Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Ihre Kinder habe ich bereits ins Herz geschlossen.«
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »So, jetzt werde ich mir eine Tasse von diesem köstlichen heißen Kakao genehmigen und dann wieder an die Arbeit gehen.«
»Ich würde später gern zu Ihnen rauskommen und Ihnen einige meiner Ideen zeigen.«
»Klar. Irgendwo werden Sie mich schon finden.«
Nach dem Gespräch mit dem Schuldirektor wollte sie die Kinder bei David abholen, stieß aber auf dreifach geballten Protest. So viel zu ihrer Angst, die Kinder würden sich nur schwer an eine neue Umgebung gewöhnen! Offenbar war sie die Einzige, die damit Probleme hatte. Sie beschloss, sich auf die Suche nach Roz zu machen.
Diesmal wählte sie passendere Kleidung aus: feste Laufschuhe, die sich im Schlamm bereits bewährt hatten, ausgewaschene Jeans, schwarzer Pullover. Mit ihrer
Aktentasche bewaffnet, ging sie zum Haupteingang des Gartencenters.
An der Theke stand dieselbe Frau wie am Vortag, nur bediente sie diesmal eine Kundin. In einem Karton standen bereits eine kleine Dieffenbachia und vier Bambusstängel, die mit einer dekorativen Hanfschnur zusammengebunden waren. Daneben hatte die Frau auch einen Beutel mit Steinen und eine viereckige Glasschale erstanden.
»Ist Roz in der Nähe?«, fragte Stella.
»Puh ...« Ruby machte eine vage Geste. »Da bin ich überfragt.«
Stella deutete mit dem Kopf auf die Funksprechgeräte hinter der Theke. »Hat sie so was dabei?«
Die Vorstellung schien Ruby zu amüsieren. »Das glaube ich nicht.«
»Okay, ich werde sie schon finden. Der Bambus wird Ihnen viel Freude bereiten«, sagte sie zu der Kundin. »Unkompliziert und dekorativ. In dieser Glasschale wird er wunderbar zur Geltung kommen.«
»Ich möchte ihn als Blickfang ins Bad stellen.«
»Gute Idee. Er wäre auch ein tolles Gastgeschenk. Viel origineller als der obligatorische Blumenstrauß.«
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wissen Sie was, ich werde noch einen Bambus mitnehmen.«
»Viel Freude damit.« Lächelnd nickte sie der Kundin zu und ging, zufrieden über ihr Verkaufstalent, zu den Gewächshäusern.
In Wahrheit hatte sie es überhaupt nicht eilig, Roz zu finden. Vielmehr war dies eine wunderbare Gelegenheit, auf eigene Faust herumzuschnüffeln und Bestand, Vorräte, Ausstellungsware und Kundenaufkommen zu überprüfen. Und sich weitere Notizen zu machen.
Fast eine Stunde blieb sie in dem Bereich für Pflanzenvermehrung, begutachtete den Entwicklungsstand von Sämlingen und Setzlingen sowie den Zustand der verschiedenen Mutterpflanzen.
Danach machte sie sich auf den Weg zum Veredlungsbereich. Durch die Tür drang laute Popmusik hindurch.
Sie spähte hinein. Zu beiden Seiten des Gewächshauses standen lange Tische und in der Mitte waren zwei Tische zusammengeschoben. Es roch nach Hitze, Mineralien und Torfmoos.
In manchen der zahlreichen Töpfe befanden sich Pflanzen, die bereits veredelt waren oder gerade veredelt wurden. An den Tischenden hingen Klemmbretter herab und in einer Ecke befand sich ein Computer, auf dessen Monitor Farben im Takt zur Musik pulsierten.
In Körben lagen Skalpelle, Messer, Gartenscheren, Pfropfband, Wachs sowie anderes Werkzeug, das man für dieses Handwerk benötigte.
Im rückwärtigen Teil erspähte sie Roz. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie hinter einem Mann, der vornübergebeugt auf einem Stuhl saß und arbeitete.
»Es wird nicht länger als eine Stunde dauern, Harper. Der Betrieb gehört dir genauso wie mir, und deshalb musst du sie treffen und dir anhören, was sie zu sagen hat.«
»Das werde ich ja, aber Herrgott noch mal, ich stecke gerade mitten in der Arbeit. Du wolltest jemanden, der den Laden organisiert, also lass sie organisieren. Mir ist das egal.«
»Es gibt auch so etwas wie Manieren«, knurrte Roz gereizt. »Ich bitte dich nur darum, für die Dauer des Gesprächs
so zu tun, als hättest du ein paar Manieren mitbekommen.«
Diese Bemerkung erinnerte Stella an ihre eigenen Worte, mit denen sie ihre Söhne zur Höflichkeit ermahnt hatte. Sie konnte ihr Lachen nicht unterdrücken, kaschierte es jedoch, als sie näher kam, mit einem Husten.
»Entschuldigen Sie die Störung. Ich war gerade ...« Sie blieb vor einem Topf stehen, betrachtete den gepfropften Stamm und die neuen Blätter. »Diese Pflanze erkenne ich nicht.«
»Seidelbast.« Roz’ Sohn schenkte ihr kaum einen Blick.
»Ah, aber einer von der immergrünen Art. Und Sie haben die Methode des Seitenpfropfens
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