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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in das Gebäude.
    »Er geht fantastisch mit ihnen um«, sagte Stella. »So natürlich und ungezwungen. Ich bin froh, dass wir in eure Nähe gezogen sind und ihr euch regelmäßig sehen könnt.«
    »Wir sind darüber mindestens genauso froh. Dein Vater konnte den Zoobesuch kaum erwarten. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind. Er ist so stolz auf euch drei.«
    »Wir haben wohl beide einiges verpasst, als ich klein war.«
    »Umso besser, dass ihr es jetzt nachholt.«
    Während sie zu einer Bank schlenderten, sagte Stella:
    »Du sagst nie etwas über meine Mutter. Übst niemals Kritik.«
    »Schätzchen, in den letzten siebenundzwanzig Jahren habe ich mir so oft auf die Zunge gebissen, dass sie mir eigentlich in Fetzen heraushängen müsste.«
    »Warum?«
    »Tja, Liebes, als zweite Frau und obendrein Stiefmama ist dies das Klügste, das man tun kann. Abgesehen davon, bist du zu einer starken, klugen, warmherzigen Frau herangewachsen, die ihr Leben meistert und die zwei hübschesten, intelligentesten, bezauberndsten Söhne auf Gottes weiter Erde hat.«
    Meine Mutter kritisiert dich ständig, dachte Stella. »Habe ich dir jemals gesagt, dass du für meinen Vater ein echter Glücksfall bist?«
    Jolene errötete wie ein junges Mädchen. »Vielleicht ein-, zweimal. Aber du darfst es gern öfter wiederholen.«
    »Ich füge lieber noch hinzu, dass du auch für mich ein echter Glücksfall bist. Und für die Kinder.«
    »Oh.« Jolenes Augen wurden feucht. »Jetzt hast du mich erwischt.« Sie kramte in ihrer Handtasche und zog ein spitzenbesetztes Taschentuch heraus. »Das ist das Netteste, was ich je gehört habe. So was, also nein.« Sie schniefte, tupfte ihre Augen ab und versuchte gleichzeitig, Stella zu umarmen. »Ich hab dich schrecklich lieb. Das war schon immer so.«
    »Das habe ich gespürt.« Gleichfalls zu Tränen gerührt, zog Stella aus ihrer Handtasche ein eher banales Papiertaschentuch. »Gott, wir ruinieren uns unser ganzes Make-up.«
    »Das ist es wert. Ein kleiner Heulanfall ist mitunter genauso befreiend wie Sex. Ist meine Wimperntusche sehr verschmiert?«
    »Nein. Nur ein bisschen ...« Mit dem Taschentuchzipfel wischte Stella einen dunklen Fleck unter Jolenes Auge ab. »So.«
    »Ich fühle mich herrlich. Komm, erzähl, wie es dir geht.«
    »Was die Arbeit betrifft, könnte es nicht besser sein. Demnächst geht es mit dem Frühjahrsverkauf los, und ich erwarte Rekordumsätze. Die Jungs sind glücklich und haben in der Schule schon Freunde gefunden. Unter uns gesagt, ich glaube, Gavin hat ein Auge auf ein blond gelocktes Mädchen in seiner Klasse geworfen, Melissa. Sobald der Name erwähnt wird, kriegt er rote Ohren.«
    »Wie süß. Es geht nichts über die erste Liebe, findest du nicht? Ich kann mich noch gut an die meine erinnern. Ich war völlig vernarrt in diesen Jungen. Er hatte das ganze Gesicht voller Sommersprossen und einen verstrubbelten roten Haarschopf. Ich bin vor Glück fast gestorben,
als er mir eines Tages eine kleine Kröte schenkte, die in einer Schuhschachtel mit Luftlöchern hockte.«
    »Aha. Eine Kröte.«
    »Nun, Liebes, ich war acht Jahre alt, ein Mädchen vom Land. Das Geschenk war also völlig passend. Er heiratete schließlich eine Freundin von mir. Ich war bei der Hochzeit dabei und musste ein schauderhaftes bonbonrosa Rüschenkleid tragen. Der Rock war weit genug, um ein Pferd darunter zu verstecken und zur Kirche zu reiten. Alles in allem sah ich aus wie eine menschliche Hochzeitstorte.«
    Sie zog eine Grimasse, während sich Stella vor Lachen bog. »Keine Ahnung, warum mir das jetzt noch so peinlich ist. Es ist wohl eines jener traumatischen Erlebnisse, die man nie vergisst, nicht mal nach dreißig Jahren. Jetzt leben die beiden am anderen Ende der Stadt. Hin und wieder gehen wir zusammen aus. Er hat noch immer seine Sommersprossen, nur der Haarschopf ist mittlerweile einer veritablen Glatze gewichen.«
    »Da du dein ganzes Leben hier verbracht hast, kennst du wahrscheinlich eine Menge Leute und Geschichten aus der Gegend.«
    »Du sagst es. Ich kann nicht einkaufen gehen, ohne mindestens ein halbes Dutzend Bekannte zu treffen.«
    »Was weißt du über den Harper-Geist?«
    »Hmmm.« Jolene holte Puderdose und Lippenstift aus ihrer Handtasche und frischte ihr Make-up auf. »Nicht viel. Nur, dass dieser Geist schon sehr lange durch das Harper-Anwesen streifen soll. Warum fragst du?«
    »Es klingt vermutlich verrückt, besonders aus meinem Mund, aber ... Ich habe sie

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