Blüte der Tage: Roman (German Edition)
zugänglichen Gewächshäuser. Das Klingeln der Kassen war Musik in Stellas Ohren.
Sie marschierte durch die Reihen, half bei Engpässen mit Rat und Tat aus. Sie beantwortete Fragen von Personal und Kunden, stapelte Nachschub in Wagen und Schubkarren, wenn das Personal zu beschäftigt dafür war, und half zahllosen Leuten, ihre Einkäufe in Autos, Lastwagen und Anhängern zu verstauen.
»Miss? Arbeiten Sie hier?«
Stella drehte sich um und sah sich einer Frau in Schlabberjeans und einem alten, ausgewaschenen Sweatshirt gegenüber. »Ja, Ma’am. Ich bin Stella. Womit kann ich dienen?«
»Ich finde weder die Akelei noch den Fingerhut ... nichts. Nicht einmal die Hälfte dessen, was auf meiner Liste steht. Hier ist alles umgestellt.«
»Wir haben einiges neu organisiert. Ich helfe Ihnen gern, das Gesuchte zu finden.«
»Mein Einkaufswagen ist schon ziemlich voll.« Sie nickte in Richtung des Wagens. »Ich habe keine Lust, mich überall damit durchzuzwängen.«
»Das kann ich verstehen«, erwiderte Stella heiter. »Was für schöne Pflanzen Sie ausgesucht haben! Eine sehr gute Wahl. Steve? Würden Sie den Wagen bitte mit nach vorne nehmen und zurückstellen für Mrs. ... Verzeihung, wie lautet Ihr Name?«
»Haggerty.« Hoheitsvoll wandte sie sich Steve zu. »Geben Sie Acht, dass niemand etwas aus meinem Wagen stibitzt. Das Aussuchen hat mich viel Zeit gekostet.«
»Natürlich, Ma’am. Wie geht es Ihnen, Mrs. Haggerty? Lange nicht gesehen.«
»Mir geht es gut. Und wie geht es Ihren Eltern, Steve?«
»Auch gut, danke.« Steve nahm ihr den Wagen ab. »Mrs. Haggerty hat einen der schönsten Gärten in der Gegend«, erzählte er Stella.
»Ich möchte ein paar neue Beete anlegen. Sie kümmern sich um meinen Wagen, ja, Steve? So, und wo zum Teufel steht nun die Akelei?«
»Hier entlang. Ich besorge Ihnen einen neuen Wagen, Mrs. Haggerty.«
Stella schnappte sich im Vorbeigehen einen Einkaufswagen.
»Sind Sie die Neue, die Rosalind eingestellt hat?«
»Ja, Ma’am.«
»Aus dem Norden.«
»Ich bekenne mich schuldig.«
Mrs. Haggerty zog einen Flunsch und sah sich mit offenkundiger Verärgerung um. »Dann sind wohl Sie für das Durcheinander verantwortlich.«
»Nun, die neue Anordnung soll dazu dienen, den Kunden Zeit und Mühe zu ersparen.«
»Das habe ich bisher noch nicht festgestellt. Warten Sie eine Sekunde.« Sie blieb stehen und zog die Krempe ihres ausgefransten Strohhuts in die Stirn, während sie die Töpfe mit den Schafgarben musterte.
»Die Schafgarbe sieht kräftig und gesund aus, nicht wahr?«, sagte Stella. »Sie gedeiht sehr gut in der Hitze und hat eine lange Blütezeit.«
»Hm, da ich schon mal hier bin, kann ich ja ein paar Dinge für meine Tochter mitnehmen.« Sie wählte drei Töpfe aus und ging weiter. Unterwegs machte Stella sie auf die eine oder andere Pflanze aufmerksam und schaffte es, Mrs. Haggerty in ein Gespräch zu verwickeln. Als sie etwas später durch den Bereich mit den Mehrjährigen gingen, war der zweite Wagen ganz und ein dritter nahezu halb gefüllt.
»Ich muss sagen, Sie sind über Ihre Pflanzen gut informiert«, bemerkte Mrs. Haggerty.
»Dieses Kompliment kann ich nur erwidern. Ich beneide Sie richtig um das Einpflanzen, das Sie vor sich haben.«
Unvermittelt blieb Mrs. Haggerty stehen und sah sich
erneut um. Diesmal jedoch mit nachdenklichem Ausdruck. »Durch diese neue Anordnung habe ich mindestens doppelt so viel gekauft, wie ich eigentlich wollte.«
Stella schenkte ihr ein breites Grinsen. »Tatsächlich?«
»Raffiniert. Gefällt mir. Lebt Ihre Familie im Norden?«
»Nein, mein Vater und seine Frau leben hier, in Memphis. Sie stammen von hier.«
»Aha. So, so. Sie müssen mal vorbeikommen und sich meinen Garten ansehen. Roz kann Ihnen meine Adresse geben.«
»Danke. Das würde ich sehr gerne tun.«
Am Mittag hatte Stella das Gefühl, zehn Meilen gelaufen zu sein.
Bis um drei Uhr nachmittags hatte sie es aufgegeben, darüber nachzudenken, wie viele Meilen sie gegangen, wie viele Kilos sie geschleppt und wie viele Fragen sie beantwortet hatte.
Inzwischen träumte sie nur noch von einer entspannenden Dusche und einem schönen Glas Wein.
»Das ist der Wahnsinn«, raunte Hayley ihr zu, während sie mehrere Einkaufswagen aus dem Parkbereich schob.
»Wann hattest du deine letzte Pause?«
»Keine Sorge, ich bin zwischendurch immer wieder gesessen. Hinter der Ladentheke, an der Kasse. Ich bin froh, dass ich mir die Beine ein wenig vertreten
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