Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Man musste immer wachsam sein und flexibel genug, um sich ihr anzupassen. Und jeglicher Versuch, sich an einen festen Zeitplan zu halten, war letztlich nur frustrierend.
Da die Natur so gnädig gewesen war, ihm einen klaren Tag zu bescheren, würde er das ausnutzen und sich um sein privates Projekt kümmern. Und das bedeutete, dass er – was ihm ohnehin am liebsten war – allein arbeiten und Zeit herausschinden musste, um auch noch seinen Job zu erledigen und seine Zweimanntruppe zu überprüfen.
Er würde also hinüber zu Roz gehen und die Bäume, die er für seinen eigenen Gebrauch gekennzeichnet hatte, abholen und bis zum Mittag bei sich einpflanzen.
Oder bis um eins. Höchstens aber bis um zwei.
Nun, er würde ja sehen, wie es lief.
Auf keinen Fall wollte er jedoch kostbare Zeit für diese neue Geschäftsführerin verschwenden, die Roz angeschleppt hatte. Es war ihm unbegreiflich, weshalb Roz überhaupt eine Geschäftsführerin eingestellt hatte, noch dazu eine Yankee. Seiner Meinung nach war Rosalind
Harper sehr wohl imstande, ihren Betrieb allein zu führen, und brauchte keine schnell sprechende, eingebildete Fremde, die alles durcheinander brachte.
Er arbeitete gern mit Roz zusammen. Sie war eine Frau, die beherzt zupackte und ihm nicht in seine Arbeit dreinredete, zumindest nicht mehr als nötig. Genau wie er liebte sie die Arbeit, hatte diesbezüglich einen guten Instinkt. Wenn sie einen Vorschlag machte, hörte man zu und ließ sich die Sache durch den Kopf gehen.
Sie zahlte gut und machte nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Riesenaufstand.
Aber er spürte es, roch es, dass diese neue Geschäftsführerin nichts als Ärger machen würde.
Schon jetzt hinterließ sie ihm mit dieser kühlen Yankee-Stimme Nachrichten, in denen es um Zeitmanagement, Rechnungssysteme und Bestandsaufnahmen ging.
Er interessierte sich einen Fliegenschiss für solche Dinge, und das würde sich auch nicht ändern.
Verdammt noch mal, Roz und er hatten ein eigenes System. Ein System, das gewährleistete, dass die Arbeit erledigt wurde und die Kunden zufrieden waren.
Warum sollte man das durch bescheuerte Marketingkonzepte kaputtmachen?
Er fuhr mit dem Pick-up über den Parkplatz, schlängelte sich durch Mulch- und Sandhaufen, dem Baumaterial der Landschaftsgärtner, hindurch und umrundete die Ladezone.
Er hatte das, was er wollte, bereits gesichtet und gekennzeichnet – doch ehe er es auflud, wollte er sich noch einmal umsehen. Vor einigen Tagen hatte er ein paar junge Immergrünpflanzen und Schierlingstannen erspäht, die er vielleicht verwenden könnte.
Harper hatte ihm einige Weiden und Pfingstrosen veredelt. Im Frühjahr würden sie kräftig genug sein, um eingepflanzt zu werden, wie auch die verschiedenen Stecklinge und Ableger, die Roz für ihn vorbereitet hatte.
Er ging durch die Baumreihen, machte dann abrupt kehrt und ging zurück.
Was ist hier los?, dachte er. Alles war umgestellt, verändert. Wo waren seine Hartriegel? Und wo zum Teufel der Rhododendron und der Berglorbeer, die er gekennzeichnet hatte? Wo war seine gottverdammte Magnolie?
Er warf einer Weide einen finsteren Blick zu und begann sich dann langsam durch den Bereich durchzuarbeiten.
Bäume und Sträucher standen nicht mehr willkürlich zusammen und bildeten jene interessante Mischung aus verschiedenen Typen und Arten. Nein, die Bäume standen in Reih und Glied wie gottverdammte Soldaten da. Nach dem Alphabet, Herrgott noch mal! In ihren verfluchten lateinischen Namen!
Und die Sträucher waren mit derselben Pedanterie angeordnet.
Schließlich fand er seine Bäume und karrte sie wutschnaubend zu seinem Pick-up. Er beschloss, direkt ins Freiland zu fahren und die Bäume, die er von dort haben wollte, sofort einzupflanzen. Bei ihm wären sie wenigstens sicher.
Doch vorher würde er sich erst mal auf die Suche nach Roz machen und mit ihr ein klares Wörtchen reden.
Bewaffnet mit einem Eimer Seifenlauge und einem Wischtuch stand Stella auf der Trittleiter und putzte das Regal, das sie leer geräumt hatte. Sie hatte beschlossen,
die Waren neu anzuordnen, und dazu mussten die Regalreihen makellos sauber sein. Im Geiste sah sie die Regale bereits mit bunten Übertöpfen gefüllt, mit dekorativ arrangierten Pflanzen und verschiedenem Pflanzenzubehör wie Bast, Gießkannen, Ziersteinen und Ähnlichem.
Das wäre nicht nur schön anzusehen, sondern würde auch zum Kauf anregen.
Sie schob die Bodennährstoffe, Düngemittel und
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