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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Mann
behauptet, der Schütze könne unmöglich durch sein Gebiet gekommen sein. Gibt
zwar zu, daß er unmittelbar vor den Schüssen — die er gehört habe — nicht auf
seinem Posten gewesen sei, und räumt ein, daß der Täter eventuell das Gerüst
hochgeklettert sein könne. Doch nach den Schüssen sei er keinesfalls denselben
Weg runtergeklettert! Der Nachtwächter schwört, sofort nach dem Attentat auf
seinem Posten gestanden zu haben. Wir haben Erkundigungen über ihn eingezogen.
Es gibt keinen Grund, dem Mann nicht zu glauben. Er ist ein komischer Kauz,
dabei aber ein ehrenwerter Bürger.“
    „Dann muß mein Jäger einen anderen Fluchtweg
gewählt haben“, schloß ich, um dann auf die Tänzerin zu sprechen zu kommen. „Könnten
Sie mir eine Besuchserlaubnis besorgen?“ fragte ich den Kommissar.
    „Ich brauche Sie wohl nicht nach dem Grund für
ein Rendezvous zu fragen, oder?“ bemerkte er in einem Ton, der mir gar nicht
gefiel. „So langsam kenne ich Sie... Keine Antwort? Haben Sie eine bestimmte
Theorie?“
    An Theorien herrsche bei mir kein Mangel,
erwiderte ich ausweichend, jedoch sei ich nicht bereit, mit ihm über ungelegte
Eier zu sprechen.
    „Unter diesen Umständen können Sie sehen, wo Sie
einen Erlaubnisschein herkriegen. Von mir nicht!“
    Sprach’s und legte auf. Ich schnappte mir das
Telefonbuch und suchte Raymondes Nummer heraus. Doch ich hatte wieder mal
vergessen, daß es in La Pergola mit der Verbindung haperte. Ich
gestattete mir ein paar wenig schmeichelhafte Bemerkungen über die Langsamkeit
südlicher Telefontechniker, die sich mit der Reparatur defekter Apparate Zeit
ließen. Dann verließ ich das Café.
    Draußen wurde ich von zwei jungen Kichererbsen
überholt. Ein ziemlich häßlicher Kerl mit Pickelgesicht folgte ihnen, eine
Kamera in der Hand. Seine Jacke war mit Schreibgeräten vollgestopft.
    Ich ging weiter. Eine angenehme Meeresbrise
blies mir ins Gesicht. Im Hafen legte gerade eine Jacht an. Ich beobachtete das
Manöver... und mußte zugeben, daß Hélène sich nicht geirrt hatte: Über den
Laufsteg der prächtigen Luxusjacht spazierte André Milandre an Land. Er sah
zufrieden aus. Innerlich bedauerte ich — allerdings nicht übermäßig — die
Brieftasche des Besitzers der Jacht, die den stolzen Namen Der Fliegende
Holländer trug.
    Ich setzte meinen Hafenrundgang fort. An Bord
ihres Segelschiffes drehten die Filmemacher weitere Szenen.
    Plötzlich verspürte ich einen schrecklichen
Durst. Ich stürzte in das nächste Bistro, das ich sah, und trank hintereinander
zwei Kognak an der Theke. Neben mir standen zwei junge Kerle mit
Spitzbubengesichtern. Ihre blauen Overalls waren offensichtlich noch nie mit so
etwas Entwürdigendem wie Arbeit in Berührung gekommen. Die beiden ließen sich
lang und breit über imponierende Sportarten aus, während sie auf gelblichen
Zigarettenkippen herumkauten. Dabei waren es schmächtige Würstchen und alles
andere als athletisch gebaut. Aber Sport, das war ihre Leidenschaft!
    Ich ließ sie mit ihrer anregenden Diskussion an
der Theke stehen und ging zurück ins Hôtel du Cirque. Dort begab ich
mich in mein ehemaliges Zimmer, in dem es blaue Bohnen geregnet hatte, und
lehnte mich aus dem Fenster. Da der Attentäter höchstwahrscheinlich nicht den
Weg über die Baustelle genommen hatte, mußte ich nach etwas anderem Ausschau
halten. Gegenüber erhob sich das zweistöckige Flachgebäude. Links befand sich
eine hohe Mauer, rechts eine Art Schuppen. Von dort aus konnte man durchaus das
Flachdach erreichen. Und dann brauchte man nur zu warten, bis das Opfer das
Licht anknipste...
    War der Schütze folglich ein Gast dieses Hotels
gewesen?
    Ja, ein Durchgangsreisender... mit speziellem
Auftrag!
    Nun gab es aber nicht so furchtbar viele Leute,
die diese Kletterpartie absolvieren konnten. Um so besser. Das vereinfachte
meine Ermittlungen.
    Ein Artist? Als ich die Segeljacht der Filmleute
gesehen hatte, war mir sofort wieder der Klettermaxe eingefallen, den ich
gestern dort hatte herumturnen sehen.
    Aus welchem Zimmer des Hotels konnte man am
bequemsten auf die Mauer oder auf den Schuppen gelangen? Ich ging hinunter, um
mich bei meinem Freund zu erkundigen.
    Réné Leclercq war nicht in seinem Büro, doch der
Angestellte gab mir bereitwillig Auskunft. Das Zimmer, das mich interessierte,
hatte die Nummer 72. Es war zur Zeit nicht belegt. Wer hatte in der
betreffenden Nacht dort gewohnt? Das Anmeldebuch half mir nicht weiter. Es
wurde ziemlich

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