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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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geheimzuhalten, spielt er Jacqueline gegenüber weiterhin den verliebten
Liebhaber. Die Garderobenfrau des Eldorado wird’s Ihnen gerne
bestätigen. Aber Mado, die bösartige Schlange, ahnt, daß es nicht mehr das ist,
was es mal war. Fabrègues hat sogar vergessen, die Julimiete für Jacquelines
Appartement zu bezahlen. Sicher, er ist blank wie ‘ne Eisbahn, aber die Miete
von 1 ooo Francs übersteigt noch nicht seine finanziellen Möglichkeiten. Der
Beweis hierfür sind die 5 ooo Francs, die er mir für mein — verspätetes —
Kommen zahlen kann. Apropos, ich sollte die Scheinchen endlich mal abholen...
Ergo: Er hat die Miete für Jacqueline nicht aus Geldknappheit nicht bezahlt,
sondern aus Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit, Schlamperei. Hat nur noch seine
neue Flamme im Kopf. Und an die verhimmelt er irgendeinen Gegenstand. Dafür
bekommt er — oder ein Mittelsmann — echte Blüten. Als der Schwindel auffliegt,
ist er am Boden zerstört. Er denkt natürlich, Madame X hätte das Falschgeld
produziert. Er fühlt sich den Attacken der Polizei nicht gewachsen. Fürchtet,
alles zu gestehen und Madame X reinzureißen. Selbstmord scheint ihm der einzige
Ausweg zu sein. Aber vorher will er seinen Schwarm vor der drohenden Gefahr
warnen. Er schreibt drei Briefe: an den Notar des Hauses, an seinen Bruder und
an Madame X. Die beiden ersteren wurden mit roter Tinte geschrieben, ganz wie
man’s von ihm gewohnt war. Beim dritten umgibt er sich mit einer wahren Mauer
von Vorsichtsmaßnahmen: Er klaut dem Butler normale blaue Tinte — die Farbe
seines Blutes! — und wirft alle drei Briefe eigenhändig in den Kasten an der
Straßenecke. Der Butler sollte den Namen und die Adresse seiner tragischen
Liebe nicht zu Gesicht bekommen. Was Joseph nicht weiß, macht Joseph nicht
heiß! Das Tintenfäßchen kann der Graf weder an seinen Ort zurück- noch auf
seinen eigenen Schreibtisch stellen. Also wirft er es in den nächstbesten
Gully. So kommt es, daß der Butler die Köchin als Diebin und Tintensäuferin
verdächtigt... Hält das Ihrem kritischen Blick stand?“
    „Wie der Obelisk!“ rief meine Sekretärin
begeistert. „Was ich nur nicht verstehe, ist die Rolle, die Fabrègues der
Agentur Fiat Lux zugedacht hatte. Warum hat er Sie gebeten, jemanden zur
Verfügung zu stellen? Und warum hinterläßt er Ihnen 5 ooo Francs, bevor er sich
das Leben nimmt?“
    „Darüber habe ich lange nachgedacht, und ich
glaube, ich habe eine Erklärung gefunden. Sehen Sie, außer den Bausteinen, die
ich in der Kaminasche entdeckt habe und die mich vermuten lassen, daß Fabrègues
jemanden vor den Flics schützen wollte, ist da noch diese sonderbare 5
ooo-Francs-Schenkung, die durch nichts gerechtfertigt scheint. Sie lädt
förmlich dazu ein, nicht weiter nachzuforschen, das Geld einzusacken und Land
zu gewinnen. Die Spesenabrechnung paßt einfach nicht zu seinem Brief an mich.
Der war ein Hilferuf, und das Geld ist so was wie eine Entschädigung... für
nichts und wieder nichts! In der Zwischenzeit muß etwas passiert sein, das
seine Situation grundlegend verändert hat. Aber was? Pellegrinis Besuch, die
falschen Banknoten betreffend! Fabrègues macht sich Gedanken über die Herkunft
der Blüten. Am 22. fühlt er sich verfolgt und überwacht und bittet mich
um Hilfe. Am 24., vor seinem Selbstmord, will er sich mein Stillschweigen
erkaufen. Als er mir nach Paris schreibt, fühlt er sich von Korsen bedroht. Er
hält sie für Freunde von Tonio Paoli, der gerade nach Cannes zurückgekommen
ist. In Wirklichkeit sind es Polizisten, die ihn beschatten. Fabrègues nimmt
Paolis Drohung ernst und kriegt Angst. Er ist ein Mann, der schnell den Kopf
verliert und dementsprechend handelt. Übrigens die ideale Eigenschaft für einen
Selbstmörder, wenn ich das mal so sagen darf. Der Graf fordert also eine Art
Leibwächter bei der Agentur Fiat Lux an. Bevor ich in Cannes eintreffe,
findet der entscheidende Besuch von Kommissar Pellegrini statt. Fabrègues
kapiert, daß seine Korsen Polizisten waren. Außerdem wird ihm klar, in welch
verwickelte Geschichte er... verwickelt ist. Es wird verdammt eng für ihn. Er
weiß, wer ihm die falschen Banknoten untergejubelt hat, behauptet jedoch, sie
von seiner eigenen Bank bekommen zu haben. Er weiß allerdings auch, daß er
nicht ewig und drei Tage so weiterlügen kann... und bringt sich vor Ablauf eben
dieser drei Tage um. Meine Hilfe braucht er nun nicht mehr, ja, er bedauert
sogar, mir überhaupt

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