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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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lagen Kleidungsstücke.
Der Meister selbst lag im Bett, nackt, bleich und zitternd. Trotz seiner
lebhaften Proteste riß ich die Bettlaken zurück und konnte feststellen, daß er
keine Zeit gehabt hatte, sich die Socken auszuziehen. Ich lachte ihm ins
Gesicht.
    Der Radierer gab ein Bild des Jammers ab. Eine
leichte Alkoholfahne umwehte seinen mageren Körper. Wir zwei waren ein
herrliches Säuferpaar! Ich zog einen Stuhl ans Bett und setzte mich. Beim
Anblick meines Revolvers wurde das Zittern des Radierers noch stärker.
    „Sind Sie stumm?“ eröffnete ich das Feuer. „Wollen
Sie gar nicht wissen, was ich um diese Uhrzeit hier mache? Ah, vielleicht ahnen
Sie ja, was mich zu Ihnen führt! Ziehen Sie sich an!“ befahl ich. „Wir gehen
sofort zur Kripo. Pellegrini wird sich freuen! Nicht nur darüber, daß er die
Motive für Ihren Einbruch erfährt, sondern auch darüber, den Mann vor sich zu
sehen, der die falschen Banknoten herstellt... Sie haben eine verräterische
Kleinigkeit bei Fabrègues liegenlassen, hm?, und als Sie von mir hörten, daß
die Polizei verschärfte Nachforschungen anstellen würde, haben Sie wegen dieser
Kleinigkeit Schiß gekriegt, stimmt’s? Um was für eine kleine Wichtigkeit geht
es denn?“
    Zu meinem Erstaunen atmete der Mann auf.
    „Falsche Banknoten?“ stieß er erleichtert
hervor. „Das ist also die Lösung des Rätsels! Hätte ich mir denken können. Hab
so was gehört, von einem seltsamen Vorfall im Kasino Monte-Carlo...“
    Er stieg aus dem Bett, zog sich langsam an und
ging zu einem kleinen Tresor, den er mit einem noch kleineren Schlüssel
öffnete. Er entnahm ihm eine Papierrolle.
    „Sie werden wissen, was Sie zu tun haben,
Monsieur Burma“, sagte er. „Aber daß Sie alleine hierher gekommen sind,
bedeutet doch wohl, daß die Flics die Identität des Einbrechers noch nicht
kennen. Hab ich recht? Glückwunsch, Sie waren sehr schnell! Dann ist es wohl
besser, mit offenen Karten zu spielen... vorausgesetzt, die Sache bleibt unter
uns.“
    Er gab mir die Papierrolle. Es war eine
Radierung, eine der anstößigen Art.
    „Hübsch“, sagte ich anerkennend. „Aber wenn Sie
glauben, Sie könnten mich damit kaufen, dann muß ich Sie enttäuschen. Ich bin
kein Gymnasiast mehr.“
    „Wer redet von kaufen? Das ist eine Kostprobe
der Arbeiten, die ich für Pierre de Fabrègues angefertigt habe.“
    Die folgenden Erklärungen des Radierers
besiegelten meine Niederlage. Ich hatte mich gründlich vergaloppiert. Leider
war kein Alkohol mehr im Hause, mit dem ich meinen Irrtum hätte begießen
können.
    „Fabrègues war ein... Wie soll ich sagen?“
sinnierte Lebrot. „Ein komischer Heiliger, das war er! Sein verdrehter
Charakter ähnelte seinem Äußeren. Vor ungefähr drei Monaten hat er mich
gebeten, eine Serie von... na ja, speziellen Radierungen für ihn anzufertigen.
Hat mir einen Stapel Fotos in die Hand gedrückt — Fotos von seinen kleinen
Freundinnen, glaub ich — , die sozusagen Modell stehen sollten. Die Arbeit
machte mir Spaß. Ich führte sie aus, und er brachte die Ergebnisse in seine
Bibliothek.“
    „Moment! Haben Sie ihm die Fotos wiedergegeben?“
    „Ich glaube nicht. Nein, ich kann mich nicht
erinnern. Er hat sie auch nie zurückverlangt.“
    „Dann mal weiter!“
    „Die Nachricht von seinem Selbstmord hat mich
ziemlich kaltgelassen. Der Graf war mir nie übermäßig sympathisch gewesen. Dazu
kam noch, daß einige Gerüchte über ihn in Umlauf waren. Vor allem die Sache in
Monte-Carlo, als der Direktor des Kasinos ihn in sein Büro hat kommen lassen...
Aber mich interessierte das alles nicht. Für mich war das Gespräch mit dem
Präfekten von Nizza wichtiger. Es ging um dieses Goldene Buch. Ich soll die
Illustrationen besorgen. Radierungen von bedeutenden Persönlichkeiten des
Arrondissements. Das ist eine große Ehre für mich und meine Kunst, eminent
wichtig für meine Zukunft! Als ich aus Nizza zurückkam, hat mir meine
Haushälterin von Ihrem Besuch erzählt. Sie hatten Ihre Visitenkarte
hiergelassen. ,Privatdetektiv’... Ich muß zugeben, diese Berufsbezeichnung
gefiel mir gar nicht. Ihr Berufsstand hat nicht den allerbesten Ruf, wie Sie
wissen. Vielleicht wegen einiger schwarzer Schafe...“
    „Tja, leider“, seufzte ich scheinheilig. „Für
oberflächliche Leute ist jeder Privatdetektiv ein Erpresser.“
    „Ganz genau! Für so was hab ich Sie gehalten.
Für einen Erpresser! Deswegen war ich bei unserem ersten Gespräch auch so
übernervös. Ich

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