Blüte der Tage: Roman (German Edition)
älter gewesen, etwas klüger. Sie hatten sich zwei Jahre Zeit gelassen, bevor sie den Bund fürs Leben schlossen. Sie wollten beide die Ehe, obwohl man sich in Logans Bekanntenkreis darüber wunderte – nicht nur über seinen Wunsch zu heiraten, sondern auch über seine Zustimmung, mit Rae in den Norden zu ziehen.
Für Logan hingegen war das kein Thema. Er liebte sie, und sie wollte im Norden leben. Und naiv, wie er war, dachte er, er könne überall Wurzeln schlagen.
Die Hochzeitsvorbereitungen hatte er ihr und ihrer
Mutter überlassen – wobei auch seine Mutter darauf drängte, ein Wörtchen mitzureden. Und obwohl das eigentlich nicht sein Stil war, hatte er die riesige, protzige Feier mit all ihrem Pomp genossen.
Er bekam einen guten Job im Norden. Zumindest nach außen hin. Innerlich fühlte er sich in dem hektischen Treiben unruhig, unzufrieden und fehl am Platz.
Er war einfach ein Kleinstädter, dachte er nun, als er mit seinen Männern das Dach der vier Meter breiten Pergola mit Brettern abdeckte. Er war zu provinziell, zu naturbezogen, um sich an ein urbanes Umfeld anzupassen.
Er war dort verkümmert, genauso wie seine Ehe. Zunächst waren es Kleinigkeiten gewesen, lächerliche Dinge, die sie, wie er in der Rückschau erkannte, sofort hätten aufgreifen und besprechen müssen. Stattdessen hatten sie beide diese Kleinigkeiten gären und köcheln lassen, bis dieses Gebräu irgendwann explodierte.
Sie war in der Stadt in ihrem Element gewesen, er hatte sich verloren gefühlt. Letztendlich war er unglücklich gewesen, und sie war unglücklich, weil er sich nicht eingewöhnte. Und wie eine Krankheit, die nicht im Frühstadium behandelt wurde, breitete sich dieses Unglücklichsein allmählich bis zu den Wurzeln aus.
Schlussendlich waren sie beide klug genug oder unglücklich genug gewesen, um die Sache zu beenden.
Dieses Scheitern hatte wehgetan, wie auch der Verlust jener einst so verheißungsvollen Liebe. Stella irrte sich – er hatte durchaus Narben zurückbehalten. Es gab einige Narben, mit denen man einfach leben musste.
Der Kunde wollte Glyzinen für die Pergola. Logan instruierte seine Männer, wo sie die Glyzinen pflanzen sollten,
und ging dann zu dem kleinen Teich, für den sich der Kunde Wasserpflanzen gewünscht hatte.
Er war in grüblerischer Stimmung, und wenn er sich so fühlte, arbeitete er am liebsten allein. Er watete mit den Stiefeln in den Teich und setzte einige schmalblättrige Rohrkolben ein, die er in ihren Behältern ließ. Ohne Begrenzung würden die Sumpfpflanzen binnen kurzem alles überwuchern, aber in ihren Behältern würden sie hübsche Akzente in der Teichlandschaft setzen. Auf dieselbe Weise verfuhr er mit einem Trio Seerosen und pflanzte danach Wasser-Schwertlilien ein. Auch Letztere wuchsen gern in Sümpfen und würden sich mit ihren gelben Blüten wunderbar am Ufer machen.
Wie immer beruhigte und entspannte ihn die Arbeit. Er konnte dann komplett abschalten und sich nur auf das, was vor ihm lag, konzentrieren.
Vielleicht sollte er in dem ummauerten Garten, den er bei sich plante, auch einen kleinen Teich anlegen. Aber ohne Rohrkolben, dachte er. Er könnte es mal mit Zwerglotosblumen versuchen, und als Hintergrundpflanze vielleicht westindisches Blumenrohr. Das würde Stella auch gefallen.
Er war zweimal in seinem Leben verliebt gewesen, dachte Logan erneut. Und jetzt spürte er, wie dieses Gefühl gleich dem zarten Grün einer Blume aus seinem Inneren hervorlugte und nach Raum zum Wachsen suchte. Noch könnte er die Blume abschneiden. Vielleicht sollte er das tun. Vielleicht wäre es für alle das Beste.
Was sollte er mit einer Frau wie Stella anfangen – und mit diesen ihn so merkwürdig berührenden Kindern? Über kurz oder lang würden sie sich schrecklich auf den
Wecker gehen, da sie in fast jeder Hinsicht so verdammt verschieden waren.
Und dann wären dieses Mal auch Kinder davon betroffen.
Hatte ihm die Geisterfrau deshalb einen Denkzettel verpasst? Ungläubig schüttelte er den Kopf, als ihm bewusst wurde, was er soeben gedacht hatte. Geister! Mit diesem Thema hatte er sich noch nie befasst – bis ihn ein Geist sozusagen persönlich mit der Nase darauf gestoßen hatte.
Als Logan nun den Sack Mulch für die Teicheinfassung zu sich herüberzog, wurde ihm klar, dass er in Wahrheit nie an dieses ganze Geistergeschwafel geglaubt hatte. Für ihn waren das Ammenmärchen gewesen. Alte Häuser hatten ihre Geister, weil das gute Geschichten ergab, und in
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