Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Nachdenken. Tut mir Leid, dass ich so ein Riesentheater um all diese Dinge veranstalte.«
»Rotschopf, du machst aus jeder verdammten Sache ein Riesentheater. Weit interessanter finde ich, dass ich mich allmählich daran gewöhne.«
»Mag sein. Ich gewöhne mich nämlich auch daran, dass du völlig anders tickst als ich. Wie auch immer, ich werde dir noch beim Abspülen helfen, dann muss ich nach Hause.«
Er stand gleichzeitig mit ihr auf, nahm sie an den Schultern und schob sie gegen den Kühlschrank. Als er sie küsste, lag darin all sein aufgestauter Zorn, sein Verlangen, seine Enttäuschung, seine Sehnsucht.
»Noch etwas, worüber wir nachdenken können«, murmelte er.
»O ja.«
Roz mischte sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein. Sie hatte nicht unbedingt etwas gegen Klatsch, war aber nicht neugierig. Diskretion stand bei ihr an erster Stelle, da sie es ebenfalls nicht mochte – sich entschieden dagegen verwahrte –, wenn andere Leute versuchten, sie auszuhorchen.
Also stellte sie Stella keine Fragen. Obwohl sie natürlich viele Fragen hatte.
Sie beobachtete lediglich.
Ihre Geschäftsführerin leitete den Betrieb mit der üblichen Ruhe und Tüchtigkeit. Roz war jedoch überzeugt, dass Stella ihre Arbeit selbst dann noch wie gewohnt verrichten würde, wenn sie inmitten eines Tornados stünde.
Ein bewundernswerter und irgendwie erschreckender Zug.
Sie hatte Stella sehr lieb gewonnen und war ganz von selbst dazu übergegangen, ihr in der Geschäftsführung freie Hand zu lassen, damit sie sich völlig den Aufgaben und Freuden der Pflanzenzucht widmen konnte. Und sie liebte die Kinder. Wie sollte sie zwei so aufgeweckte, kluge, lärmende, anstrengende und unterhaltsame Jungen auch nicht lieben?
In der Tat hatte sie sich schon so sehr an Stella, die Kinder und Hayley gewöhnt, dass sie sich kaum vorstellen konnte, die vier nicht mehr um sich zu haben.
Trotzdem fragte sie nicht nach, als Stella an jenem Abend von Logan mit jenem unmissverständlichen Ausdruck einer befriedigten Frau zurückkehrte.
Gleichwohl verbot sie Hayley den Mund nicht oder unterbrach sie, wenn sie darüber redete.
»Sie drückt sich einfach nicht klar aus«, beklagte sich
Hayley, als sie mit Roz in einem Beet am Harper-Haus Unkraut zupfte. »Ich mag es, wenn Leute sich klar ausdrücken. Aber sie sagt nur, er habe für sie gekocht. Also ich glaube, wenn ein Mann für eine Frau kocht, will er sie entweder ins Bett locken oder er ist absolut verknallt in sie.«
»Oder er hat schlicht und ergreifend Hunger.«
»Wenn ein Mann Hunger hat, bestellt er eine Pizza. Zumindest trifft das auf die Typen zu, die ich gekannt habe.« Sie legte eine Pause ein und sah Roz erwartungsvoll an. Als Roz stumm blieb, seufzte Hayley auf. »Und? Sie kennen ihn doch lange genug.«
»Einige Jahre. Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht, Hayley. Nur so viel: Für mich hat er noch nie gekocht.«
»War seine Frau ein richtiges Biest?«
»Keine Ahnung. Ich habe sie nicht gekannt.«
»Mir gefällt die Vorstellung, dass sie ein Biest war. Eine eiskalte Zicke, die ihm das Herz gebrochen hat. Er war tief verwundet und voller Misstrauen gegenüber allen Frauen. Und dann begegnete er Stella. Sie rückte ihm den Kopf wieder zurecht und heilte seine Wunden.«
Lächelnd richtete sich Roz auf. »Sie sind noch schrecklich jung, Kleines.«
»Romantik hat nichts mit Alter zu tun. Ähm ... Ihr zweiter Gatte ... Er war ziemlich übel, was?«
»Er war – ist – ein Lügner, ein Betrüger und ein Dieb. Abgesehen davon war er sehr charmant.«
»Hat er Ihnen das Herz gebrochen?«
»Nein. Er hat meinen Stolz verletzt und mich verarscht. Was meiner Meinung nach schlimmer ist. Aber das ist Schnee von gestern, Hayley. Ich werde hier einige Silene armeria einpflanzen, Hayley, das ist Gartenleimkraut«,
fuhr sie fort. »Die haben eine lange Blütedauer und werden sich hier sicher gut machen.«
»Verzeihen Sie bitte meine Indiskretion.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
»Aber wissen Sie, heute Morgen war doch diese Frau da, Mrs. Peebles.«
»Ah, Roseanne.« Roz ergriff ihren Pflanzenheber und begann die Erde im vorderen Teil des Beetes umzudrehen. »Hat sie ausnahmsweise etwas gekauft?«
»Sie hat eine gute Stunde herumgestöbert und meinte dann, sie käme später wieder.«
»Typisch. Was wollte sie? Pflanzen scheinen es ja nicht gewesen zu sein.«
»Den Verdacht hatte ich auch. Sie ist mehr als nur neugierig. Aufdringlich trifft da
Weitere Kostenlose Bücher