Blue
und warm. Vorsichtig hob sie ihn an. Das Innere war mit schwarzem Samt bekleidet. Als Erstes stach ihr der gelbliche Briefumschlag ins Auge. Blue nahm ihn heraus und dadurch erblickte sie die Gegenstände, die unter dem Umschlag in den Samt gebettet waren. Es handelte sich um zwei identische, atemberaubend schöne Schwerter. Die Klingen der beiden Einhänder waren aus Damaszener-Stahl gefertigt und das organische Muster, das für diese Art Stahl typisch war, schien beinahe lebendig. Das Heft war mit Leder um wi c kelt und in regelmäßigen Abständen wand sich ein Silbe r draht darum. Die Parierstange war leicht nach hinten gebogen und wies ve r schnörkelte Gravuren auf. Der Knauf war aus massivem Silber und an de s sen Scheitel prangte ein Stern aus Saphiren, welche in das Edelmetall eing e lassen waren. Nachdem Blue sich von i hrer Verblüffung erholt hatte, öffnete sie den Briefumschlag und zog vier vollgeschriebene Bogen Papier heraus. Sie wies en eine feste Qualität auf. Es handelte sich um einen Brief, geschri e ben in einer klaren, elegant geschwungenen Schrift. Er war viereinhalb Jahr e zuvor geschrieben worden.
Liebe Siria , Tochter meines Blutes und meines Herzens !
Wenn Du diese Zeilen liest, heißt das, dass ich tot bin. Es tut mir unendlich leid, dass Du die Wahrheit nicht von mir oder Deiner Mutter erfahren kannst. Aber es ist besser , am Anfang der Geschichte zu beginnen:
Damals, vor so vielen Jahren, herrschte ein erbitterter Krieg zwischen Orions Armee und den Kämpfern der Outlaws, denen ich vorstand. Wir führten den Krieg unserer Väter fort.
Meine Leute und ich kämpften um das Recht der Freiheit und Selbstbestimmung. Wir wollten uns von Menschen ernähren , wenn uns danach war. Sie waren schließlich nichts als Vieh , und wenn dabei einer umkam, war das ein Kollateralschaden, den man hinnehmen konnte.
Wir kamen immer mehr in Bedrängnis, weshalb Igor auf die Idee kam, Andromeda zu entführen. Es war allgemein bekannt, dass Orion seine Schwester abgöttisch liebte. Er würde alles für sie tun. So dachten wir zumindest. Wir wollten ihn mit ihr als Druckmi t tel zur Kapitulation zwingen.
Wir hatten es schon längere Zeit zuvor geschafft, Spione in Orions Reihen zu schleusen und mit ihrer Hilfe konnten wir Andromeda in unsere Gewalt bringen. Orion war außer sich vor Zorn, unternahm jedoch sonderbarerweise nichts , um das Leben seiner Schwester zu retten. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten , war, dass Orion und Andromeda eine Absprache hatten. Sollte jemals einer von ihnen in die Hände des Feindes fallen, würde der a ndere nichts für s eine Rettung unternehmen. Sie wollten so vermeiden , erpres s bar zu sein.
Als wir dahintergekommen waren, dass sich unser Plan in Nichts aufgelöst hatte, wurde Janus wütend. Er fiel über Andromeda her und wollte sich an ihr vergehen. Janus hat schon immer zu solchen Ausbrüchen geneigt.
Während der paar Wochen , in denen sie in unserer Gefangenschaft war, bekam ich z u nehmend das Gefühl , mich geirrt zu haben. Immer öfter hatte ich mich zu ihr geschlichen, um mich mit ihr zu unterhalten. Durch sie habe ich meine Sichtweise geändert und eine andere Einstellung zu den Dingen bekommen. Durch Andromeda erkannte ich, dass wir auf dem falschen Weg waren. Die Freiheit, für die wir kämpften, war nichts anderes als die Unterdrückung der Menschen und Beherrschung unseres eigenen Volkes. Wären wir siegreich, würden wir zu seelenlosen Bestien ohne Verstand mutieren. Genau das Bild, das die Menschen in Mythen und Legenden von uns hatten.
Sie machte mir klar, dass eine Symbiose mit den Menschen viel besser wa r. Dass mit freiwilligen Blutab gaben und den Blutkonserven unser Überleben mehr als gesichert wäre. Vielleicht bestünde sogar irgendwann die Möglichkeit aus dem Verborgenen zu treten und ein produktives, offenes Miteinander zu leben. Sie lebte für diesen Traum und konnte viele Menschen, die eingeweiht waren, zu ihrem Freundeskreis zählen. Sie inspirierte mich zu einem solchen, vielleicht utopischen Leben.
Aber ich schweife ab. Wie gesagt, griff Janus Andromeda an. Irgendwie schaffte ich es , dazwischenzugehen und sie aus seine n Klauen zu befreien. Er war außer sich und schimp f te mich einen Verräter. Ich würde mit dem Feind kollaborieren.
Gemeinsam flohen wir in die Nacht. Ohne Essen, ohne Geld, ohne Ziel. Mir war d a mals schon klar, dass ich ihr mit Haut und Haaren verfallen war.
Wir tauchten ein paar Tage
Weitere Kostenlose Bücher