Blüte der Tage: Roman (German Edition)
war, herrschte ein sympathisches Durcheinander. Auf dem Boden waren ein paar Spielsachen verstreut, auf dem Schreibtisch und in den Regalen stapelten sich Bücher und allerlei Krimskrams. Es roch nach Seife, Shampoo und Farbstiften.
Stella saß mitten im Zimmer auf dem Boden und kitzelte gerade den mit Pyjama bekleideten Gavin, während Luke splitterfasernackt durch das Zimmer rannte und wildes Indianergebrüll ausstieß.
»Wer bin ich?«, fragte Stella ihren älteren Sohn, der sich unter ihren kitzelnden Fingern krümmte.
»Mom!«
Mit lautem Zischen bohrte sie ihm die Finger in die Rippen. »Versuch es noch einmal, hilfloser Winzling. Wer bin ich?«
»Mom, Mom, Mom, Mom!« Kichernd versuchte er sich ihrer zu entwinden, wurde jedoch gnadenlos festgehalten.
»Ich habe dich nicht verstanden.«
»Herrscherin«, keuchte er.
»Und? Ich will alles hören, sonst geht die Folter weiter.«
»Erhabene Herrscherin des gesamten Universums!«
»Vergiss das ja nie.« Sie gab ihm einen lauten Schmatz auf sein Pyjama-Hinterteil und setzte sich auf. »Und nun zu dir, du froschgesichtige Kreatur.« Hände reibend, stand sie auf und nahte sich dem begeistert kreischenden Luke.
Und wich ebenfalls kreischend zurück, als sie Logan in der Tür erspähte. »Großer Gott! Du hast mich zu Tode erschreckt!«
»Entschuldigt, erhabene Herrscherin, ich wollte Euch nicht stören. Hi, Jungs!« Er wandte sich Gavin zu, der ermattet auf dem Boden lag. »Wie geht’s?«
»Sie hat mich besiegt. Deshalb muss ich jetzt ins Bett. So lautet das Gesetz.«
»Kenn ich.« Logan hob eine Pyjamahose vom Boden auf und fragte Luke mit unschuldiger Miene: »Gehört die deiner Mom?«
Luke quietschte vor Vergnügen und hüpfte wie wild herum. »Nein! Das ist meine Hose. Aber ich muss sie erst anziehen, wenn sie mich fängt. So lautet das Gesetz.«
Er machte einen Satz auf das angrenzende Badezimmer zu, wurde aber von seiner Mutter mit einem Arm abgefangen.
Sie ist kräftiger, als sie aussieht, dachte Logan, als er beobachtete, wie sie Luke in die Luft stemmte.
»Armseliger Erdenwurm, du wirst mir nicht entkommen.« Sie senkte ihn auf den Boden herab. »Und jetzt in den Schlafanzug und ab ins Bett!« Sie drehte sich kurz zu Logan um. »Gibt es irgendeinen Anlass ...«
»Ich wurde zu eurer kleinen ... Zusammenkunft in der Bibliothek eingeladen.«
»Feiert ihr eine Party?«, erkundigte sich Luke interessiert, während er in seine Pyjamahose schlüpfte. »Mit Plätzchen?«
»Nein, wir haben ein Treffen, ein Treffen für Erwachsene, und falls es Plätzchen geben sollte«, fügte sie, Lukes Bettdecke aufschüttelnd, hinzu, »werde ich euch welche für morgen aufheben.«
»David macht ganz tolle Plätzchen«, bemerkte Gavin. »Die schmecken besser als Moms.«
»Eigentlich müsste ich jetzt beleidigt sein, aber du hast leider Recht.« Liebevoll kniff sie ihn in die Wange und deckte ihn zu.
»Dafür bist du hübscher als David.«
»Schmeichler. Logan, könntest du den anderen sagen, dass es noch einen Moment dauert? Ich möchte noch etwas vorlesen.«
»Kann er vorlesen?«, fragte Gavin.
»Klar«, antwortete Logan. »Welches Buch?«
»Heute Abend ist Kapitän Unterhose dran.« Luke schnappte sich das Buch und drückte es Logan in die Hand.
»Ist das ein Superheld?«
Entsetzt starrte Luke ihn an. »Du kennst Kapitän Unterhose nicht?«
»Hatte leider noch nicht das Vergnügen.« Er hatte Kindern noch nie vorgelesen und war gespannt, wie das sein würde. »Um das zu ändern, sollte ich vielleicht einfach zu lesen beginnen. Vorausgesetzt natürlich, die erhabene Herrscherin ist damit einverstanden.«
»Oh, also, äh ...«
»Bitte, Mom! Bitte!«, riefen beide Jungen im Chor.
Stella sah keinen Grund, weshalb sie die Bitte abschlagen sollte – so komisch sie sich dabei auch fühlte. »Klar. Ich räume rasch noch das Bad auf.«
Sie ging nach nebenan, wischte den nassen Boden auf und sammelte das Badespielzeug ein, während Logans Stimme – tief und mit amüsiertem Unterton – zu ihr herüberdrang.
Lächelnd hängte sie die nassen Handtücher auf, warf das Badespielzeug zum Trocknen in ein Plastiknetz, hantierte geschäftig herum. Und fühlte jählings eine eisige Kälte. Eine harte, nadelspitze Kälte, die sie umhüllte und bis zu den Knochen durchbohrte.
Plötzlich bewegten sich ihre Cremes und Lotionen auf der Ablage, als wollte eine wütende Hand sie hinunterfegen. Das Klirren riss Stella aus ihrer Erstarrung, und sie breitete rasch
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