Blüte der Tage: Roman (German Edition)
unhaltbaren Zustand schnellstens beseitigst, aber nein. Du ...« Hilflos hob sie die Hände. »Du bummelst einfach so durchs Leben.«
»Ich bummle nicht durchs Leben. Mag sein, dass ich hin und wieder schlendere«, fügte er hinzu. »Aber bummeln, nein.«
»Wie auch immer. Du bist ein Weinkenner und liest Comichefte. Was ergibt das für einen Sinn?«
»Eine ganze Menge, da ich sowohl Wein als auch Comics mag .«
»Du warst verheiratet und offenbar verliebt genug, um von hier wegzuziehen.«
»Wieso sollte man, verdammt noch mal, heiraten, wenn man nicht bereit ist, das zu tun, was den anderen glücklich macht? Oder es zumindest versuchen?«
»Du hast sie geliebt«, sagte Stella nickend, »und dennoch hast du die Scheidung ohne tiefere Wunden bewältigt. Die Ehe hat nicht geklappt, also hast du sie beendet. Du bist in der einen Minute knallhart, in der anderen wieder absolut zuvorkommend. Du wusstest, warum ich heute Abend gekommen bin, trotzdem hast du dir die Mühe gemacht, ein Essen zu kochen, was sehr aufmerksam und wohl erzogen ist. Das fällt übrigens unter Punkt C.«
»Herrgott, Rotschopf, du machst mich fertig. Ich könnte zu Punkt D übergehen und sagen, dass du ungemein sexy bist, aber im Moment wäre das ziemlich abwegig.«
Obwohl er lachte, geriet sie noch mehr in Harnisch. »Erst hatten wir diesen unglaublichen, irren Sex, und anschließend springst du aus dem Bett, als würdest du jeden Abend eine Frau abschleppen. Da komm ich einfach nicht mit.«
Er nippte an seinem Wein, ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Mal sehen, ob ich all deine Anklagepunkte noch zusammenkriege. Obwohl ich dir leider sagen muss, dass ich darin keinerlei logisches Muster entdecken kann.«
»Ach, halt die Klappe!«
Ehe sie aufspringen konnte, packte er ihre Hand. »Nein, du bleibst hier. Jetzt bin ich dran. Wenn ich nicht so lebe, wie es mir entspricht, müsste ich mich entsetzlich verbiegen und wäre bestimmt nicht so zufrieden, wie ich es jetzt bin. Das habe ich oben im Norden herausgefunden. Meine Ehe war ein Fehler. Niemand irrt sich gern, aber jeder Mensch macht Fehler. Wir haben unsere Beziehung vermasselt, haben damit aber niemanden verletzt
außer uns selbst. Schlussendlich haben wir unsere Einzelteile wieder aufgeklaubt und weitergemacht.«
»Aber ...«
»Ruhe. Wenn ich knallhart bin, dann deshalb, weil ich dazu gerade in der Stimmung bin. Und wenn ich zuvorkommend bin, dann deshalb, weil ich es möchte. Manchmal auch sein muss.«
Grimmig leerte er sein Glas. »Was war der nächste Punkt? Ach ja, dass du heute Abend hier bist. Klar wusste ich, worum es geht. Wir sind schließlich keine Teenager mehr, und du bist auf deine Art eine ziemlich direkte Frau. Ich wollte dich, und habe daraus kein Hehl gemacht. Und du hättest mich gar nicht erst besucht, wenn du nicht gleichfalls bereit gewesen wärst. Was das Essen betrifft, so gibt es dafür zwei Gründe. Erstens, ich esse gern. Zweitens, ich wollte mit dir hier zusammensitzen. Vorher, nachher, zwischendurch. Wie immer es sich ergeben hätte.«
Irgendwann während seines Vortrags war ihr Zorn merklich abgeflaut. »Wie schaffst du es nur, alles so normal klingen zu lassen?«
»Ich bin noch nicht fertig. Wir hatten fantastischen Sex, da bin ich ganz deiner Meinung, aber ich wehre mich gegen den Ausdruck ›aus dem Bett hüpfen‹. Ich hüpfe genauso wenig aus dem Bett, wie ich bummle. Ich bin aufgestanden, weil ich dich sonst, wenn ich deinen Duft noch länger eingeatmet hätte, gebeten hätte zu bleiben. Du kannst nicht bleiben, du würdest nicht bleiben. Und ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich das wollte. Falls du zu jenen Damen gehörst, die jede Menge postkoitales Gequatsche brauchen, wie ›Baby, wie war das für dich?‹, dann ...«
»Keine Bange, das hast du bei mir nicht zu befürchten.« Seine leidenschaftliche Rechtfertigung entlockte ihr ein Schmunzeln. »Ich kann das selbst beurteilen. Jedenfalls warst du danach ziemlich erschöpft.«
Er streichelte mit dem Daumen über ihr Handgelenk. »Dasselbe kann ich über dich sagen.«
»Okay. Erschöpfung auf beiden Seiten. Wenn man als Frau zum ersten Mal mit einem Mann schläft, ist das ebenso nervenaufreibend wie erregend. Erst hinterher merkt man, ob dieses Zusammensein etwas in einem berührt hat. Du hast etwas in mir berührt, und das macht mir Angst.«
»Sehr ehrlich«, bemerkte er.
»Dafür bist du umso rätselhafter. Eine schwierige Kombination. Das gibt uns eine Menge Stoff zum
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