Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
immer seine Sachen gesucht und nie wiedergefunden.«
»Hallo? Ich habe das Gespräch doch gehört. Wort für Wort. Warum sollte Mamilein lügen und irgendeinen Mist erzählen? Wahrscheinlich ist das auf dem Foto die Schwester mit ihren Kindern oder so«, sagte Jasmin. »Kann ich bitte noch einen Kaffee haben?« Elsa reichte ihr die Thermoskanne.
»Hier ist das Foto. Ich hatte es noch in meiner Tasche.« Imogen hielt den Rahmen hoch.
»Eine sehr attraktive Frau und sehr hübsche Kinder«, sagte Elsa anerkennend. »Dann kann der Mann wohl so schlimm nicht sein. Vielleicht hast du dich verhört, Jasmin.«
»Quatsch«, sagte Jasmin wütend. »Ich stand doch direkt daneben.«
»Gib mal bitte.« Caroline griff nach dem Bilderrahmen und runzelte dann die Stirn. »Wisst ihr, was das ist?«, fragte sie dann alle, die im Kreis um sie standen und auf das Foto im Rahmen starrten.
»Eine Fotografie ist das«, sagte Tizian. »Was denn sonst?«
»Der Typ ist total krank.« Caroline schnaubte auf. »Das ist kein Foto . Also kein richtiges, kein privates. Das ist eins von diesen Werbefotos. Da wird einfach irgendein Bild auf billigem Papier ausgedruckt und in den Rahmen gesteckt, damit der Kunde sich vorstellen kann, wie das später aussieht. Meistens sind es irgendwelche Hausfrauen, die sich für kleines Geld als Rahmen-Models, oder wie das heißt, zur Verfügung stellen.«
»Das gibt es?« Imogen wollte es nicht glauben.
Caroline drehte den Rahmen um und löste die Halterungen. Dann zog sie das dünne Papier raus. Nun sah man, dass es sich um eine Fotokopie handelte. »Hier, bitte. Noch Fragen?«
»Was für eine arme Sau.« Imogen schnaubte. »Und was für ein Lügner.«
»Das ist richtig genial«, sagte Caroline. »Ich geh damit zu seiner Mutter und rede mit ihr. Das ist super klasse für die Quote. Solche Freaks brauchen wir.« Sie war richtig aufgeregt. »Und dann drehen wir einen Film, in dem er sich vorstellt. Aber wir machen es so, dass sich nur die blödesten Weiber melden. Und da suchen wir uns eine raus, die ihn so richtig schön verarscht. Das sehen Millionen. Unsere Quote wird der Hit sein.«
»Was ist, wenn er nicht mitmacht?«, fragte Philipp.
»Wir müssen Mamilein überzeugen. Sie kann ja zu ihm sagen, dass sie sonst nicht mehr schlafen kann und Herzprobleme bekommt. Und dass sie ratlos ist, weil ihre eigenen Anzeigen nicht gefruchtet haben. Da fällt uns schon was ein.«
»Musst du nicht in deiner Redaktion nachfragen?«, wollte Philipp wieder wissen.
Caroline drehte sich zu ihm um. »Hallo? Ich bin Redaktionsleiterin. Schon vergessen?«
»Genial«, sagte Jasmin. »Das wird ein Fest. Das müssen wir feiern!«
Es klingelte.
»Wer ist das denn jetzt?«, fragte Elsa. »Langsam gehen uns die Sitzgelegenheiten aus.«
»Ich schaue nach und lasse niemanden rein.« Philipp ging zur Tür.
»Unterschreibe nichts«, rief Elsa ihrem Sohn hinterher, und zwar aus bitterer Erfahrung. Als Fünfzehnjähriger hatte Philipp mal einige Zeitschriftenabos und Patenschaften für einarmige indische Kinder unterschrieben, und es war eine Riesenaktion gewesen, das alles rückgängig zu machen.
Dann stand Philipp mit einem Mann im Raum.
»Das ist Herr Sternchen«, sagte Philipp irritiert. »Herr Sternchen sagt, er soll hier jemandem Rhetorikunterricht geben oder coachen oder so.«
»Aber doch erst morgen.« Elsa überlegte, ob sie sich vertan hatte.
Herr Sternchen sah traurig aus. »Nein. Morgen kann ich nicht. Morgen muss ich einen Geburtstag ausrichten. Meine Jüngste wird vier.«
»Da sind Sie aber spät Vater geworden.« Elsa tippte den Mann auf Mitte 60. Er war klein, verhutzelt, trug einen viel zu großen Mantel und einen grauen Schlapphut. Herr Sternchen räusperte sich.
»Ich habe keine Kinder«, sagte er dann verschämt.
»Aber Ihre Jüngste …«, begann Elsa.
»Mein jüngstes Meerschweinchen«, sagte Herr Sternchen.
»Bleiben Sie mir bloß vom Leib«, sagte Jasmin. »Ich habe eine Tierhaarallergie.«
»Ihr Jüngstes?«, fragte Caroline. »Werden Meerschweinchen insgesamt nicht nur vier Jahre alt oder so?«
»Meine werden älter«, erzählte Herr Sternchen stolz und rückte seinen Hut zurecht. »Ich pflege sie gut. Mein Ältester ist neun.«
»Das ist in der Tat alt«, sagte Caroline ehrfürchtig. »Meine Schweine sind immer recht früh gestorben.«
»Du hast sie verhungern und verdursten lassen«, stellte Elsa giftig klar. »Damit hier mal kein falscher Eindruck entsteht.«
Sie hatte genug. Es
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