Blüte der Tage: Roman (German Edition)
den Südstaaten liebte man gute Geschichten. Er hatte diese Dinge als Teil der Kultur akzeptiert, es sogar irgendwie für möglich gehalten, dass jemand so ein Erlebnis haben konnte – vor allem, wenn dieser jemand etwas betrunken war oder sehr wetterfühlig.
Er war weder das eine noch das andere gewesen. Und dennoch hatte er ihren Atem gespürt, ihren eisigen Hauch, ihre rasende Wut. Sie hatte ihm Schaden zufügen, ihn beseitigen wollen. Und zwar einzig und allein wegen dieser Kinder und deren Mutter.
Deshalb wollte er nun mithelfen, die Identität dieser Geisterfrau zu ermitteln.
Ein Teil von ihm fragte sich freilich, ob sie nicht Recht hatte. Wäre es für sie alle nicht besser, wenn er sich von Stella fern hielte?
Das Handy in seinem Gürtel klingelte. Da er mit der
Arbeit so gut wie fertig war, zog er die schmutzigen Arbeitshandschuhe aus und zog das Handy heraus.
»Kitridge.«
»Hallo, Logan. Hier ist Stella.«
Sein Herz begann zu flattern, was ihn maßlos ärgerte. »Hi. Die dämlichen Formulare sind in meinem Wagen.«
»Welche Formulare?«
»Was weiß ich, wegen welchen bescheuerten Formularen du mich anrufst?«
»Zufällig rufe ich nicht deswegen an.« Sie schlug nun einen kühlen, geschäftsmäßigen Ton an, was sein Herzflattern und seinen Ärger nur noch mehr steigerte.
»Also, zum Plaudern habe ich keine Zeit. Ich habe Termine.«
»Vielleicht kannst du in deinen Terminplan eine Beratung einbauen. Ich habe eine Kundin hier, die eine Beratung für die Bebauung ihres Gartens haben möchte. Wenn du mir deine Termine für heute nennen würdest, könnte ich sofort etwas mit ihr ausmachen.«
»Wo wohnt sie?«
Stella nannte eine Adresse, die zwanzig Minuten von Logans jetzigem Objekt entfernt war. Er dachte einen Moment nach. »Vierzehn Uhr.«
»Gut. Der Name der Kundin ist Marsha Fields. Brauchst du noch weitere Informationen?«
»Nein.«
»Gut.«
Er hörte das Klicken an seinem Ohr und stieß einen wütenden Fluch aus, weil er nicht schnell genug gewesen war, das Gespräch als Erster zu beenden.
Als Logan am späten Nachmittag nach Hause fuhr, war er zwar müde und erschöpft, aber deutlich besser gelaunt. Harte körperliche Arbeit half ihm meist, sich abzureagieren, und heute hatte er wahrlich genug davon gehabt. Zwischendurch war ein Frühjahrsgewitter mit heftigem Platzregen aufgezogen, sodass seine Männer und er die Arbeit kurzzeitig abgebrochen und im Wagen Unterschlupf gesucht hatten.
Das Beratungsgespräch mit Marsha Fields war sehr erfolgreich verlaufen. Sie hatte ganz bestimmte Vorstellungen, die er größtenteils befürwortete. Er freute sich schon, diese Ideen aufzuzeichnen und weiterzuentwickeln.
Da sich herausgestellt hatte, dass Marsha Fields über zwei Ecken mit Logan verwandt war, war die Beratung intensiver als gewöhnlich gewesen und anschließend in familiäres Geplauder übergegangen.
Und es war auch nicht unbedingt von Nachteil, dass sie ihm unbedingt weitere Aufträge vermitteln wollte.
Derart zufrieden mit sich und der Welt bog er in seine Zufahrt ein, doch seine Stimmung schlug merklich um, als er vor dem Haus Stellas Wagen entdeckte.
Er wollte sie jetzt nicht sehen. Er hatte sein Projekt noch nicht ausgearbeitet, und sie würde ihm nur dreinreden. Im Moment brauchte er nichts weiter als eine Dusche, ein kaltes Bier und seine Ruhe. Danach wollte er gemütlich zu Abend essen und anschließend seine Pläne auf dem Küchentisch ausbreiten.
In diesem Szenario war kein Platz für eine Frau.
Entschlossen, sie abzuwimmeln, parkte er den Pick-up neben ihrem Wagen. Sie befand sich weder in ihrem Wagen noch auf der Veranda. Es passte ihm nicht, dass sich
eine Frau, nur weil er mit ihr im Bett gewesen war, das Recht herausnahm, einfach bei ihm hereinzuschneien, wenn er nicht zu Hause war. Während er noch unschlüssig vor der Veranda stand, hörte er aus der Richtung des Gartenhäuschens Wassergeräusche.
Die Hände in den Hosentaschen ging er um das Haus herum.
Sie stand auf der Terrasse, gekleidet in eine enge, graue Dreiviertelhose und eine weite blaue Bluse. Ihr lockiges Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, was er aus ihm unerfindlichen Gründen ungeheuer sexy fand. Sie trug eine grau getönte Sonnenbrille, da sich die Sonne wieder durch die Wolken hindurchgekämpft hatte.
Während sie die Terrassenpflanzen goss, achtete sie darauf, dass ihre grauen Leinenschuhe nicht nass wurden.
»Es hat heute geregnet«, rief er.
Sie goss ungerührt
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