Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
reichte. Alle sollten gehen. Was war denn hier nur los?, dachte sie erschöpft. Eigentlich hatte sie sich doch nur auf einige Leseabende mit ein paar netten Frauen gefreut, mit denen man gute Gespräche führen konnte und danach entspannt nach Hause gehen.
Das hier hatte sie wirklich nicht erwartet: Ein Mann, der Vögel mehr liebte als sie und ständig seine Ruhe brauchte. Ein Sohn, der eine Erzfeindin heiraten wollte, die auch noch mit Zwillingen schwanger war. Zwei hilflose, durchgeknallte Frauen, die eine mit Messerphobie, die andere mit gruseligen Klamotten. Herrje, sie durfte nicht vergessen, Imogen das mit der falschen Aufschrift auf ihrem T-Shirt zu sagen. Egal. Später. Dann auch noch ein Paartherapeut, der eigentlich Anwalt war oder umgekehrt und noch dazu Zwitter mit guten Kontakten zur Hamburger Unterwelt. Und jetzt also auch noch Herr Sternchen mit seinem Schlapphut, der vorgab, ein Coach zu sein. Jedenfalls hatte er das am Telefon behauptet. Am Telefon hatte er sich auch ganz normal angehört. Allerdings hatten sich am Telefon auch Jasmin und Imogen normal angehört. Genau wie Tizian.
Elsa setzte sich, während die anderen sich in einer lautstarken Diskussion über Kleinnager befanden, an der sie unter gar keinen Umständen teilnehmen wollte.
Sie dachte nach. Dann schaute sie auf die Uhr. Halb acht. Ob sie ein paar Flaschen Wein aufmachen sollte?
Wollte sie die ganze Bande überhaupt noch hier haben oder brauchte sie jetzt auch mal ihre Ruhe? War sie wirklich so ein Miststück, wie Philipp behauptete? War sie womöglich auf dem besten Weg, eine verbitterte Alte zu werden, die schon bald zu ihrem Mann sagen würde, er solle an seinen Rücken denken und nicht so viel Bratwurst essen? Himmel, Letzteres sagte sie ja schon hin und wieder.
Das war ja entsetzlich. Hatte sie womöglich schon einen keifenden Ton in ihrer Stimme? Kippte die vielleicht manchmal, und Berti sagte bloß nichts, um Streit zu vermeiden? War Berti deswegen so vogelverrückt, weil sie ihn aus dem Haus graulte?
Die Gedanken wirbelten nur so durch ihren Kopf. Und plötzlich bekam Elsa Angst.
Was, wenn sie nicht genug für ihre Ehe getan hatten? Was, wenn schleichend alles zu Ende ging?
Was wollte sie überhaupt? Wollte sie so weiterleben wie bisher? Ohne nennenswerte Höhen und Tiefen, einfach immer und immer so weiter? Bis dass der Tod euch scheidet?
Wann hatte sie zuletzt was mit ihrem Mann unternommen? Sie waren mit Freunden in Paris gewesen, das war … ein Jahr her. Und wirklich allein gewesen waren sie auch nicht. Es wurde im Prinzip ununterbrochen etwas unternommen, und Elsa konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie vor dem Eiffelturm stand und hundemüde gewesen war, bis sie in Versailles schließlich in irgendeiner Ecke einschlief, was niemandem auffiel, weil Versailles doch recht groß war.
Eigentlich war Elsa in den letzten Monaten auch immer recht schnell müde gewesen. Natürlich hatten sie und Berti abends zusammengesessen, so wie neulich am Pool, aber so richtig was unternommen hatten sie lange nicht mehr. Jedenfalls nicht allein.
Wieso also warf sie Berti seine Müdigkeit vor, seine Unlust auf Sex – hin und wieder. Sie hatte, da musste sie jetzt ganz ehrlich sein, auch öfter mal keine Lust gehabt. Und wenn sie Lust gehabt hatte, dann musste alles ganz perfekt sein. Perfekt, immer perfekt. Sie konnte das Wort bald nicht mehr hören. Vielleicht sollte sie es einfach aus ihrem Wortschatz streichen.
Elsa sah ihren Mann an, der dastand und seiner zukünftigen Schwiegertochter zuhörte. Caroline erklärte den Anwesenden gerade den Unterschied zwischen Hamstern und Meerschweinchen. Es ging um Einzelgänger und Rudelhaltung und um Nachtaktivität.
Berti sah gut aus. Ja, er sah ganz hervorragend aus. Er war groß, hatte breite Schultern. Er hatte dichtes Haar, wahrscheinlich ein Erbe seines Vaters, der hatte auch keine Glatze bekommen. Inzwischen waren Bertis Schläfen silbern, was Elsa unglaublich erotisch fand. Kräftige Hände. Gepflegtes Äußeres. Momentan einen Dreitagebart, der ihm verdammt gut stand.
Und Berti war ein toller Liebhaber. Das hatte er bei diesem Quickie im Flur gezeigt. Ja, klar, manchmal war er müde. Aber das war vielleicht auch ganz normal. Im Großen und Ganzen lief es doch sehr gut bei ihnen – im Bett und auch sonst. Natürlich mussten einige Dinge geändert werden, und sie war ja auch schon dabei. Aber das änderte nichts daran, dass Berti einfach ein wundervoller Mann
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