Blüte der Tage: Roman (German Edition)
ich solle mich für einen Geburtsvorbereitungs-Kurs anmelden. Allerdings wäre es besser, wenn ich mit einem Partner käme.«
»Nimm mich!«
Lachend drehte sich Hayley zu Stella um. »Ja? Bist du dir sicher? Das ist ganz schön viel verlangt.«
»Mir würde es einen Riesenspaß machen. Das ist
beinahe so, als würde ich selbst noch ein Kind bekommen.«
»Hättest du gern noch eines gehabt? Ich meine, wenn ...«
»Ja. Zwei waren geplant, aber als Luke geboren war, dachte ich, warum soll ich nicht noch eines kriegen – vielleicht sogar ein Mädchen? Über einen dritten Jungen hätte ich mich aber genauso gefreut.« An die Theke gelehnt, sah sie aus dem Fenster. »Sind das nicht zwei Prachtburschen ?«
»Ja, das stimmt.«
»Kevin war so stolz auf sie, hat sie so geliebt. Wahrscheinlich hätte er einen ganzen Stall voller Kinder gewollt.«
Hayley nahm die Veränderung in Stellas Stimme wahr, und diesmal streichelte sie Stella über den Rücken. »Tut es dir weh, über ihn zu sprechen?«
»Inzwischen nicht mehr. Eine Zeit lang tat es mir sehr weh. Eine sehr lange Zeit.« Sie nahm das Spültuch und wischte damit über die Theke. »Aber jetzt erinnere ich mich gern. Voller Wärme und Liebe. So, ich sollte die Jungen lieber mal hereinrufen.«
Das Geräusch von Absätzen auf dem Holzboden ließ sie innehalten. Sie drehte sich um. Und riss verdattert Mund und Augen auf, als Roz hereinrauschte.
Selbst in schlampiger Arbeitskleidung war Rosalind Harper eine Schönheit, doch zum ersten Mal sah Stella sie nun geschminkt und gestylt.
Roz trug ein schickes, figurbetontes Kleid in einem gedämpften Kupferton, der ihre Haut erglühen ließ, und elegante Sandaletten, die ihre schlanken, wohl geformten Beine noch besser zur Geltung brachten. Ihr einziger
Schmuck war eine filigrane Halskette mit einem tränenförmigen Zitrin.
»David?« Suchend sah sich Roz in der Küche um und verdrehte dann die Augen. »Wegen ihm werde ich mich noch verspäten.«
Stella stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich sage nur: Wow!«
»Mhm.« Lächelnd vollführte Roz eine halbe Drehung. »Ich muss verrückt gewesen sein, als ich die Schuhe kaufte. Die werden mich umbringen. Aber wenn ich schon mal auf eine dieser Wohltätigkeitsveranstaltungen gehen muss, möchte ich wenigstens Eindruck schinden.«
»Eindruck schinden?«, rief Hayley. »Ha, Sie werden als der heißeste Feger des Abends in die Annalen eingehen.«
»Das will ich auch.«
»Sie sehen umwerfend aus. Sexy mit Klasse. Die Männer werden Ihnen zu Füßen liegen.«
Lachend schüttelte Roz den Kopf. »Ach, es ist schön, Frauen im Haus zu haben. Wer hätte das gedacht?« Sie ging zur Tür. »Ich mache mich jetzt auf die Suche nach David. Wenn ich ihn nicht in den Hintern trete, trödelt er noch länger herum.«
»Einen schönen Abend!«, riefen Stella und Hayley ihr nach.
»Kein Mensch würde vermuten, dass sie bereits erwachsene Söhne hat«, sagte Stella bewundernd.
Wie werde ich selbst in zwanzig Jahren aussehen?, fragte sich Hayley.
Sie stand vor dem Spiegel und massierte ihren Bauch und ihre Brüste mit Vitamin-E-haltigem Öl. Würde sie sich in zwanzig Jahren auch noch zurechtmachen und in schicke Klamotten werfen?
Gut, Roz war kein Maßstab, dazu war sie einfach zu attraktiv. Ihre Großmutter hatte einmal gesagt, Schönheit sei eine Gottesgabe. Und offenbar hatte es Gott mit Roz besonders gut gemeint.
Aber selbst wenn sie nie atemberaubend wie Roz oder so hübsch wie Stella aussehen würde, sah sie, wie sie fand, ganz okay aus. Sie pflegte ihre Haut und probierte die in den Zeitschriften vorgestellten Schminktechniken aus.
Die Typen fühlten sich jedenfalls zu ihr hingezogen.
Erwiesenermaßen, dachte sie, als sie mit einem schiefen Grinsen ihren Bauch betrachtete.
Zumindest in der Vergangenheit. Die meisten Typen waren nicht gerade scharf auf schwangere Frauen. Und das war auch gut so, denn im Moment war sie an Männern nicht interessiert. Das Einzige, was zählte, war ihr Baby.
»Jetzt bist du die Nummer eins, Kleines«, sagte sie, während sie ein weites T-Shirt überzog.
Sie ging ins Bett, stopfte sich das Kissen in den Rücken und griff nach einem der Bücher über Schwangerschaft und frühkindliche Entwicklung auf ihrem Nachtkästchen.
Als ihr kurze Zeit später die Augen zufielen, klappte sie das Buch zu.
Sie knipste das Licht aus und rollte sich behaglich zusammen. »Gute Nacht, Baby«, flüsterte sie.
Als sie in den Schlaf glitt, fühlte sie es –
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