Blüte der Tage: Roman (German Edition)
auftaucht und bei deiner Mutter unterschlüpft. Bitte glaub mir, ich will deine Mutter nicht ausnutzen, in keiner Beziehung.«
»Es gab da einen Menschen, der genau das wollte, aber der hat sich hier nicht lange gehalten.«
»Ehemann Nummer zwei.« Sie nickte, während sie die
Erde um die Pflanze einklopfte. »Ich habe David über ihn ausgefragt, um zu vermeiden, dass ich in irgendwelche Fettnäpfchen trete. David erzählte, wie dieser Typ sie beklaute und mit anderen Frauen betrog.« Sie nahm ein zweites Stiefmütterchen. »Als Roz dann Wind davon bekam, schmiss sie ihn hochkant raus. Das ist wirklich bewundernswert, denn sie war trotz aller Wut sicher auch sehr verletzt. Es ist ein schwerer Schlag für das Ego, wenn ein Typ – ups.«
Sie presste eine Hand an die Seite, worauf Harper kreidebleich wurde.
»Was ist? Ist was?«
»Nur keine Panik, alles in Ordnung. Manchmal verpasst es mir einen Tritt, das ist alles.«
»Du solltest aufstehen. Dich hinsetzen.«
»Lass mich die noch einpflanzen. Als man mir die Schwangerschaft ansah, haben sich die Leute, besser gesagt, einige Leute, ordentlich das Maul darüber zerrissen. Ich meine, Herrgott, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, oder? Wie auch immer, ich war verdammt wütend, aber es war mir auch peinlich. Das war wohl einer der Gründe, weshalb ich von zu Hause weggegangen bin. Es ist verdammt schwer, sich ständig schuldig zu fühlen. So.« Sie klopfte die Erde fest. »Die sehen wirklich hübsch aus.«
Er sprang auf, um ihr aufzuhelfen. »Willst du dich nicht kurz hinsetzen? Soll ich dich zurückbegleiten?«
Sie tätschelte ihren runden Bauch. »Das macht dich ganz schön nervös, was?«
»Na ja, offenbar.«
»Mich auch. Aber mir geht es gut. Du willst, solange es hell ist, sicher noch die restlichen Blumen einpflanzen.«
Versonnen betrachtete sie die Blumen, das Haus, die umliegenden Gärten, und ihre mandelförmigen, meerfarbenen Augen schienen alles in sich aufzunehmen.
Und landeten schließlich auf seinem Gesicht. Sein Mund wurde trocken.
»Mir gefällt dein Haus wirklich sehr gut. Bis dann. Wir sehen uns bei der Arbeit.«
Er sah ihr nach, wie sie den schmalen Pfad hinunterging, um die Ecke bog und in der Dämmerung verschwand.
Er fühlte sich plötzlich ganz erschöpft. Als hätte er irgendein bescheuertes Marathonrennen absolviert. Er würde schon jetzt sein Bier trinken, sich einen Moment ausruhen. Danach kämen die restlichen Stiefmütterchen an die Reihe.
Als die Kinder nach dem Verzehr der Paprika-Pizza mit Parker hinausgingen, um ihn vor dem Schlafengehen noch einmal Gassi zu führen, räumte Stella die Küche auf.
»Die nächste Pizza werde ich spendieren«, sagte Hayley, während sie die Gläser in die Geschirrspülmaschine stellte. »Außerdem finde ich, wir sollten uns duzen. Ich habe Sie ... äh, ich meine dich und die Kinder richtig lieb gewonnen.«
»Gern. Das wollte ich auch schon vorschlagen.« Stella lachte. »Als ich mit Luke schwanger war, war ich ganz verrückt auf italienisches Essen. Pizza, Spaghetti, Lasagne. Es hätte mich echt nicht gewundert, wenn er mit O sole mio auf den Lippen herausgeflutscht wäre.«
»Ich habe eigentlich keine bestimmten Gelüste. Mir schmeckt zurzeit alles.« Sie sah in den beleuchteten Garten
hinaus, wo die Jungen mit dem Hund herumtollten. »Das Baby bewegt sich sehr viel. Ist das normal?«
»Klar. Gavin war eher faul. Ich musste ihn pieksen oder eine Cola trinken, damit er sich mal bewegte. Aber Luke hat wie ein Weltmeister herumgeturnt. Das hält dich nachts wach, was?«
»Manchmal, aber das macht nichts. Ich habe dann das Gefühl, als wären mein Baby und ich die einzigen Menschen auf der Welt.«
»Ich weiß, was du meinst. Aber Hayley, wenn du dich nachts mal nicht wohl fühlst oder dir Sorgen machst, kannst du mich jederzeit wecken.«
Hayley wirkte sichtlich erleichtert. »Echt? Meinst du das ernst?«
»Sicher. Manchmal hilft es, wenn man mit jemandem redet, der das alles schon durchgemacht hat.«
»Ich bin also nicht ganz allein«, sagte Hayley leise, den Blick weiterhin auf die draußen spielenden Jungen gerichtet. »Ganz anders, als ich gedacht hatte.« Ihre Augen wurden feucht. »Die Hormone. O Gott.«
»Weinen ist manchmal sehr hilfreich.« Stella strich Hayley über den Rücken. »Wenn du übrigens jemanden brauchst, der dich zu den Arztterminen begleitet, dann sag Bescheid.«
»Der Arzt sagt, dass alles völlig normal verläuft. Genau nach Zeitplan. Er meinte,
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