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Blue

Blue

Titel: Blue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Blackwood
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Seit wann war sie so leicht? Natürlich, sie hatte sich wieder einmal zu lange nicht genährt. Das letzte Mal hatte sie von Tom Blut getru n ken. Und zwar in der Nacht, als er sie geheilt hatte. Das war jetzt bestimmt sieben Wochen her. Selbst gewöhnliche Nahrung hatte sie kaum zu sich genommen. Irgendwie hatte sie einfach keine Zeit gefunden , um zu essen. In Anbetracht dessen würde sie dieses Intermezzo wohl kaum überleben. Es war erstaunlich , wie gelassen sie diese Erkenntnis aufnahm.
    „Das Objekt hat am Oberkiefer stark ausgeprägte Fänge, welche sich bei Bedarf vermutlich noch verlängern können. Sie verfügt über ein hohes A g gressionspotenzial.“
    Blue fauchte. „Lass mich frei, du Arsch , und vor allem tu nicht so, als ob ich nicht da wäre!“
    Er blieb unbeeindruckt. Inzwischen pulsierte das Energiefel d weiter aus ihr heraus und erfüllte den Raum. Er schien es nicht zu bemerken.
    „Wie gewöhnlich entnehme ich dem Objekt Blutproben , um die Blutz u sammensetzung zu untersuchen. Die Entnahme findet standardmäßig an der Vena mediana cubiti statt.“
    Gleich darauf fühlte sie einen kurzen Stich in ihrer rechten Ellenbeuge. Als er die Blutprobe von ihr geraubt hatte, sprach er wieder in sein Diktiergerät.
    „Das Blut dieses Objekts verhält sich augenscheinlich anders als bei den vorherigen Versuchsobjekten. Es ist deutlich dünner und heller. Genauere Tests werden die Unterschiede zeigen.“
    Der Unterschied, du Hurensohn, liegt darin, dass ich unterernährt bin! Plötzlich überkam sie ein noch nie da gewesener Blutdurst. Wenn sie g e konnt hätte, hätte sie sich losgerissen und sich auf Dr. Blödmann gestürzt. Dann hätte sie ihm die ach so stark ausgeprägten Fänge in seine Halsvene geschlagen und ihn bis auf den letzten Tropfen leergesaugt.
    „Als nächsten Schritt werde ich die Geschwindigkeit der Gewebeneubi l dung untersuchen. Dazu werde ich zuerst verschiedene Schnitte unterschie d licher Tiefe anbringen. Im Faserverlauf und quer dazu. Um die Zeit und die verschiedenen Phasen gut eruieren zu können, werden die jeweiligen Schnitte gefilmt.“
    Sie konnte nicht verhindern, dass sie bei allen sechs Schnitten schrie. Nun war Blue klar, dass sie hier niemals lebend rauskam. Sie war eindeutig in die Hände von Lemniskate Helvetica gefallen. Angst vermischt mit ohnmächt i ger Wut kroch durch ihre Adern wie Säure, und als er wieder sprach, packte sie das blanke Entsetzen.
    „Weiter beobachte ich jetzt die Regenerationsfähigkeit nach Verbrennu n gen ersten, zweiten und dritten Grades.“
    Wie verrückt zappelte sie auf ihrer Opferbank und schrie sich die Lunge aus de m Leib . Als sie das schreckliche Fauchen des Bunsenbrenners hörte, der erste Schmerz durch ihr Bewusstsein ätzte und der Geruch nach ve r branntem Fleisch ihre Nase streifte, ging bei ihr das Licht aus.
     
    Das Licht kam golden leuchtend auf Blue zu und umhüllte sie. Es spendete Trost und Wärme. Hände strichen zärtlich über ihre Wangen und sie konnte sie fühlen, die Person, der sie gehörten. Andromeda war bei ihr. In ihrer dunkelsten Stunde stand sie ihr bei. Allein schon diese Tatsache ließ Blue schluchzen.
    „Still, meine Tochter. Du musst jetzt Stärke beweisen und darfst nicht au f geben. Ich brauche dich. Wir alle brauchen dich.“
    So gut sie konnte, legte sie sich in Andromedas Umarmung hinein und wünschte sich einen schnellen Tod herbei. Doch Andromeda hatte nur Durchhalteparolen für sie übrig. Sah sie denn nicht, in welcher Lage sie sich befand? „Ich kann nicht mehr, Mutter. Ich bin nicht so stark, wie du glaubst . “
    Sanft strich ihr Andromeda über den Kopf. „O doch, mein Kind. Du bist eine Sangualunaris. Und als solche bist du besonders stark. Nutze deine neue Gabe, dein Energiefeld und schütze dich damit. Und vergiss nicht: Die Zeit für die Rache kommt später. Erst musst du hier raus.“
    Blue verstand gar nichts und fühlte sich zu schwach , um nur den kleinen Zeh zu bewegen. Wie sollte sie da ein Energiefeld aufbauen und vor allem aufrechterhalten? Wie lange war sie schon hier? Während all der Qualen und Phasen der Bewusstlosigkeit hatte sie ihr Zeitgefühl komplett eingebüßt.
    Andromeda war fort , hatte aber einen goldenen Schimmer in Blues Inn e re m hinterlassen, der ihr wider E rwarten Kraft gab. Je mehr sie zu sich kam, desto mehr wurde sie sich der Hand bewusst, die auf ihrer nackten Brust lag. Angewidert atmete sie tief durch die Nase ein. Der Duft gehörte jedoch nicht

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