Blue
meinst.“
„Du solltest deine Antwort noch einmal überdenken, Mädchen.“
„Ich weiß nicht , wo dein Stecher ist, Schlampe“, rief Estée und wollte sich vom Stuhl erheben.
Blue schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie taumelte rückwärts und fiel David in die Arme, der inzwischen hinter ihr stand.
„Du Miststück!“, kreischte Estée , „das wirst du …“
Blue unterbrach sie, indem sie ihr die Hand auf den Mund drückte. David hielt ihr die Arme auf den Rücken. „Du wirst jetzt mal die Schnauze halten. Ich habe Beweise.“
Ihre Augen wurden groß und ihre Gegenwehr ließ nach. Sie war plötzlich von Angst erfüllt und die Essenz ihrer Angst biss Blue in der Nase. Langsam ließ Blue ihre Hand sinken, immer bereit , sich wieder gegen sie zu verteid i gen. Doch das war nicht nötig.
Blue drehte sich um, holte den Laptop und spielte Estée die Videoseque n zen vor. Sie war deutlich zu erkennen, weshalb sie sich wie gelähmt auf den Stuhl fallen ließ.
„Also, Estée, was hast du mit Toms Entführung zu tun?“
Sie sank tiefer in den Stuhl und blickte zu Boden. Blue bemühte sich i m mer noch um Ruhe und Gelassenheit. Sie krallte sich daran wie an ein Re t tungsseil. Estée zu töten , war keine Option , und wenn Blue die Nerven ve r lor, lebte die Hure nicht mehr lange.
„Ich werde dazu nichts sagen.“
Wo nahm Estée nur ihre Hartnäckigkeit her? Sie saß da und zuckte nicht einmal mit d er Wimper. In einem Anflug von Frustration packte Blue Estée a n den Schultern und riss sie vom Stuhl hoch . Sie lieferten sich ein Blickd u ell. Schließlich senkte Estée den Blick. Nach einem tiefen Atemzug wiede r holte Blue ihren Befehl.
„Sag mir , was du mit Toms Entführung zu tun hast und wohin sie ihn g e bracht haben.“
Statt einer Antwort begann Estée , schrill zu lachen. „Ihr seid alle so schwach. Solche Witzfiguren. Ihr mit eurem Kodex , keine Menschen zu töten! Stattdessen verlangt ihr von euren Leuten , abscheuliches, mit Tierblut gestrecktes Konservenblut zu trinken. Oder noch schlimmer , ihr trinkt v on unseresgleichen!“
Blue verstand nicht ganz. „Was meinst du mit unseresgleichen? Du bist ein Mensch, Estée. Deine Leute werden von den Outlaws getötet! Was hat Igor dir versprochen, damit du ihm hilfst? Freiheit? Leben? Reichtum? Vertrau mir, Kleine, nichts davon wird er einhalten.“
Estée senkte wie ertappt den Blick. In diesem Moment wusste Blue, was Igor versprochen hatte , um Estée rumzukriegen. Woher wussten so viele Menschen eigentlich von ihrer Existenz? Irgendwann würde sie diese Tats a che den Kopf kosten, so viel stand fest. Blue hielt sie noch immer im eise r nen Griff und zog sie näher an sich heran. „Er hat dir gesagt, dass er dich zum Vampir macht, wenn du kooperierst, stimmt’s ? Er hat dir gesagt, dass er dich nur zu beißen braucht . “
Estée beantwortete die Fragen nicht. Sie zuckte nicht einmal zusammen. Sie dachte anscheinend , dass Blue bluff t e.
„Kann es sein, dass du zwar weißt, dass es uns gibt, aber immer noch an das Ammenmärchen Vampir-beißt-Mensch- und- Mensch-wird-Vampir glaubst?“
End lich kam Regung in Estées Körper. Sie versuchte , Blue wegzustoßen. Es gelang aber nicht, da sie Blue an Stärke unterlegen war. In ihr Gesicht trat ein verzweifelter Schatten und sie krallte ihre waffenscheinerforderlichen Fingernägel in Blues Unterarme. Blue labte sich an ihrer Verzweiflung , sprach weiter und beachtete den brennenden Schmerz, den Estée ihr be i brachte, nicht. Im Gegenteil, sie hieß ihn willkommen.
„Vampire entstehen nicht so, Estée . Man braucht die genetische Veranl a gung. Nur dann wandelt man sich nach einem Biss. Du trägst dieses Gen nicht in dir. Du bist und bleibst nur ein kleiner Mensch. Träger riechen auf ganz eigene Weise. Und glaub mir, Igor weiß, dass du das Gen nicht hast. Das , was du sein willst , ist nicht erstrebenswert. Es ist die Hölle. I ch weiß , wovon ich rede.“
Estées Wutschrei ließ das Mobiliar erzittern. Glücklicherweise war die M u sik draußen viel zu laut, um sie zu hören.
„Igor hat mich gewarnt, dass du mit solchen Tricks komm st !“
Estée feuerte wilde Blitze in Blues Richtung ab und ließ bei ihr die Sich e rung durchbrennen. Wut bran nte wie Säure in ihren Eingewei den und ihre Fänge verlängerten sich. Sie vergeudeten hier wertvolle Zeit, die Tom wah r scheinlich nicht hatte. Mit der linken Hand griff sie nach Estées langen Ha a ren und riss ihren Kopf nach
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