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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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alles
erklären.
    Die Kanzlei von Maître Dianoux in Nizza war
geschlossen: Mittagspause. Großzügig, wie ich nun mal bin, lud ich den
Taxichauffeur ins Restaurant ein. Nach dem Essen ging ich zurück zur Kanzlei,
wo mich der Notar in seinem staubigen Büro empfing. Durch die Regale voller
Fachbücher wirkte es noch düsterer.
    Der Mann des Gesetzes rieb sich seine weißen,
vertrockneten Hände. Ich hätte Glück, sagte er, das... äh... Vermächtnis
betrage nicht mehr als 5 000 Francs. Das sei nämlich so ungefähr die Summe, die
Pierre de Fabrègues bei ihm hinterlegt habe. Das Bild, das der Notar im
folgenden Gespräch von seinem verstorbenen Klienten zeichnete, entsprach
haargenau dem, das ich mir inzwischen selbst gemacht hatte. Ein schwacher
Charakter sei der Graf gewesen, ohne eigenen Willen...
    Ich strich die fünf Scheine ein und machte mich
auf die Heimfahrt, die ich nur kurz in La Pergola unterbrach. Madame war
aber leider immer noch nicht wieder zu Hause. Ich ließ eine Nachricht mit
meiner Adresse zurück.
    In Cannes ging ich am Polizeigebäude vorbei.
Anscheinend stand Kommissar Pellegrini hinter der Gardine seines Büros und
beobachtete die Passanten. Mit dem Versprechen, mir die gerichtsmedizinischen
Berichte zu zeigen, lockte er mich in seine Höhle.
    Der erste Bericht bezog sich auf den
Unbekannten, den ich für einen Engländer hielt. Demnach hatte der Mann seit dem
gestrigen Mittag nichts mehr gegessen. Er war also kurz nach unserer Begegnung
in der Strauchheide seinen Feinden in die Hände gefallen. Die Autopsie hatte
noch etwas anderes ergeben: Dem Unbekannten war ein Mittel mit der
komplizierten Bezeichnung Haimanéosyl (hergestellt von Dr. Boiffard)
gespritzt worden. Und zwar fachgerecht, ohne Fehlversuche. Das Medikament wurde
vor allem bei Anämie verabreicht, wobei wegen seiner Nebenwirkungen auf das
Herz besondere Vorsicht geboten war. Im Falle des Toten waren die
Nebenwirkungen... tödlich gewesen. Und noch etwas stand in dem Bericht: An der
Schläfengegend waren Gummipartikel gefunden worden, die von einem oder mehreren
Kontakten mit dem Gartenschlauch herrührten. Sonst gab es keine weiteren
Anzeichen von Gewalt.
    Der zweite Autopsiebericht bezog sich auf Marius
Dufour. Er bestätigte schlicht und einfach das, was wir schon wußten.
    „Und Ihr Wagen?“ fragte ich den Kommissar.
    „Vielen Dank, daß Sie uns benachrichtigt haben,
Monsieur Burma. Aber ehrlich gesagt, ich hätte lieber seinen letzten Fahrer
wiedergefunden...“
    „Er hat doch sicher Fingerabdrücke am Lenkrad
hinterlassen, oder?“ Mir war eine Idee gekommen. „Haben Sie die schon
identifiziert?“
    „Natürlich nicht! Wir mußten erst auf Nestor
Burma warten, damit er uns sagt, was wir zu tun haben. Im Ernst: Wissen Sie,
daß inzwischen mindestens fünfzig kleine Lausbuben in dem Wagen Räuber und
Gendarm gespielt haben? Suchen Sie mal unter diesen Bedingungen die
richtigen Abdrücke!“
    Um sich selbst aufzumuntern, verkündete er ohne
Übergang triumphierend, daß er seine Zeit jedoch nicht vergeudet habe:
    „Der Revolver, den wir im Keller der Villa
gefunden haben, gehörte dem Radierer. Wir konnten den Händler ausfindig machen,
der ihm die Waffe verkauft hat. Außerdem ist es uns gelungen, den Unbekannten
mit dem Klumpfuß zu identifizieren.“ Er sprach plötzlich leiser, so als koste
es ihn Überwindung, mir recht geben zu müssen. „Wir haben sein Foto in alle
Hotels und Pensionen geschickt. Er hatte mehrere Tage in der Route de
Saint-Cassien gewohnt, im La Boca. Den Angaben auf dem Meldezettel
zufolge war er aus London gekommen. Gestern nachmittag hat er eine Spazierfahrt
unternommen. Wie immer lieh ihm der Sohn des Hotelwirts sein Fahrrad.“
    „Wie immer?“
    „Ja, er ist nicht zum ersten Mal in diesem Hotel
abgestiegen. Übrigens, sein Name ist Ronald Kree. Seit zwei Jahren kam er
ungefähr alle sechs Monate. Blieb höchstens zwei Tage. Und immer unternahm er
eine Radtour. Dieses Mal waren sie jedoch überrascht, ihn so schnell wieder als
Gast begrüßen zu können. Seit seinem letzten Aufenthalt waren keine vierzehn
Tage vergangen.“
    „Haben Sie sein Zimmer durchsucht? Sah es so
aus, als sei er weggefahren, ohne wiederkommen zu wollen?“
    „Ganz im Gegenteil! Wir haben sein Gepäck
gefunden — sehr leichtes Gepäck! — , das uns aber keinen weiteren Aufschluß
gegeben hat. Eine Reisetasche mit einem Rasierer, einer Zahnbürste, etwas
Wäsche und einer Bibel.“
    „Beruf?“
    „Hat sich

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