Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Rechnungsprogramm installiert werden.
Außerdem wollte sie mit Roz über die saisonalen Angestellten reden.
Und sie musste endlich mit diesem Landschaftsgärtner sprechen. Seit einer Woche wartete sie schon darauf, dass der Typ endlich zurückrief. Leicht verärgert tippte sie »Logan Kitridge« ein und unterstrich den Namen.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr beschloss sie, für heute Schluss zu machen, um morgen wieder fit zu sein.
Sie fuhr den Laptop herunter und stellte ihn auf den Frisiertisch. Früher oder später würde sie wirklich ein eigenes Büro brauchen.
Wie jeden Abend vor dem Zu-Bett-Gehen wusch sie sorgfältig ihr Make-up ab und musterte im Spiegel eingehend ihr Gesicht, um zu sehen, ob die Zeit neue Falten hineingeschummelt hatte. Dann trug sie Augencreme, Lippencreme und Nachtcreme auf, die alle in der richtigen
Reihenfolge auf dem Regal standen. Nachdem sie auch ihre Hände eingecremt hatte, verwendete sie einige Minuten auf die Suche nach grauen Haaren.
Sie wünschte, sie wäre hübscher. Wünschte, ihre Züge wären gleichmäßiger, ihr Haar glatt und in einer vernünftigen Farbe. Einmal hatte sie es braun gefärbt, und das Ergebnis war katastrophal gewesen. Sie würde also damit leben müssen ...
Sie ertappte sich dabei, wie sie vor sich hin summte, und runzelte die Stirn. Was war das für ein Lied? Seltsam, dass sie dieses Lied im Kopf hatte, obwohl sie es gar nicht kannte.
Plötzlich merkte sie, dass die Melodie gar nicht in ihrem Kopf war. Sie hörte sie vielmehr ganz deutlich. Eine leise, verträumte Weise. Aus dem Zimmer der Jungen.
Was, um alles in der Welt, war nur in Roz gefahren, dass sie den Jungen um elf Uhr nachts etwas vorsang?, fragte sich Stella verwundert, während sie die Verbindungstür öffnete.
Sobald die Tür aufging, brach die Melodie ab. Im weichen Schein der Harry-Potter-Nachttischlampe sah Stella, dass beide Jungen tief und fest schliefen.
»Roz?«, flüsterte sie und trat ein.
Ein kalter Schauer durchlief sie. Warum war es hier drinnen so kalt? Auf Zehenspitzen huschte sie zur Terrassentür, fand diese aber wie auch die Fenster fest verschlossen vor. Auch die Tür zum Flur war zu, stellte sie stirnrunzelnd fest.
Sie war sich absolut sicher, dass sie etwas gehört hatte. Etwas gefühlt hatte. Doch der eisige Hauch war wieder verschwunden, und außer den regelmäßigen Atemzügen ihrer Söhne war kein Laut zu hören.
Sie zupfte die Bettdecken der Kinder zurecht, wie sie es jede Nacht machte, küsste beide auf die Stirn.
Und ließ die Verbindungstür offen.
In der Hektik des nächsten Morgens vergaß Stella das nächtliche Erlebnis. Luke konnte sein Glückshemd nicht finden und Gavin rangelte mit Parker, was zur Folge hatte, dass er sich noch einmal für die Schule umziehen musste. Stella blieb kaum Zeit für den Morgenkaffee und das Muffin, das David ihr in die Hand drückte.
»Würden Sie Roz bitte ausrichten, dass ich schon früher los bin? Ich möchte bis um zehn, wenn wir öffnen, den Eingangsbereich fertig haben.«
»Sie ist schon vor einer Stunde aufgebrochen.«
»Vor einer Stunde?« Sie warf einen Blick auf die Uhr. Inzwischen sah Stella es als persönliche Herausforderung an, mit Roz Schritt zu halten – bisher leider erfolglos. »Schläft sie eigentlich irgendwann?«
»Vermutlich zwischen zwei und halb drei«, grinste David.
»O je, ich muss los.« Sie stürmte hinaus, blieb auf der Schwelle aber noch einmal stehen und drehte sich um. »Läuft mit den Kindern alles gut, David? Sie sagen es mir, wenn Probleme auftauchen, nicht wahr?«
»Klar doch. Wir haben eine Menge Spaß. Heute nach der Schule wollen wir erst mit der Schere spielen und dann herausfinden, mit welchen Dingen wir uns außerdem misshandeln und die Augen ausstechen können. Anschließend wollen wir ausprobieren, welche Materialien am besten brennen.«
»Wunderbar. Da bin ich ja beruhigt.« Sie bückte sich
und tätschelte Parkers Kopf. »Behalt diesen Burschen gut im Auge, Parker.«
Logan Kitridge stand unter Zeitdruck. Wegen der Regenfälle hatte sich sein privates Projekt verzögert, und er musste – erneut – einige der Feinheiten hinausschieben, um seinen beruflichen Verpflichtungen nachzukommen.
Aber es machte ihm nicht allzu viel aus. Er betrachtete Landschaftsgärtnerei als einen sich ständig weiter entwickelnden Prozess. Wenn man mit der Natur arbeitete, war sie die Chefin. Eine launische, trickreiche und gleichzeitig ungemein faszinierende Chefin.
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