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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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plumpe Scherze über mich ergehen
lassen. („Was tut ein Herr fortgeschrittenen Alters zu ebenso fortgeschrittener
Stunde bei einer alleinstehenden Dame?“) Dann zeigte er mir ein Notizbuch, in
dem eine Menge uninteressanter Dinge standen, unter anderem der Name Pierre de
Fabrègues.
    „Und was schließen Sie daraus?“ fragte ich
unwillig.
    „Daß der Graf und der Grafiker miteinander in
Verbindung standen.“
    Ich bat um Erlaubnis, das Telefon benutzen zu
dürfen. Ich durfte. Meine Unterhaltung mit Robert de Fabrègues war kurz. Er
konnte mir nicht sagen, ob sein Bruder einen Marius Dufour gekannt hatte; er
jedenfalls höre den Namen zum ersten Mal.
    „Kommen Sie voran?“ erkundigte sich Pellegrini
grinsend, nachdem ich aufgelegt hatte.
    „Ganz im Gegenteil“, knurrte ich, „Zufrieden?“
    „Machen Sie mich nicht schlechter, als ich bin“,
lachte er. „Wissen Sie, warum wir hier sind?“
    Da war es, das Haar in der Suppe! Der Kommissar
verbarg etwas. Ich setzte mein dümmstes Gesicht auf, legte eine Hand hinter
mein linkes Ohr und lauschte.
    „Wir sind hier“, dozierte der Korse, „weil wir
die Erfahrung gemacht haben, daß Nachuntersuchungen ihr Gutes haben. Irgend
etwas übersieht man immer beim ersten Mal.“ Triumphierend klopfte er auf das
Notizbuch. „Und das trifft nicht nur in bezug auf Marius Dufour zu, sondern in
nicht geringerem Maße auch auf Ronald Kree.“ Bedeutungsvolle Pause. „Wir haben
uns nämlich mal seine Bibel etwas näher angesehen“, fuhr er dann fort. „In dem
Einband befindet sich ein Geheimfach, in dem wir... Na, was meinen Sie, was wir
da drin gefunden haben?“
    „Bin ich Jesus?“ fragte ich zurück.
    „Eine Banknote zu 1 ooo Francs und eine zu 5
Pfund Sterling!“ rief Pellegrini. „Zwei schöne, richtig falsche Banknoten!“
    „Ach!“
    Mehr fiel mir dazu nicht ein. Ich machte den
Kommissar darauf aufmerksam, daß der Taxameter in meinem Taxi weiterlief, und
äußerte die Befürchtung, daß er mir die Blüten aus der getürkten Bibel pumpen
müsse, wenn ich mich nicht von der Truppe entfernen dürfe.
    Während der Rückfahrt dachte ich darüber nach,
ob es vielleicht die falschen Banknoten gewesen waren, nach denen Ronald Krees
Quälgeister so krampfhaft gesucht hatten. Aber war das nicht seltsam? Was
wollten diese Leute mit zwei jämmerlichen Blüten? Sie, die sie doch schließlich
fabriziert hatten?

11

Ein
Journalist namens Deroy
     
    Ich schlief schlecht und wachte früh auf.
Nachdem ich meine Träume noch ein Weilchen auf mich hatte wirken lassen,
duschte ich, zog mich an und ging zu Hélène. Meine Sekretärin trällerte
gutgelaunt vor sich hin. Ich gab ihr die Adressen von Frédo und Raymonde. Vor
dem ersteren warnte ich sie entsprechend, damit er sie nicht durchlöchere wie
ein Sieb.
    „Bei ihm werden Sie Marcel Chevalme antreffen“,
erklärte ich ihr. „Er wird Ihnen ein kleines Päckchen für die Schriftstellerin
mitgeben. Vermeiden Sie von da an jedes auffällige Benehmen, um nicht die
Aufmerksamkeit der Flics zu erregen. Ich bin zwar erfinderisch, wüßte aber
nicht, wie ich Pellegrini klarmachen sollte, daß Sie mit einer Tagesration
Opium durch die Gegend laufen.“
    Hélène hörte sich die Empfehlungen geduldig an.
    „Und was tun Sie in der Zeit?“ fragte sie dann.
    „Keine Ahnung“, antwortete ich.
    Das entsprach exakt der Wahrheit. Ich zündete
mir eine Pfeife an und ging an den Strand, um Meeresluft zu schnuppern. Mit der
Morgenausgabe des Littoral setzte ich mich auf die Terrasse eines
kleinen Cafés. Das Drama in der Strauchheide war groß aufgemacht, doch der Text
enthüllte nichts Sensationelles. Reine Zeilenschinderei.
    Mit hurtiger Feder forderte der Redakteur empört
die „totale Säuberung“ der Côte. Er sei froh über die Razzia, die die Polizei
kürzlich in bestimmten Kreisen vorgenommen habe. Auf diese Weise sei eine Bande
von Drogenhändlern aufgeflogen. Auf der nachfolgenden Liste festgenommener
Personen befand sich auch der Name von Madeleine Poitevin. Das brachte mich auf
eine Idee. Ich faltete die Zeitung zusammen und ging zum Telefon.
    Der redselige Korse ließ mich überhaupt nicht zu
Wort kommen. Legte sofort mit den Neuigkeiten los, die er für mich bereithielt.
Nachdem er mir mitgeteilt hatte, daß Ronald Krees Fahrrad auf einem unbebauten
Gelände gefunden worden war, fuhr er fort:
    „Und was Ihr Attentat betrifft: Ich habe das
Vernehmungsprotokoll des Nachtwächters der Baustelle gelesen. Der

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