Blue
hatte den Anschein, dass er ungefähr zwanzig Zentimeter an Körpergröße gewo n nen und schätzungsweise zwanzig Kilo Muskelmasse zugelegt hatte. Er strahlte pure Kraft aus und ihr Herz zog sich zusammen. Er war einfach perfekt und sie … war verkrüppelt.
Die Verzweiflung entlockte ihr einen Seufzer und Tom bemerkte sie . Er sah sie mit glühenden Augen an. Seine Brust hob und senkte sich rasch. W e gen der Anstrengung, nahm sie zumindest an. Als er Schritt für Schritt auf sie zukam, begann ihr Herz zu galoppieren. E ins war ihr klar: Jetzt, als Va m pir, konnte er es hören. Er stand vor ihr, keine Handbreit entfernt, und sein erregender Duft stieg ihr in die Nase. Urplötzlich schlug das Verlangen zu, von ihm berührt zu werden und seine Haut zu spüren.
Er lächelte sie schelmisch an und trieb ihr mit Lichtgeschwindigkeit Blut ins Gesicht. Als er zu allem Übel die Hand ausstreckte und mit den Finge r spitzen über ihre Wange strich, wurden ihre Knie weich und drohten wegz u sacken. Mit einem kurzen Auflachen legte Tom einen Arm um ihre Taille und zog sie eng an sich. Seine Körperwärme drang durch ihre Kleidung. Seine Lippen legten sich sanft auf ihre Stirn und wanderten langsam über ihre Nase zu ihrem Mund. Bevor er sie küsste, hielt er inne und lächelte zär t lich. Sie schnappte hörbar nach Luft.
„Hey“, flüsterte er.
„Hey“, antwortete Blue wenig geistreich, voll damit beschäftigt , ihre A t mung in den Griff zu bekommen. Seine Zungenspitze fuhr langsam, verfü h rend über ihre Lippen, bevor sie ihren Mund in Besitz nahm. Ohne zu z ö gern , öffnete sie sich ihm und beantwortete seine Zärtlichkeit. Sie schlang die Arme um seinen Hals und griff in seine Haare. Er brummte tief und presste sich noch enger an sie. Ein Feuer, heiß und fordernd, breitete sich in ihr aus. Als sie jedoch seine Erregung an ihrem Bauch spürte, schrak sie abrupt z u rück. Er sah sie verwirrt an.
„Es … es tut mir leid“, stammelte sie.
Er hob die Augenbrauen. „Was tut dir leid?“
„Alles! Alles tut mir leid. Was du jetzt bist, was ich bin …“ Er schien i m mer noch nicht zu begreifen. „Wenn ich nicht zu feige gewesen wäre und mit dir geschlafen hätte, dann wären wir erst später oder vielleicht gar nicht in den Club gegangen. So hätten Igor und Janus dich nicht mit Estées Hilfe entführen können. Dann wärst du nicht beinahe zu Tode gefoltert worden und ich hätte dich nicht beißen müssen … Aber ich konnte nicht zulassen, dass du stirbst … Es war so furchtbar! Ich war nicht ich selbst, hab mich mit Gabriel und auch mit Boss geprügelt! Ich habe Estée misshandelt und da war noch …“ Sie stockte. Die Geschichte mit Janus wollte sie ihm nicht erzä h len.
„Moment“, unterbrach er, „du hast dich mit Boss geprügelt? Das hätte ich gern gesehen.“
Blue überging seine amüsierte Frage und plapperte weiter. Es gab kein Ha l ten mehr. „Dann hab ich erfahren, dass Boss mein Onkel ist und zumindest meine Mutter noch lebt. Und da sind noch so viele andere Probleme, dass ich gar nicht weiß , wo ich anfangen soll. Und du, du bist so toll und großa r tig , und ich, ich bin jetzt hässlich , seit …“ Keuchend stoppte sie mit ihrer verzweifelten Litanei.
Toms Gesicht hatte immer besorgtere Züge angenommen. „Du bist ja t o tal fertig, Blue“, sagte er und führte sie zum Sofa im Wohnzimmer. Dort drückte er sie sanft in die Kissen und kniete sich vor ihr auf den Boden. Er griff nach ihren Händen und bedeckte sie mit seinen riesigen Pranken. „Jetzt hörst du mir mal gut zu, B aby . Du trägst absolut keine Schuld an dem, was mit mir passiert ist. Du hast alles getan, was du tun konntest.“ Er schaute sie prüfend an. „Hast du mich verstanden?“
Als sie nicht sofort reagierte, drückte er leicht ihre Finger. Daraufhin nickte sie.
„Und was soll überhaupt die Bemerkung, dass du jetzt hässlich bist ? Du bist wunderschön, B aby . Glaub mir.“
Im Elend biss sie sich auf die Unterlippe und schüttelte unter Tränen den Kopf. Tom seufzte und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Wo war sein jungenhaftes Verhalten geblieben? Er wirkte so männlich wie nie zuvor und konnte offensichtlich ihren inneren Schmerz spüren .
S ie war nicht mehr in der Lage, sich zurück zu halten. In schierer Verzwei f lung stieß sie ihn weg und riss sich buchstäblich das T-Shirt vom Leib. Die ruckartige Bewegung verursachte Blue starke Schmerzen und
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