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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Ein
gewisser Marcel — Nachname ebenso unbekannt — hatte ihr Kokain besorgt und ist
deswegen angeklagt und zu drei Jahren verurteilt worden.“
    „Ich war’s nicht“, scherzte Marc.
    „Dieser Marcel war Arzt, glaube ich.
Vervollständigen Sie bitte die dürftigen Angaben. Ach ja: Die Selbstmörderin,
Laura Dingsbums, war mit dem Verurteilten sowie mit Raymonde Saint-Cernin
befreundet, der Schriftstellerin, Sie wissen schon. Durchforsten Sie bitte das
Archiv des Crépuscule , und wenn Sie fündig werden, lassen Sie’s mich
wissen.“
    „So schnell wie möglich, nehme ich an? Das Lied
kenne ich... Und wo kann ich Sie erreichen? Am anderen Ende der Welt?“
    „In Cannes, Hôtel du Cirque .“
    „Glückspilz! Wird sie wieder aufgerollt?“
    „Wer?“
    „Die Affäre um diesen Kokain-Doktor.“
    „Noch nicht, aber ich möchte wissen, mit wem ich’s
zu tun habe.“
    „Was tun Sie eigentlich in Cannes? Wenn ich
richtig gehört habe, sind die Strände da unten im Moment rammelvoll...“
    „Ich bestaune die vielen hübschen Mädchen hier.“
    „Keinen Fall an der Hand? Ich meine beruflich.“
    „Hören Sie, Marc, stellen Sie nicht so viele
Fragen und tun Sie, worum ich Sie gebeten habe. Wiedersehn! Telefonieren ist
teuer, ich lege jetzt auf.“
    „Wiedersehn, alter Geizkragen!“
    Ich ging zum Hafen, um meine Gedanken schwimmen
zu lassen. Die Truppe einer Filmgesellschaft drehte dort seit einigen Tagen Segelschiff
Mary Celeste. Das Titelschiff schaukelte sanft auf den Wellen. Im Takelwerk
gab jemand gerade eine sensationelle Akrobatikvorstellung... Schaulustige neben
mir wußten zu berichten, daß der Mann Matrose auf einer Jacht war, die gleich
nebenan vor Anker lag.

Der
Radierer
     
    Etwas angeheitert kam ich ins Hotel zurück. Es
war zwei Uhr vorbei. Ich hatte einen ausgedehnten Kneipenbummel hinter mir,
verspürte aber immer noch Durst. Unterwegs läutete ich an Milandres Haustür. Er
reagierte nicht. Wohl oder übel mußte ich mich auf mein Hotelzimmer begeben.
    Ich knipste das Licht an. Diesmal löste das
keine wilde Schießerei aus, sondern das Klingeln des Telefons an der Rezeption.
Ich warf einen Blick auf die Nachricht, in der mir Hélène mitteilte, daß keiner
der von ihr beschlagnahmten Briefumschläge die geringste Ähnlichkeit mit dem
Muster aufwies. Es klopfte. Der Nachtportier rief, daß der Anruf unten für mich
sei. Der Anrufer hatte mich haargenau abgepaßt.
    „Hallo! Monsieur Burma?“ meldete sich die
aufgeregte Stimme von Robert de Fabrègues. „Eben hat jemand versucht, hier
einzubrechen! ... Ja, vor ein paar Minuten. Ich bin durch ein verdächtiges
Geräusch wachgeworden und hab den Einbrecher verscheucht... mit einem Schuß aus
meiner Pistole! Ob der Vorfall mit dem Tod meines armen Bruders oder mit dem
von Joseph etwas zu tun hat, weiß ich nicht. Ich wollte Sie aber unbedingt
benachrichtigen. Können Sie herkommen?“
    Ich konnte. Im Taxi überlegte ich, was dieses
neue Intermezzo nun wieder zu bedeuten hatte. Fabrègues erwartete mich am
Eingang der Villa. Allein. Weder das verdächtige Geräusch noch der Schuß hatten
den Schlaf der Köchin stören können.
    „Das muß ein Anfänger gewesen sein!“ rief Robert
mir entgegen. „Sonst wär er nicht beim ersten Schuß abgehauen... ohne sein
Werkzeug!“
    Er zeigte mir ein handliches Brecheisen, das er
auf der Außentreppe gefunden hatte. Ich sah es mir, herzhaft gähnend, an. Es
war bemerkenswert blank. Funkelnagelneu! Auf die Gefahr hin, für eine alte
Schlafmütze gehalten zu werden, sagte ich Fabrègues, daß der Einbruch nicht
viel hergebe und ich ihn morgen früh besuchen oder anrufen würde.
    Das Taxi stand noch in der Straße. Ich gab dem
Fahrer die Adresse von Jean Lebrot an.
    Mit zittriger Stimme erkundigte sich die
Haushälterin, was ich wolle.
    „Wenn Sie mir die Tür ohne Erlaubnis Ihres Herrn
nicht öffnen mögen“, antwortete ich, „dann sagen Sie ihm, Nestor Burma will ihn
sprechen. Und richten Sie ihm aus: Ich weiß, daß er zu Hause ist, nicht schläft
und die späte Stunde keine Entschuldigung ist. Wenn er mich jetzt nicht
reinläßt, besucht ihn morgen früh Kommissar Pellegrini!“
    Ich wartete genau dreißig Sekunden, die Uhr in
der Hand. Dann öffnete sich die Tür. Ich ließ mir von der ängstlichen
Haushälterin kurz die Räumlichkeiten erklären und rannte ins Schlafzimmer des
Radierers, anstelle der Uhr jetzt meine Kanone in der Hand. Solch ein Gerät
macht sich immer gut.
    Auf dem Boden verstreut

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