Blüte der Tage: Roman (German Edition)
gesehen.«
»Nein!« Sie ließ die Puderdose zuschnappen. »Erzähl.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
In knappen Worten schilderte Stella, was sie erlebt hatte und wie sie nun weiter vorgehen wollten.
»Wie aufregend! Das klingt nach richtiger Detektivarbeit. Vielleicht können dein Vater und ich irgendwie behilflich sein.« Auf einmal umklammerte sie Stellas Arm. »Ich wette, sie wurde ermordet, mit einer Axt oder irgendwas zerstückelt und in einem Erdloch vergraben. Oder in den Fluss geworfen – in Einzelteilen. Das war schon immer mein Verdacht.«
»Oje! Ihr Geist ist jedenfalls nicht zerstückelt. Außerdem ist unsere heißeste Spur diese Ahnfrau, die im Kindbett gestorben ist«, meinte Stella.
»Ach so.« Jolene wirkte enttäuscht. »Nun ja, wenn das des Rätsels Lösung sein sollte, so ist das natürlich eine traurige Geschichte – aber nicht annähernd so aufregend wie ein Mord. Erzähl das alles deinem Daddy, damit wir uns etwas überlegen können. Schließlich haben wir jede Menge Zeit. Oh, das wird ein Spaß!«
»Für mich ist diese Beschäftigung mit Geistern noch sehr gewöhnungsbedürftig«, gestand Stella. »Aber in letzter Zeit tue ich so manches, was ich nie für möglich gehalten hätte.«
»Bezieht sich das auch auf ein gewisses männliches Individuum? Ein großer, breitschultriger Bursche mit unverschämt charmantem Grinsen?«
Stella verengte die Augen. »Wie kommst du darauf?«
»Erinnerst du dich an meine Cousine dritten Grades, Lucille? Du bist ihr einmal begegnet. Nun ja, wie sie mir erzählte, war sie vor einigen Tagen in einem Restaurant in der Stadt und hat dich dort in Begleitung eines sehr attraktiven Mannes gesehen. Sie kam nicht an euren Tisch,
da sie mit ihrem neuesten Liebhaber da war, und der ist noch nicht von seiner zweiten Frau geschieden. Genauer gesagt, hält er Lucille schon seit eineinhalb Jahren mit seinem Gequatsche über Scheidung hin, aber was will man machen?«
Jolene machte eine wegwerfende Handbewegung. »Also, wer ist dieser attraktive Bursche?«
»Logan Kitridge.«
»Oooh.« Es dauerte einen Moment, bis Jolene die Sprache wiedergefunden hatte. »Hey, das ist mal ein wirklich gut aussehender Mann. Ich dachte, du magst ihn nicht.«
»Das habe ich nie behauptet. Ich fand ihn nur rüpelhaft und unkooperativ. Inzwischen klappt es mit der Zusammenarbeit etwas besser, und wir sind sogar miteinander ausgegangen. Aber ich muss noch überlegen, ob ich ihn auch weiterhin privat treffen möchte.«
»Was gibt’s da zu überlegen? Entweder du willst oder du willst nicht.«
»Ich will schon, aber ... Nein, ich sollte dich nicht zum Tratsch verführen.«
Amüsiert zog Jolene die Brauen hoch. »Liebes, wenn du mich nicht fragen kannst, wen dann?«
Stella kicherte und warf einen kurzen Blick zum Reptilienhaus, um sicherzugehen, dass sie nach wie vor ungestört waren. »Mich würde nur interessieren, ähm ... ich meine, bevor ich mich zu sehr auf ihn einlasse ... ich würde gern wissen, ob er sich mit vielen Frauen trifft.«
»In anderen Worten, ob er ein Weiberheld ist.«
»So könnte man es wohl nennen.«
»Ich würde sagen, ein Mann wie er hat jede Menge Chancen, trotzdem habe ich noch nie jemanden über ihn sagen hören, er würde mit jeder Frau sofort ins Bett
gehen. Wie man es sich zum Beispiel über Curtis, den Sohn meiner Schwester, erzählt. Die Leute, vor allem die Frauen, fragen sich lediglich, wie seine Frau so dumm sein konnte, sich dieses Prachtstück durch die Lappen gehen zu lassen, und warum ihn sich noch keine andere Frau geschnappt hat. Spielst du mit dem Gedanken, ihn dir zu angeln?«
»Nein. Ganz sicher nicht. Wir beschnuppern uns noch, versuchen herauszufinden, was der andere für ein Mensch ist.« Sie erspähte ihren Vater und die Jungen. »Da kommen unsere Schlangenforscher. Lass in Gegenwart der Kinder bitte nichts darüber verlauten.«
»Keine Bange. Meine Lippen sind versiegelt.«
Die angekündigte Frühjahrsschau des Gartencenters begann um acht Uhr morgens. Sie hatten sich bis ins kleinste Detail auf den großen Tag vorbereitet, als würden sie in eine Schlacht ziehen. Stella hatte die Truppen zusammengezogen und gemeinsam mit Roz die Versorgung sichergestellt. Es gab auch Reservetruppen, kampferprobte Rekruten, und die Schlachtordung war exzellent durchdacht und durchorganisiert.
Bereits um zehn Uhr schwärmten ganze Kundenbataillone durch Ausstellungsräume, Außenflächen und die für den Publikumsverkehr
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