Blüte der Tage: Roman (German Edition)
sie mich um meine Söhne beneidet – aber ohne Zorn. Eher voll Trauer. Doch an dem Abend, als Logan mich zum Essen ausführte, war sie sehr wütend auf mich.«
»Wie können Sie auch die Gesellschaft eines Mannes der Ihrer Kinder vorziehen!« Um jeglichem Einwand zuvorzukommen, hob Roz die Hand. »Ich denke natürlich nicht so. Aber vielleicht unsere Geisterfrau. Wir haben diesen Punkt schon einmal diskutiert, Stella, und ich habe versucht, mich zu erinnern. Es ist tatsächlich so: Ich habe sie nur dann wütend erlebt, wenn ich gelegentlich, als meine Söhne noch klein waren, mit einem Mann ausgegangen bin. Nur war diese Wut keinesfalls so direkt und Angst einflößend wie bei Ihnen. Andererseits bestand auch kein Grund dazu. Ich habe für keinen dieser Männer tiefere Gefühle gehegt.«
»Wie kann sie wissen, was ich fühle oder denke?«, fragte Stella. Die Träume, fiel ihr dann schlagartig ein. Sie war in ihren Träumen.
»Die Beantwortung dieser Frage würde zu weit führen«,
warf David ein. »Lasst uns lieber Roz’ Gedanken weiterspinnen. Angenommen, die Geisterfrau glaubt, dass sich zwischen Stella und Logan etwas Ernsteres anbahnt. Und das passt ihr nicht, was sie ja auch deutlich zum Ausdruck bringt. Die einzigen Menschen, die sich durch sie bedroht fühlen oder von ihr bedroht wurden, sind Sie beide. Warum? Aus Eifersucht?«
»Ein eifersüchtiger Geist«, rief Hayley entzückt. »Oh, das ist gut. Ich stelle mir das so vor: Sie fühlt sich Stella verbunden, einer verwitweten Frau mit kleinen Kindern. Sie hilft ihr, indem sie nach den Kindern sieht, sie in den Schlaf singt. Doch dann taucht plötzlich ein Mann auf, ein Störenfried. Sie kann es nicht ertragen, dass Stella eine normale Familie mit Vater, Mutter, Kindern hat, weil sie selbst auch keine hatte.«
»Logan und ich sind doch nicht ... Er hat den Kindern lediglich etwas vorgelesen!«
»Wie es ein Vater tun würde«, betonte Roz.
»Ich ... nun ja, während er vorlas, habe ich das Badezimmer aufgeräumt. Sie war da. Ich fühlte sie. Und dann ... meine Cremedosen. Der ganze Krimskrams auf der Ablage begann zu wackeln ... Ich konnte es gerade noch auffangen.«
»Heilige Scheiße!«, murmelte Hayley beeindruckt.
»Ich ging sofort ins Kinderzimmer, doch dort war alles ruhig und normal. Als ich auf der Türschwelle stand, konnte ich vor mir die Wärme spüren und im Rücken diese rasende, tobende Kälte. Nein, den Kindern wollte sie keine Angst einjagen. Nur mir.«
Sie musste sich unbedingt ein Babyfon anschaffen, dachte sie. Sie wollte hören, was in diesem Zimmer vor sich ging, wenn sich ihre Söhne allein darin aufhielten.
»Das ist ein interessanter Aspekt, Stella, und Sie sind klug genug, um zu wissen, dass wir das weiterverfolgen sollten.« Roz legte beide Hände auf den Tisch. »Bisher haben wir keinen Hinweis darauf gefunden, dass dieser Geist eine der Harper-Frauen ist, wie man es all die Jahre über angenommen hatte. Dennoch muss man sie im Harper-Haus gekannt, um ihren Tod gewusst haben. Wurde sie totgeschwiegen, ignoriert? Das würde erklären, weshalb ihre Identität so schwer zu ermitteln ist. Aber wie dem auch sei, sie muss ein Dienstmädchen, eine Gouvernante oder eine Geliebte gewesen sein. Eine andere logische Erklärung fällt mir nicht ein.«
»Ich wette, sie hatte ein Kind.« Instinktiv legte Hayley die Hand auf ihren Bauch. »Vielleicht ist sie bei der Geburt gestorben. Oder sie durfte das Kind nicht behalten und ist an gebrochenem Herzen gestorben. Auf jeden Fall müsste ein Harper sie geschwängert haben. Warum sollte sie hier spuken, wenn sie nicht hier gelebt hat oder ...«
»Gestorben ist«, beendete Stella den Satz. »Reginald Harper war in der infrage kommenden Zeit der Hausherr des Anwesens. Roz, wie, zum Teufel, sollen wir herausfinden, ob er eine Geliebte oder ein uneheliches Kind hatte?«
SECHZEHNTES KAPITEL
Logan war zweimal in seinem Leben verliebt gewesen. Er hatte viele Frauen gehabt, darunter auch interessante Frauen, sexy Frauen, aber die Liebe war ihm erst zweimal begegnet. Das erste Mal mit noch nicht einmal zwanzig Jahren, als sowohl er als auch das Mädchen seiner Träume zu jung waren, um eine Beziehung zu führen.
Sie hatten sich mit ihrer Leidenschaft füreinander und ihren Eifersüchteleien so aufgerieben, dass ihre Liebe daran zerbrochen war. Inzwischen blickte er voll süßer Melancholie und Zuneigung auf die Zeit mit Lisa Anne Lauer zurück.
Seine zweite Liebe war Rae. Er war etwas
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