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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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das Opfer damit
vorhatte. Beteuerte aber hartnäckig, nicht gewußt zu haben, daß Laura Sutton
ihn mit einer beträchtlichen Summe in ihrem Testament bedacht hatte. Urteil:
Schuldig wegen Rauschgifthandels, vor allem aber wegen Beihilfe zum Selbstmord,
um das Erbe der reichen Miss Sutton anzutreten. Drei Jahre Gefängnis und fünf
Jahre Entzug der Aufenthaltsberechtigung. Während der Arzt im Zentralgefängnis
sitzt, beginnt ein anderer, typisch Pariser Prozeß. Entfernte Verwandte fechten
das Testament an, in dem das Vermögen von Miss Sutton unter ihre verschiedenen
Freunde aufgeteilt wird. Klage abgewiesen.“
    Ich entzifferte gerade Covets Unterschrift, als
der Kellner durch das Lokal brüllte, Monsieur Burma werde am Telefon verlangt.
    „Hallo, Monsieur Burma? Da hab ich aber Glück!
Im ersten Café, das ich anrufe, sitzen Sie. Hélène hier.“
    „Hab Ihre Stimme schon erkannt. Nun, sind Sie
inzwischen mit dem Essen fertig?“
    „Jawohl, Monsieur. Die Verdauung hat bereits
eingesetzt. Wollte mich grade ein wenig hinlegen, als... Na ja, hier im Hotel
sitzt eine Frau, eine junge Frau, die Sie unbedingt sprechen will. Sieht
ziemlich angegriffen aus, so als wär sie krank. Ich wußte gar nicht, daß Sie
eine Frau derart verwirren können... Mit Ihrem Gesicht...“
    „Ihre unqualifizierten Bemerkungen können Sie
sich sparen“, bremste ich sie. „Wer ist die Dame? Ist sie blond, brünett oder
ein Albino?“
    „Ach! So was kennen Sie auch?“ gab meine
Sekretärin zurück, unbeeindruckt von meiner Bemerkung über unqualifizierte
Bemerkungen. „Brünett ist sie, Ihre Verehrerin. Zum Telefonieren fehlen ihr die
Kräfte, sie ist völlig geschafft. Vergießt bittere Tränen wegen Ihnen...“
     
    Zuerst sah ich nur die wunderschönen Beine.
Raymonde Saint-Cernin lag buchstäblich hingegossen in einem Sessel des
Aufenthaltsraumes. Ihr Gesicht war leichenblaß, ihre Nase stach spitz hervor,
und ihre glasigen Augen schienen nichts wahrzunehmen. Zwischen ihren zitternden
Lippen verglomm langsam eine Zigarette, an der sie nicht zog. Es gehörte nicht
viel Phantasie dazu, um sich darüber klarzuwerden, daß die Schriftstellerin
ihre tägliche Giftration noch nicht bekommen hatte.
    Hélène Chatelain ließ uns alleine. Ich
schüttelte Raymonde an den Schultern, um sie ins Leben zurückzuholen.
    „Monsieur Burma“, hauchte sie gleichzeitig
verzweifelt und verrucht. „Wie gut, daß Sie mir Ihre Adresse hinterlassen
haben. Sie sind ein Gentleman... wissen Bescheid... Sie können mir was
besorgen.“
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr dann
in einem Zug fort, wie jemand, der Angst hat, ihm könnte vor Beendigung des
Satzes die Puste ausgehen.
    „Den ganzen Tag über bin ich rumgelaufen, von
einem Freund zum andern, aber keiner war zu Hause, alle weggefahren, auch der,
der mir die letzten Tage was besorgt hat...“ Wieder holte sie tief Luft, dann
schrie sie beinahe: „Er will mir’s abgewöhnen! Ich will ja auch da runter, aber
man kann doch nicht von heute auf morgen aufhören, einfach so! Jeden Tag etwas
weniger, ja... Aber nicht so plötzlich! Das bringt einen um! Vielleicht will er
das ja auch! Sich rächen...“
    „Wieso sitzen Sie denn überhaupt auf dem
trockenen?“ fragte ich. „Haben Sie sich keinen... Vorrat angelegt?“
    „Doch, hab gestern was gekriegt... Aber er hat
mir’s weggenommen. Will, daß ich aufhöre... Er ist mit dem Stoff abgehauen.“
    „Wer?“
    „Marcel.“
    Also hatte der Arzt heute morgen, als wir ihn
bei dem toten Engländer überrascht hatten, das Rauschgift bei sich. Ein
zusätzlicher Grund, die Flucht zu ergreifen!
    „Hat Ihnen jemand das Zeug gebracht?“ Sie
nickte. „Wer? Der Hinkende, stimmt’s?“
    „Der Hinkende? Meinen Sie den Toten, den Sie mir
gezeigt haben?“ Sie lachte kurz und unangenehm auf. „Nein, der nicht... Eine...
Freundin von mir.“
    „Und sie gibt Ihnen nichts mehr?“
    „Verschwunden“, flüsterte die Schriftstellerin
und machte eine resignierte Handbewegung.
    „Werd versuchen, Sie zu versorgen“, versprach
ich. „Schnee?“
    „Opium.“
    Vor drei Jahren hatte sie mal ‘ne Prise Koks
probieren wollen, und jetzt war sie auf chandoo. Prima!
    „Werd versuchen, Ihnen was zu beschaffen“,
wiederholte ich.
    Sie stellte sich auf ihre wackligen Beine und
schmiegte sich an mich. Ich hörte ihr Herz pochen. Ihr schweres Parfüm reichte
für einen Rausch.
    „Danke“, flüsterte sie zärtlich. „Sie sind nett.“
    Ich preßte meinen Mund

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