Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Sie meinte es doch nur gut. Und zum Dank dafür wurde sie jetzt von allen Seiten angegriffen.
»Philipp, das ist genug«, sagte Berti, der sich einigermaßen gefasst hatte. »Hör auf jetzt.«
»Ist doch wahr.«
Berti sagte nichts mehr. Elsa war es eiskalt, und ihr war schwindelig.
»Ich habe also in deinen Augen versagt?«, fragte sie Philipp.
»Nein, hast du nicht, Mama, aber du musst mal von deinem hohen Ross runterkommen. Nicht jeder passt nun mal in dein Schema.«
»Ich ja auch nicht«, sagte Caroline leise.
»Sei nicht traurig, Caro«, sagte Philipp. »Sie wird sich schon einkriegen, nicht wahr, Mama?«
Elsa sagte nichts und versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten.
»Das glaubst du«, sagte Caroline.
Elsa musterte sie aus dem Augenwinkel. Caroline sah immer noch flippig aus, aber auch sie war älter geworden und wirkte irgendwie vernünftig. Sie war auch nicht mehr so schrecklich angezogen. Früher hatte sie nur fürchterliche Pluderhosen getragen, die die Hippies in den siebziger Jahren mal hatten, und ihre Haare waren rot und gelb und grün gefärbt gewesen. Jetzt waren sie braun und glänzten.
Caroline machte in der Tat einen recht vernünftigen Eindruck, und Elsa schaute zu Philipp. Er sah einerseits glücklich, andererseits enttäuscht aus, wobei Letzteres wohl mit ihrer Reaktion zu tun hatte.
Sie war völlig durcheinander. Das war in der Tat alles zu viel auf einmal. »Ihr wollt also heiraten«, stellte Elsa fest und zwang sich zur Ruhe.
»Ja, Mama, immer noch.« Philipp war ein bisschen genervt.
»Und ich bin die Einzige, die das nicht wusste.«
»Ich wusste es auch nicht«, warf Jasmin in die Runde und trank ihre Kaffeetasse leer. »Aber ich freue mich, dass ich es jetzt weiß. Das ist so toll. Ich liiiebe Hochzeiten! Wobei mir gerade einfällt, dass ich noch nie auf einer war. Aber die Filme! Vier Hochzeiten und ein Todesfall . Diese Kleider! Oder bei Magnolien aus Stahl . Wie wunderschön Julia Roberts, also Shelby, da war. Habt ihr die Filme auch gesehen?«
Niemand antwortete ihr.
»Jetzt sei doch nicht so verbohrt, Mama«, sagte Philipp. »Du tust ja gerade so, als sei ein Krieg ausgebrochen.«
»Blödsinn«, sagte Elsa und dachte ›Das steh ich auch noch durch.‹ »Dann heiratet eben.«
»Dann heiratet eben. Super. Vielen Dank.« Philipp war sauer. »Das ist alles. Ich weiß, dass du Caro nie mochtest, aber …«
»Du mochtest Caroline auch nie. Sie hatte Platzwunden, weil du ihr Sandschaufeln und Bagger an den Kopf geknallt hast. So etwas prägt.«
»Das war vor über zwanzig Jahren.«
»Das prägt«, wiederholte Elsa und beschloss, sich einfach nicht mehr aufzuregen. Aber dann fiel ihr doch noch was ein. »Wolltest du nicht eigene Kinder? Caroline hat doch schon eins.«
»Ja, und ich komme wunderbar mit Marco zurecht. Davon abgesehen, bleibt das natürlich nicht das einzige Kind. Caro ist schwanger.«
»Haha, noch ein kleiner Scherz«, hoffte Elsa.
»Mit Zwillingen. Zweieiig«, sagte Philipp, und Caro nickte stolz.
Zweieiig. Als ob das jetzt noch eine Rolle spielen würde.
»Wir haben auch schon Namen. Es werden ein Junge und ein Mädchen, und sie sollen Catalaya-Pearl und Tyler-Jerome heißen. Das sind doch wundervolle Namen«, erklärte Caro und Elsa hatte das Gefühl, auf der Stelle ohnmächtig zu werden.
»Das ist nicht wahr«, sagte sie dann. »Philipp, sag mir, dass du deine wehrlosen Kinder so nicht nennst.«
»Du mochtest doch diese Namen immer so«, sagte Philipp.
»Das hast du falsch verstanden. Ich mochte sie noch nie. Ich finde sie furchtbar. Dieser Tyler-Jerome wird wahrscheinlich schon mit einem langen dünnen Zopf am Hinterkopf geboren werden, mit so einem Versagerschwänzchen, und Catalaya-wie-auch-immer mit künstlichen Fingernägeln und blond gefärbtem Haar. Wollt ihr mich eigentlich alle fertigmachen?«
»Meine Güte, Elsa. Das war ein Witz.« Caro grinste. »Und ein gelungener. Philipp kennt dich sehr gut. Natürlich nennen wir die Kinder nicht so. Wir wollten dich nur ein bisschen ärgern.«
Elsa war gleichzeitig wütend und erleichtert. Am liebsten hätte sie die beiden Spaßvögel kurz mal übers Knie gelegt. Obwohl das wahrscheinlich auch nichts gegen den Knoten in ihrem Magen half. So also dachte ihre eigene Familie über sie: zu perfekt, hohes Ross. Wahrscheinlich hatte Berti einfach schon resigniert, was seine Frau betraf. War deshalb immer so müde. Ach, ach, ach, das ganze Dasein war seit ein paar Tagen wirklich
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