Blüte der Tage: Roman (German Edition)
anders aus.«
»Ich habe zwei Söhne«, gab sie zurück. »Flegelhaftes Benehmen ist mir also nicht fremd. Roz hat mich eingestellt, um etwas Ordnung in ihren Betrieb zu bringen und sie im organisatorischen Bereich zu entlasten.«
»Meine Güte!« Er verdrehte die Augen. »Reden Sie immer so geschwollen daher?«
Sie atmete tief durch. »Mr. Kitridge, ich habe einen Job zu machen. Ein Teil dieses Jobs hat auch mit der Landschaftsgärtnerei zu tun, der ein Zweig des Unternehmens ist. Und zufällig ein sehr wichtiger und profitabler Zweig.«
»Damit haben Sie verdammt Recht. Und es ist mein gottverfluchter Zweig!«
»Leider ist dieser Zweig erschreckend unorganisiert und wird offenbar sehr schlampig geführt. Die ganze Woche über habe ich winzige Papierfetzen mit handgeschriebenen Aufträgen und Rechnungen – falls man das überhaupt so nennen kann – gefunden.«
»Ach ja?«
»Ach ja. Wenn Sie sich dazu herabgelassen hätten, meine Anrufe zu beantworten und mit mir ein Treffen zu vereinbaren, hätte ich Ihnen erklären können, wie dieser Geschäftszweig fortan funktionieren wird.«
»Habe ich das richtig verstanden?« Sein Südstaaten-Tonfall nahm eine gefährliche Färbung an. »Das werden Sie mir genauer erklären müssen.«
»Aber sicher doch. Das System, das ich installieren möchte, wird Ihnen eine Menge Zeitersparnis bringen.
Stellen wir Rechnungen, Bestandslisten, Kundenlisten sowie Pläne und Entwürfe auf Computer um, werden ...«
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie von Kopf bis Fuß. Sie war einen Kopf kleiner als er und an die fünfzig Kilo schwer. Aber eines musste man ihr lassen – sie hatte nicht nur ein verdammt großes Mundwerk, sondern auch einen tollen Mund. Bienenstich-Lippen, hatte seine Mutter zu solch aufgeworfenen Lippen gesagt.
»Wenn ich die Hälfte meiner Zeit vor dem Computer sitzen muss, wo ist da, verdammt nochmal, eine Zeitersparnis ?«
»Sobald alle Daten eingegeben sind, geht es schnell. Bisher scheinen Sie die meisten dieser Daten in irgendeiner Tasche mit sich herumzuschleppen. Oder im Kopf.«
»Na und? Ob Tasche oder Kopf – wenigstens weiß ich, wo ich suchen muss. Bisher funktioniert mein Gedächtnis noch einwandfrei.«
»Mag sein. Aber was ist, wenn Sie morgen von einem Lastwagen überfahren werden und die nächsten fünf Jahre im Koma liegen?« Ein eisiges Lächeln spielte um ihren hübschen Mund.
»Dann liege ich eben im Koma und Sie leben weiter, ganz einfach. Kommen Sie jetzt!«
Er packte sie bei der Hand und zog sie zur Tür. »Hey!«, rief sie empört. »Was soll das?«
»Das ist rein geschäftlich.« Er riss die Tür auf und zerrte Stella nach draußen. »Ich habe nicht vor, Sie als Beute in meine Höhle zu schleifen.«
»Dann lassen Sie mich los.« Sein Griff war hart wie Stahl, dachte Stella bei sich, als er mit Riesenschritten weiterstapfte und sie zu einem unwürdigen Dauerlauf zwang.
»Es dauert nur eine Minute. Da, sehen Sie sich das an!« Erregt fuchtelte er in Richtung der Baum- und Strauchabteilung.
Stella rang nach Luft. »Was ... was soll da sein?«
»Alles durcheinander.«
»Im Gegenteil. Ich habe dort fast einen ganzen Tag Arbeit hineingesteckt.« Und mir einen schlimmen Muskelkater zugezogen, fügte sie im Stillen hinzu. »Jetzt ist alles nach Arten und Typen geordnet. Wenn ein Kunde einen Zierbaum sucht, findet er alle Zierbäume an einer Stelle. Wenn er einen Strauch will ...«
»Jetzt steht alles in Reih und Glied, als hätten Sie eine Wasserwaage zu Hilfe genommen. Ha, das würde ich Ihnen sogar zutrauen. Aber wie sollen die Kunden nun eine Vorstellung davon bekommen, wie verschiedene Bäume oder Sträucher miteinander harmonieren?«
»Das ist Ihre Aufgabe – und die des Personals. Wir sind hier, um die Kunden zu beraten, um ihnen ihre Wünsche zu erfüllen oder Alternativen aufzuzeigen. Wenn die Kunden auf der Suche nach einer verdammten Hortensie umherirren müssen ...«
»Dann erspähen sie vielleicht einen Spierstrauch oder eine Kamelie, die sie auch haben wollen.«
Damit hatte er nicht ganz Unrecht, dachte sie. Sie würde das Argument in Erwägung ziehen. Schließlich war sie keine Ignorantin. »Vielleicht gehen sie aber auch wieder mit leeren Händen aus dem Laden«, gab sie zu bedenken, »weil sie das Gewünschte nicht sofort gefunden haben. Ein aufmerksames und gut ausgebildetes Personal sollte sowohl in der Lage sein, den Kunden zu dem gesuchten Artikel zu führen, als auch mit ihm gemeinsam auf
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