BLUE - toedliche Magie
nichts erkannt. Keine Personen, keine Nummernschildern, rein gar nichts. Es war die übliche Sackgasse, wenn Mädchen derart professionell entführt wurden. Seine Kollegen waren dennoch an dem Fall dran, suchten nach einem gewissen Martin Brandt und verfolgen seine Spur derzeit bis nach Afrika. Vermutlich waren die Mädchen wirklich bis dorthin verschleppt worden, doch der Verantwortliche blieb weiter im Verborgenen. Ebenso wie es unklar blieb, warum gerade die beiden von den vier Mädchen zurückgeschickt worden waren. Die beiden anderen wurden immer noch vermisst.
Mit einem festen Handschlag verabschiedete er sich von den beiden hübschen Dingern und ließ sie in dem Büroraum alleine. Kein Wunder, dass diese jungen Schönheiten in den falschen Kreisen Aufsehen erregen konnten. Beide Frauen würden in einem Nobelpuff eine Menge Geld bringen. Zumindest für die Zeit, in der sie am Leben blieben. Grimmig biss er die Zähne zusammenund verfluchte all den Abschaum dieser Erde. Er war mit Sicherheit kein Moralapostel, aber all die Drogen- und Hurenbosse dieser Welt sollten endlich einmal begreifen, dass Schönheit nicht mit Gewalt konsumiert, sondern nur vernichtet werden konnte.
Kopfschüttelnd ging er weiter und versuchte sich seinen Frust nicht anmerken zu lassen. Nette Menschen waren eine Seltenheit. Nette und schöne Menschen noch mehr. Warum nur war der Abschaum dann gerade an diesen wenigen Exemplaren so interessiert? Unschuld und Schönheit zu rauben, um sie dann zu zerstören war für ihn ein viel größeres Verbrechen, als jemandem das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch die Gesetze sahen das oft anders und er musste sich schließlich damit abfinden, dass er die Welt nicht verbessern konnte.
In der Zwischenzeit machten es sich Leonie und Isidora in dem kühlen Raum gemütlich. Wenigstens hatten sie Kaffee bekommen und ein paar Kekse.
„Glaubst du er hat das alles geschluckt?“, fragte Leonie leise und Isidora nickte.
„Klar. Wir haben ja kaum was erzählt. Schließlich haben wir versprochen, nichts zu verraten. Nicht auszudenken, wenn wir zu viel sagen und es die beiden anderen büßen müssen.“
„Haben wir das echt versprochen?“
„Naja, so ähnlich. Der – eh schon wissen – hat ein wenig gezaubert, denke ich.“
„Hast du gesehen ... sie haben dort auch Blue erwischt.“ Leonie schob den grässlichen Kaffee endgültig zur Seite und hielt sich mehr an die Kekse.
„Ja, ich habe es gesehen und es stimmt mich nicht sehr zuversichtlich, dass er dort ein Gefangener ist.“ Isidora schlürfte weiter. Für sie war der Kaffee offenbar nicht ganz so schlimm.
„Vielleicht kann er Vanessa ja noch einmal helfen, hm?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen, schließlich ist Merenpath ein Halbgott.“ Jetzt war ihr doch noch sein Name herausgerutscht, dabei hatte er sie doch mit einem Sprechbann belegt! Vielleicht wurde der aber auch nur bei Personen wirksam, die nicht bei der Entführung dabei gewesen waren. Mit Leonie konnte sie also alles besprechen, ohne gleich in einen magisch indizierten, kranken Zustand zu verfallen.
„Und als Halbgott übertrifft seine Magie die von Blue vermutlich bei weitem. Dazu ist er derjenige, der die Schlüssel zu Blues Zelle hat. Der arme Kerl ist vermutlich nicht nur magisch schwächer, er wird sicher auch in einem Gefängnis gehalten, wenn er nicht längst tot ist.“ Daraufhin begann Leonie zu schluchzen. Vermutlich hatte sich bis jetzt an die Vorstellung geklammert, dass der blaue Hero Vanessa und Annika auch noch ein zweites Mal retten würde. Isidora stellte ihren Automatenkaffee sofort zur Seite und nahm ihre Freundin in den Arm.
„Ach, komm! Alles der Reihe nach! Jetzt freu dich mal auf deine Eltern und danach sehen wir weiter. Es wird schon alles gut werden.“ Tröstend streichelte sie über Leonies Oberarm und musste sich eingestehen, dass sie diese Frau mittlerweile auch mehr mochte, als es einer üblichen Freundschaft entsprach.
„Und du?“, fragte Leoni und richtete sich ein wenig mehr auf. „Wie geht es jetzt bei dir weiter? Deine Eltern holen dich jeden Moment ab. Wirst du jetzt nicht von ihnen zur Rechenschaft gezogen. Immerhin hast du ...“ Leonie wollte noch sagen, dass sie Merenpath verraten hatte, doch Isidora verschloss ihr den Mund mit einem unschuldigen Kuss.
„Pssst. Sprich es bitte nicht aus!“ Leonie bekam große Augen. Noch nie hatte eine Frau sie auf die Lippen geküsst, die homosexuell veranlagt war. Der Kuss war unschuldig
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