Blue
mir leid“, stotterte sie.
Er schob ihre eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was tut dir leid?“
„Dass ich dich weggeschickt und dir jetzt de i n Shirt vollgeheult hab.“
Seine Lippen legten sich auf ihre Stirn und folgten der Linie ihrer Nase bis zu ihrem Mund. Bevor er sie jedoch küsste , flüsterte er: „Da gibt es nichts zu entschuldigen. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast. Aber s chick mich einfach ni e mehr weg. Okay?“
Sein Atem kitzelte sie und sie konnte ihn auf ihrer Zunge schmecken. Er schmeckte verlockend herb nach Mann; nach ihrem Mann. Dann fanden sich ihre Lippen endlich und sie versanken in der Sehnsucht nacheinander. Nach viel zu kurzer Zeit löste sie sich von ihm. Sein Herz raste und seine Wangen waren gerötet. Er sah sie fragend an und wie üblich, wenn sie in seine grünen Augen sah, begann sie zu stottern.
„Ich … ähm … würde es dir etwas ausmachen, wenn ich duschen gehe?“
Lachend richtete er sich auf. „Hast du wirklich das Gefühl, dass du dich so lange aufrecht halten kannst?“
Sie schenkte ihm einen wütenden Blick, der ihm jedoch lediglich ein breites Grinsen entlockte.
„Ich habe eine bessere Idee. Warte hier und ruh dich noch etwas aus.“ Da mit erhob er sich und verließ das Schlafzimmer.
Blue schaute sich i m Raum um und ihr wurde bewusst , dass sie um ein Haar nie mehr in ihrem Bett gelegen hätte , nie mehr den glasverkleideten Schrank geöffnet und nie mehr die atemberaubende Aussicht ihrer Wohnung hätte genießen können. Ihr Blick wanderte zur Decke und bohrte Löcher in den Verputz. Matty würde es bereuen. Was er ihren Leuten angetan und wie er sie behandelt hatte, war mit nichts zu entschuldigen. Er würde um sein Leben betteln müssen. Vergebens allerdings. S o wie er ihr keine Chance zugestanden hatte, so würde sie ihm auch keine Gnade gewähren.
Blue musste inzwischen eingeschlafen sein, denn Tom weckte sie , indem er sie hochhob. Er trug sie ins Bad und setzte sie auf den geschlossenen WC-Deckel. Rasch streifte er sein T-Shirt und die Trainingshose ab. Danach zog er ihr das viel zu große Shirt über den Kopf. Nackt stieg er mit ihr in den Armen in die Badewanne. Die Wanne in Blues Badezimmer bot mehr als genug Platz für zwei Erwachsene. Das warme Wasser brannte in den vielen Wunden, die ihren Körper bedeckten. Tom zog sie mit dem Rücken an seine Brust. Durch seine Nähe fühlte sie sich sicher und beschützt. Entspannt ließ sie den Kopf an seine Schulter sinken und drehte das Gesicht an seinen Hals. Sie stellte sich vor, wie das Wasser alle Spuren ihrer Peiniger wegwusch. Den ekelhaften Schmutz davonspülte. Tom hatte sich den Schwamm vom Wa n nenrand genommen und damit begonnen ihre Arme vorsichtig abzutupfen. Er ging so sanft vor, dass es ihr kaum Schmerzen bereitete. Zentimeter für Zentimeter reinigte er sie.
Als er mit dem linken Arm an Blue vorbeigriff, um den Schwamm in die andere Hand zu nehmen, fiel ihr Blick auf die Innenseite seines Oberarms. Dort prangte eine Tätowierung, die er vorher noch nicht hatte. Es sah ihrem Tom-Tattoo zum Verwechseln ähnlich. Dieselbe dargestellte Plakette mit der sich zweimal um den Arm windenden Kette. Nur die Markeninschrift war anders. Dort stand SIRIA BLUE und 19. Dez. , ebenfalls in gotischer Schrift. Er wollte den Arm wegziehen, doch sie hielt ihn davon ab. Mit ihren Finge r spitzen zeichnete sie die Linien nach. Tom atmete langsam und tief.
„Warum hast du das gemacht?“, fragte sie mit rauer Stimme, obwohl sie die Antwort erahnte.
„Aus demselben Grund, wie du dir meinen Namen in die Haut hast st e chen lassen.“ Gerührt schloss Blue die Augen und schmiegte sich an ihn. Er ließ den Schwamm fallen und schlang die Arme fest um seine Frau. „Was haben diese Tiere dir angetan, Blue?“ Er hatte seine Stirn auf ihr Haar gelegt, weshalb seine Stimme gedämpft an ihr Ohr drang.
Unwillkürlich zog sie ihre Knie zur Brust und igelte sich ein. Ein Zittern durchlief ihren Körper in Wellen. Tom zog sie noch näher an sich.
„Du irrst dich, Tom. Es waren keine Tiere, die mich misshandelt haben. Denn wenn es welche gewesen wären, könnte ich ihre Taten entschuldigen.“ Ihre Kehle war eng geworden und sie versuchte , die aufsteigende Übelkeit hinunterzuschlucken.
„Haben sie …“, er stockte, weil er die Worte nicht laut aussprechen kon n te , ohne verrückt zu werden.
„Sie haben mich nicht vergewaltigt, falls es das ist, was du sagen wolltest. Nicht direkt
Weitere Kostenlose Bücher