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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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betete, es möge wahr sein und wir würden ein Kind bekommen.«
    Sie seufzte. »Ich war gerade mal achtzehn. Wie auch immer, auf einmal war sie da. Ich hörte oder sah ihr Nahen nicht, sie stand einfach da, mitten auf dem Pfad. Sie lächelte. Und irgendetwas an ihrem Lächeln gab mir die Gewissheit, die absolute Gewissheit, dass ich ein Kind unter dem Herzen trug. Vor Freude strömten mir die Tränen aus den Augen. Als ich wenige Wochen später zum Arzt ging, wusste ich bereits, dass ich Harper in mir trug.«
    »Wie schön!«, rief Hayley, zu Tränen gerührt.
    »In den darauf folgenden Jahren sah ich sie hin und wieder. Immer jedoch zu Beginn einer Schwangerschaft, bevor ich es selbst wissen konnte. Ich sah sie, und es war klar, dass ein Baby unterwegs war. Als mein Jüngster in die Pubertät kam, hörten ihre regelmäßigen Besuche auf.«
    »Es muss also etwas mit Kindern zu tun haben«, sagte Stella, während sie das Wort »Schwangerschaft« zweimal unterstrich. »Das ist der gemeinsame Nenner. Sie
erscheint Kindern sowie Müttern und schwangeren Frauen. Die Theorie, sie sei im Kindbett gestorben, würde da sehr gut passen.« Gleich darauf schlug sie sich mit der Hand vor den Mund. »Entschuldige Hayley, das war taktlos von mir.«
    »Schon okay. Ich verstehe, was du meinst. Vielleicht ist es tatsächlich Alice. Und vielleicht wird sie dadurch erlöst, dass man ihren Namen kennt.«
    »Tja.« Mit einer vagen Handbewegung deutete Stella auf die Kartons und Unterlagen. »Dann mal los.«
     
    In dieser Nacht, als ihr der Kopf vor Geistern und Fragen schwirrte, träumte sie wieder von ihrem perfekten Garten mit der blauen Dahlie, die eigensinnig inmitten des Gartens wuchs.
    Unkraut ist eine Pflanze, die am falschen Platz wächst.
    Sie hörte die Stimme in ihrem Kopf, eine Stimme, die nicht ihr gehörte.
    »Ja, stimmt. Stimmt«, murmelte sie. »Aber sie ist so schön. So kraftvoll und lebendig.«
    So hat es den Anschein, doch das ist eine Täuschung. Wenn sie bleibt, wird sie alles verändern. Sie wird sich ausbreiten und alles zerstören, was du geschaffen hast. Alles zerstören, was dir gehört. Willst du das riskieren? Alles riskieren für eine einzige schöne Blume? Eine Blume, die bereits beim ersten Frost absterben wird?
    »Ich weiß es nicht.« Ihren Garten betrachtend, rieb sie sich fröstelnd die Arme. »Vielleicht sollte ich den Garten anders anordnen. Mit der Dahlie als zentralen Punkt.«
    Donner grollte und der Himmel verfinsterte sich, wie an jenem Unglücksabend, als sie in ihrer Küche gestanden hatte.
    Und die Trauer, die sie damals gefühlt hatte, traf sie nun mit voller Wucht, als würde ihr jemand ein Messer ins Herz rammen.
    Spürst du es? Willst du das wieder fühlen? Willst du für die Blume das Risiko eingehen, diesen Schmerz erneut zu fühlen?
    »Ich bekomme keine Luft.« Von unsagbarem Kummer überwältigt, sank sie auf die Knie. »Was geschieht mit mir?«
    Erinnere dich. Denk daran. Denk an die Unschuld deiner Kinder und reiß die Blume heraus. Grab sie aus, bevor es zu spät ist! Siehst du nicht, wie sie versucht, alles andere zu ersticken? Siehst du nicht, wie sie den anderen heimtückisch das Licht raubt? Schönheit kann Gift sein.
    Zitternd vor Kälte wachte sie auf. Ihr Herz klopfte wie wild, begehrte gegen den heftigen Schmerz auf. Und sie wusste, sie war nicht allein gewesen, nicht einmal in ihren Träumen.

DREIZEHNTES KAPITEL
    An ihrem freien Tag ging Stella mit ihren Söhnen in den Zoo, wo sie sich mit ihrem Vater und Jolene verabredet hatte. Bereits nach einer halben Stunde waren die Jungen mit Gummischlangen und Luftballons bepackt und leckten an riesigen Eistüten.
    Wie alle Großeltern sahen es auch Will und Jolene als ihre heilige Pflicht an, ihre Enkelkinder nach Strich und Faden zu verwöhnen. Und Stella ließ sie gewähren, zumal das Schicksal ihren Söhnen nur dieses eine Großelternpaar beschert hatte.
    Als die Jungen unbedingt ins Reptilienhaus gehen wollten, musste Stella passen und übergab das Regiment ihrem Vater.
    »Eure Mom hat sich schon immer vor Schlangen geekelt«, erzählte Will den Jungen.
    »Stimmt. Und ich stehe dazu. Geht ihr nur. Ich werde draußen warten.«
    »Ich leiste dir Gesellschaft.« Jolene rückte ihre babyblaue Baseballkappe zurecht. »Du bist mir lieber als eine Boa constrictor.«
    »Ts, Mädchen!« Will tauschte mit seinen Enkelsöhnen einen mitleidigen Blick. »Kommt, Männer. Ab in die Schlangengrube.«
    Mit einem Schlachtruf stürmten die drei

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