Blüte der Tage: Roman (German Edition)
bei uns ist es die Paprika-Pizza.«
»Sie bestechen Ihre Söhne?«
»O ja, und zwar völlig schamlos.«
»Raffiniert. Die beiden kommen in der Schule gut zurecht ?«
»Ja. Die Sorgen und Schuldgefühle waren ganz umsonst. Ich werde sie mir für die Zukunft aufheben. Es war ein großer Schritt für die beiden – neue Umgebung,
neue Schule, neue Menschen. Luke schließt mühelos Freundschaften, aber Gavin ist manchmal etwas schüchtern.«
»So kam er mir aber nicht vor. Ich fand ihn sehr aufgeweckt und interessiert. Luke genauso.«
»Comic-Fans unter sich. Als Freund von Spidey haben Sie meine Söhne sofort für sich eingenommen. Wie auch immer, die beiden haben sich verblüffend schnell eingelebt. Von einer Traumatisierung durch den Umzug kann keine Rede sein, also ein Punkt weniger auf meiner Sorgenliste.«
»Ich wette, Sie führen tatsächlich so eine Liste.«
»Jede Mutter tut das.« Als er in den Parkplatz der Gärtnerei einbog, stieß sie einen langen, zufriedenen Seufzer aus. »Ist das nicht ein großartiger Ort? Ich beneide Roz um die Umsetzung ihrer Vision, ganz zu schweigen von ihrem Mut.«
»Was Mut betrifft, scheinen Sie nicht unbedingt Defizite zu haben.«
»Ist das ein Kompliment?«
Er zuckte die Achseln. »Eine Beobachtung.«
Seine Einschätzung schmeichelte ihr, und deshalb erzählte sie ihm nichts von den Ängsten, die sie oft plagten. Ordnung und Routine waren verlässliche Schutzwälle, die die Angst in Schach hielten.
»Tja, also, vielen Dank. Für die Beobachtung und den Nachmittag. Ich habe beides sehr genossen.« Sie öffnete die Wagentür und hüpfte hinaus. »Auf meiner Liste steht von heute an auch eine Fahrt in die Stadt zum Spareribessen.«
»Sie werden es nicht bereuen.« Er stieg gleichfalls aus und ging zu ihr. Er wusste selbst nicht, warum er das
machte. Gewohnheit, vermutete er. In Fleisch und Blut übergegangene Manieren, die seine Mutter ihm von klein auf eingetrichtert hatte. Aber dies war nicht die Situation, wo man das Mädchen zur Haustür begleitete und ihm einen Gutenachtkuss gab.
Sie erwog, ihm die Hand zu geben, doch das kam ihr irgendwie steif vor. Und albern. Also lächelte sie nur. »Ich werde den Jungs die CD vorspielen.« Sie schüttelte ihre Tasche. »Mal sehen, was sie dazu sagen.«
»Okay. Man sieht sich.«
Er drehte sich um und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Innerlich fluchend blieb er dann stehen, warf die Sonnenbrille auf die Motorhaube und machte wieder kehrt. Was soll’s?, sagte er sich. Bringen wir’s ordentlich zu Ende.
Sie war nicht begriffsstutzig und auch nicht naiv. Selbst als er noch einen Schritt von ihr entfernt war, wusste sie, was er vorhatte. Aber sie konnte sich nicht von der Stelle bewegen.
Sie gab einen gepressten Laut von sich, als seine Hände in ihr Haar griffen und ihren Kopf umfassten. Seine Augen waren dicht vor ihr, grün mit goldenen Sprenkeln.
Dann verschwamm alles vor ihren Augen, und sein Mund presste sich hart und heiß auf ihre Lippen.
Da war kein Zögern, Prüfen oder gar Freundlichkeit. Nur selbstbewusste Forderung mit einer Spur von Gereiztheit. Er machte, was er wollte, setzte es gegen sämtliche Widerstände durch, schien aber nicht sonderlich erfreut darüber.
Und dennoch schlug ihr das Herz bis zum Hals. Ihre Hand, die sich in einer Art vager Verteidigung gehoben
hatte, grub die Finger wie von selbst in seine Schulter. Und glitt willenlos zu seinem Ellbogen hinunter, als er den Kopf hob.
Die eine Hand nach wie vor in ihrem Haar, murmelte er: »Teufel noch mal.«
Er zog sie erneut an sich, schlang den Arm wie einen Schraubstock um sie. Als sein Mund ein zweites Mal über ihre Lippen herfiel, war jeder Gedanke an Gegenwehr, der noch in ihr schlummerte, wie weggeweht.
Er hätte nicht auf die Idee kommen sollen, sie zu küssen. Doch da er es nun einmal getan hatte, wäre es blödsinnig gewesen, einfach zu gehen und es dabei zu belassen. Aber jetzt saß er in der Falle, gefangen in dieser wilden Mähne, diesem sexy Duft, diesen weichen Lippen.
Und als er sie tiefer küsste, stieß sie diesen Laut aus, dieses leise Stöhnen. Wie, zum Teufel, sollte ein Mann da kein Begehren empfinden?
Ihr Haar war ein Gewirr aus seidenen Schlingpflanzen, und ihr hübscher, wohl gerundeter Körper vibrierte an seinem. Je länger er sie hielt, desto köstlicher schmeckte sie, desto schwächer wurden die Alarmglocken, die ihn daran erinnerten, dass er sich auf keinen Fall mit ihr einlassen wollte. Auf welche
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