr.“
„Okay, Blue. Ich gebe Dir Bescheid, wenn wir die jungen Dinger zuhause abgeliefert haben. Versprochen.“
„Danke.“ Damit reichte er Martin Brandt noch einmal die Hand und sah ihm fest in die Augen. Sie hatten sich bei Evok nie wirklich gut kennengelernt, doch Brandt hatte den Ruf verlässlich zu sein. Mit einem schnellen Schritt war Blue dann noch beim Boot und warf einen Blick hinein. Die Männer hatten alle drei Mädchen behutsam in die Mitte gelegt und mit einer Plane zugedeckt. Die hatte wenigstens ein paar Löcher für die Luftzufuhr. Im Prinzip sah alles rechte einfach und bieder aus, bis auf das dämliche Kriegsgewand der Männer natürlich.
Das war also der Abschied von der Frau, die sein Leben verändert hatte und die noch viel mehr hätte verändern können. Sie war der einzige Mensch, der ihm seit seiner Wandlung etwas bedeutet hatte und die vermutlich immer einen Platz in seinem Herzen haben würde. Für diese Frau hatte er alles riskiert und auch alles aufgegeben, denn er bezahlte ihre Freiheit mit der seinen. Ein Leben lang.
Für einen Moment schloss er die Augen und zählte bis drei, dann hob er die Plane kurz in die Höhe und verabschiedete sich stumm von seiner Liebe. Vanessa lag friedlich schlafend auf dem Boden, hatte ihren Kopf auf die Schulter von Annika gelegt und sich seitlich an sie herangekuschelt. Ihr schöner Anblick schmerzte ihn mehr, als alles, was er in seiner Gefangenschaft durchgemacht hatte. Leise fluchte er auf das verlorene Glück mit dieser Frau, hasste Gott wie eh und je und verachtete sich für das Leben, das ihm nun bevorstand. Letztendlich aber wusste er, dass er richtig handelte.
Niemand konnte etwas von seiner Gefühlsregung sehen oder spüren. Dafür hatte er sich viel zu sehr im Griff und gelernt, seine Emotionen nicht zu zeigen. Erst als er die Plane wieder fallen ließ, zeigte er solch einen mörderisch wütenden Blick, dass ihm sowieso jeder aus dem Weg ging. Noch einmal wandte er sich an Martin Brandt und fixierte ihn mit seinem stechenden, silbrigen Blick.
„Morgen gibst du Bescheid, sonst werde ich Himmel und Hölle in Bewegung bringen dich zu finden. Und nun seht zu, dass ihr hier wegkommt. Das Sicherheitssystem für diesen Abschnitt wird in knapp zwanzig Minuten wieder aktiviert.“
16. Kapitel
2 Jahre später ...
„Komm schon, du Nudel! Du bist gleich dran.“ Annika deutete Leonie mit
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